# taz.de -- Indigene Frauen auf dem UN-Klimagipfel: Die den Wald beschützen
> Indigene Frauen spielen eine zentrale Rolle beim Schutz der Ökosysteme.
> Auf der Klimakonferenz fordern sie, gehört zu werden.
(IMG) Bild: Die brasilianische Ministerin für Indigene Völker Sonia Guajajara ermöglicht es vielen Indigenen Frauen, beim Klimagipfel zu sein
Während die offiziellen Verhandlungen der UN-Klimakonferenz von Männern
dominiert werden, haben sich in Belém indigene Frauen aus der ganzen Welt
getroffen, um eigene Lösungsvorschläge für die Klimakrise auszuarbeiten.
Beim ersten Globalen Gipfel indigener Frauen kamen über 200 lideresas
zusammen, die in ihren Gemeinschaften und Organisationen führende Rollen
einnehmen.
„Indigene Frauen sind die Ersten, die unter der ökologischen Krise und dem
Klimawandel leiden“, sagt Sônia Guajajara in ihrer Eröffnungsrede. Sie ist
die erste Ministerin für indigene Völker in Brasilien. „Es gibt keine
Lösungen für die Klimakrise ohne uns indigene Frauen“, sagt sie weiter. Die
Ministerin hebt hervor, dass noch nie so viele Indigene an einer
Weltklimakonferenz teilgenommen haben wie hier in Belém. Insgesamt seien
etwa 3.000 in der Stadt.
Die Veranstaltung wird organisiert vom Internationalen Forum Indigener
Frauen (FIMI), einem globalen Netzwerk von Aktivistinnen aus Amerika,
Afrika, Asien, der Arktis und der Pazifikregion.
Die 74-jährige Tarcila Rivera Zea ist Quechua-Aktivistin aus den
peruanischen Anden und hat das FIMI mitgegründet. Seit über 50 Jahren setzt
sie sich dafür ein, dass indigene Frauen auf internationaler Ebene – zum
Beispiel bei den Vereinten Nationen – Gehör finden.
„Der Rassismus erschwert unsere Teilnahme und schwächt unser
Selbstbewusstsein“, erklärt sie und betont, dass indigene Frauen viele
Formen der Gewalt erleben. „Der Klimawandel ist eine weitere Form der
Gewalt, die unser Leben in der Gemeinschaft gefährdet.“
## Indigene nutzen ihr Land oft besonders nachhaltig
Viele indigene Gemeinschaften leben von der Subsistenzwirtschaft. Extreme
Wetterereignisse wie Dürren und starker Regen beeinträchtigen die Ernte,
sagt Rivera Zea. Das führe dazu, dass viele Männer in die Städte ziehen, um
dort nach Lohnarbeit zu suchen. „Die Frauen bleiben zurück, sie kümmern
sich um die Kinder, die Tiere und die Pflanzen. Das ist eine enorme
Belastung.“
Den Vereinten Nationen zufolge [1][befinden sich 80 Prozent der
verbliebenen Biodiversität der Erde in indigenen Territorien]. Das ist kein
Zufall, sondern liegt daran, dass sie ihre Gebiete [2][durch ihr
traditionelles Wissen und ihre Lebensweise besonders nachhaltig nutzen].
Die indigenen Frauen wollen auf der UN-Klimakonferenz nicht nur als Opfer
oder als Betroffene der Klimakrise wahrgenommen werden, sondern als
Akteurinnen, die einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Natur und
Artenvielfalt leisten. Sie beschützen Saatgut, pflegen Böden und
verteidigen Territorien. „Unser traditionelles Wissen über
Lebensmittelproduktion und Heilpflanzen ist Teil der Lösung“, sagt Tarcila
Rivera Zea.
Zwei Tage lang treffen sich Frauen aus Ländern wie Mexiko, Kenia und Nepal
im Museu Emílio Goeldi in Belém und sprechen über traditionelles indigenes
Wissen zu Saatguterhalt, Agroökologie, Wassernutzung und Waldschutz.
## Brasilien unterstützte indigene Frauen auf Konferenz
In ihrem Abschlussdokument, das der taz vorliegt, stellen sie zehn
Forderungen auf, unter anderem den Schutz indigener Territorien, den Zugang
zu Klimafinanzierung, eine globale Anpassungsagenda, die indigenes Wissen
anerkennt sowie die Teilhabe indigener Frauen an den Klimaverhandlungen.
Das Dokument übergaben die Frauen anschließend der indigenen Vertretung bei
der Klimakonferenz, damit ihre Forderungen in die offiziellen Verhandlungen
einfließen.
Die brasilianische Ministerin für indigene Völker Guajajara hat die
Partizipation indigener Frauen bei der UN-Klimakonferenz aktiv gefördert.
Als Vorbereitung [3][bot das Ministerium Workshops und Trainings für
Anführer*innen Indigener Organisationen an]. Während der Konferenz
[4][wurden Übernachtungsmöglichkeiten für 3.000 Indigene aus Brasilien und
dem Ausland angeboten].
Célia Xakriabá, eine indigene Aktivistin des Volks der Xakriabá und
Parlamentsabgeordnete in Brasilien, hat die Kampagne „Sem Mulher Não Tem
Clima“ (etwa: „Ohne Frauen gibt es kein Klima“) ins Leben gerufen, um die
Gewalt gegen Frauen in der Klimakrise sichtbar zu machen und eine
geschlechtergerechte Klimapolitik voranzutreiben. 20 weitere Länder haben
sich der Kampagne angeschlossen.
Dem brasilianischen Ministerium für indigene Völker zufolge sind etwa 800
Indigene in der sogenannten Blue Zone bei der Klimakonferenz akkreditiert,
wo die offiziellen Verhandlungen stattfinden.
## Indigene: „Unsere Arbeit wird unsichtbar gemacht.“
Fany Kuiru ist eine von ihnen. Sie ist die erste Frau, die die Coordinadora
de Organizaciones Indígenas de la Cuenca Amazónica (COICA) leitet, eine
Dachorganisation, die die Rechte der Indigenen aus allen neun Ländern des
Amazonasbeckens vertritt. Sie wuchs in La Chorrera im kolumbianischen
Amazonasgebiet auf, eines der Zentren des Kautschukbooms, wo zum Ende des
19. Jahrhunderts Tausende Indigene versklavt und ermordet wurden.
Als Gemeindevorsteherin der Indigenen Uitoto und Leiterin der COICA kämpft
sie dafür, das Bewusstsein für den Beitrag indigener Frauen zum Klimaschutz
zu schärfen. „Wir indigenen Frauen sind diejenigen, die in Amazonien
Widerstand leisten, und wir sind diejenigen, [5][die in diesem Gebiet
Aufforstung betreiben] und unsere für die Welt lebenswichtigen Ökosysteme
beschützen“, sagt sie in einem Gespräch in der Blue Zone zur taz.
„Aber unsere Sorgearbeit für die Wälder, für die Familien, für das Leben
generell wird unsichtbar gemacht“, fährt Kuiru fort. „Die indigenen Frauen
[6][heilen mit ihren Händen die Wunden der zerstörten Natur].“
Fany Kuiru spricht von einem „stillen Genozid“ gegen Indigene. Der
Rohstoffabbau habe schwerwiegende gesundheitliche Folgen, der illegale
Bergbau beispielsweise verseuche die Flüsse mit Schwermetallen, was an
manchen Orten zu Unfruchtbarkeit bei Frauen geführt habe.
Der Amazonas-Regenwald ist eines der artenreichsten Gebiete der Erde, ihr
wichtigster Kohlenstoffspeicher, und er wird von über 500 Indigenen Völkern
bewohnt. Fast die Hälfte des verbleibenden intakten Waldes im
Amazonasbecken [7][befindet sich in indigenen Gebieten]. „Die Rettung von
Amazonien liegt in den Händen der indigenen Frauen“, sagt Kuiru.
22 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://news.un.org/es/audio/2018/04/1432172
(DIR) [2] /COP30-und-der-Kampf-um-indigene-Rechte/!6131112
(DIR) [3] https://www.gov.br/povosindigenas/pt-br/assuntos/noticias/2025/09/jornada-de-formacao-para-a-cop30-fortalece-o-protagonismo-indigena-diante-da-crise-climatica
(DIR) [4] https://veja.abril.com.br/brasil/cop30-tem-aldeia-para-hospedar-povos-indigenas-do-brasil-e-exterior/
(DIR) [5] /Oekonomin-ueber-CO-Zertifikate-Ich-kenne-keine-erfolgreichen-Beispiele/!6130316
(DIR) [6] /CO2-Zertifikate/!6131289
(DIR) [7] https://esajournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.1002/fee.2148?domain=p2p_domain&token=DBJAMNHBMX4ATNPHGADM
## AUTOREN
(DIR) Sophia Boddenberg
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