# taz.de -- unterm strich: Bühnen im Widerstand
> In der Theaterlandschaft in Baden-Württemberg wird die Axt an die
> Kulturfinanzierung gelegt. Die Betroffenen protestieren.
(IMG) Bild: „Die jetzige Situation ist das Ergebnis einer fundamentalen Finanzkrise'‘
Die Lage ist ernst, mehr noch: existenzgefährdend. Nachdem man sich im
„Ländle“, wo einst Friedrich Schiller maßgeblich die deutsche Dramatik
prägte, über Jahrhunderte hinweg eine der dichtesten Theaterlandschaften
aufbaute, legen die Haushaltspolitiker:innen nun die Axt an. Und
zwar überall – vom Nationaltheater Mannheim über das Badische Staatstheater
Karlsruhe bis hin zum ansonsten großzügig ausgestatteten Theater und
Orchester Heidelberg.
Besonders heftig soll es die [1][Württembergischen Staatstheater in
Stuttgart], also das große künstlerische Aushängeschild des Landes,
treffen. Im Raum stehen 6 Prozent Kürzungen pro Jahr, einzelne, kleinere
Einrichtungen müssen gar mit bis zu 30-prozentigen Einbrüchen bei den
öffentlichen Geldern rechnen.
Sollte die Stadt, wie beabsichtigt, mehr als 4 Millionen Euro 2026 und 2027
sparen, könnten sich die Summen, die wegfallen, aufgrund von
Kofinanzierungsmechanismen durch das Land verdoppeln. Bei insgesamt
jährlich schlimmstenfalls 8 Millionen Euro Kürzungen wären die
Arbeitsplätze von 120 Mitarbeitenden (rund 10 Prozent der Belegschaft)
allein bei den Württembergischen Staatstheatern bedroht.
## Kahlschlag nicht wortlos hinnehmen
Während die Kretschmann-Regierung noch nach Lösungen sucht, zeigen sich die
Fronten auf kommunaler Ebene, wo ebenso wie andernorts Kultur als
freiwillige Aufgabe zuerst unter den Rotstift gerät, verhärtet. „Die
jetzige Situation“, so der Intendant des Schauspiels Stuttgart im Gespräch
mit der taz, „ist das Ergebnis einer fundamentalen Finanzkrise. Sie führt
zu Kürzungsvorschlagen, die nicht nur nicht diskutiert sind. Ihre Tragweite
ist den städtischen Entscheidern überhaupt nicht bewusst. Zur Debatte
stehen tiefgreifende Einschnitte an der kulturellen Infrastruktur. Es kann
nicht sein, dass zur Frage, wie unsere Städte morgen und übermorgen
aussehen, keine Strategien entworfen werden.“
Den Kahlschlag wollen die Kultureinrichtungen nicht wortlos hinnehmen.
Deshalb haben sie sich just zu einem Widerstandsbündnis
zusammengeschlossen. Bevor am Montag der Stadtrat zur Kulturpolitik tagte
und man die Abgeordneten mit Fahnen und Trillerpfeifen in den Fluren
empfing, wurde im Anschluss an die Premiere von Shakespeares „Hamlet“ am
vergangenen Samstag eine breit getragene Resolution verlesen.
Auf der Bühne des Schauspiels versammelten sich Vertreter:innen
zahlreicher Einrichtungen, um ihren Protest kundzugeben. Beispielgebend
problematisierten Grete Pagan (Junges Ensemble Stuttgart) und Bastian
Sistig (Theater RAMPE) in ihrem Redebeitrag die vermeintliche
Alternativlosigkeit: „Braucht es eine halbe Million Euro zusätzlich für
Empfänge und Ehrungen im Rathaus? Braucht es gerade jetzt 50 Millionen Euro
für den Erwerb von neuen Fahrzeugen? Braucht es 5 Millionen Euro zusätzlich
fürs Stadtmarketing?“
Auch an anderen Orten der Republik werfen Kreativschaffende derzeit diese
oder ähnliche Fragen auf. Man kann nur hoffen, dass man sich wie in
Baden-Württemberg konzertiert. Denn sind kulturelle Orte erst einmal
verloren, lassen sie sich später nur schwer wiederbeleben.
10 Dec 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Schauspielhaus-in-Stuttgart/!5506678
## AUTOREN
(DIR) Björn Hayer
## TAGS
(DIR) Theater
(DIR) Stuttgart
(DIR) Schauspiel
(DIR) Kulturpolitik
(DIR) Kürzungen
(DIR) Kultur in Berlin
(DIR) Kulturkampf
(DIR) Kulturförderung
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) unterm strich: Weiterhin zittern müssen die in Berlin geförderten Ateliers
(DIR) Weimer und die Tegernsee-Connection: Das Kulturabbauministerium
Nicht zu fördern, was einem nicht gefällt, ist eine Sache. Die
Kommerzialisierung und die Manipulation von Kultur stehen auf einem anderen
Blatt.
(DIR) Kulturkürzungen des Bundes: Alles liegt auf Eis
Der Bund beendet die Netzwerkförderung der großen Produktionshäuser für
Darstellende Kunst. International werden sie eine kleinere Rolle spielen
müssen.