# taz.de -- Rentenstreit in der Union: Von Ströbele lernen
> Die Rentenrebellen in der Jungen Gruppe sollten sich absprechen: Ein paar
> Gegenstimmen sind okay, aber die Koalition dürfen sie nicht aufs Spiel
> setzen.
(IMG) Bild: Dafür oder dagegen: Wie werden sie abstimmen? Carl-Philipp Sassenrath, Johannes Winkel und Sebastian Schmidt, Junge Union im Bundestag
Gerade mal ein gutes halbes Jahr nach Amtsantritt ist die schwarz-rote
Koalition in schwierigem Fahrwasser. So schwierig, dass drei Tage vor der
finalen Abstimmung über das Rentenpaket nicht klar ist, ob dieses eine
Mehrheit im Bundestag erhält. Oder ob es nicht doch scheitern und die
Koalition daran letztlich zerbrechen könnte. Schwarz-Rot hat eine knappe
Mehrheit von 12 Stimmen im Bundestag. Ob aus der Union ausreichend
Zustimmung kommt, um diese Mehrheit zu sichern, das ist auch nach einer
Probeabstimmung am Dienstagnachmittag weiter ungewiss.
Der Streit um die Rente in der Union hat gezeigt, wie schlecht
Kommunikation und Management zwischen Kanzler, Kanzleramt und
Fraktionsspitze funktionieren. Eine bessere Zusammenarbeit hätte die
Eskalation vermutlich verhindern können. Denn [1][die jungen Abgeordneten]
sind ja auch deshalb so empört, weil man sich viel zu lange nicht ernsthaft
mit ihrer Kritik auseinandergesetzt hat. Was auch beinhaltet: Niemand hat
ihnen frühzeitig die Chancen und Grenzen ihrer Forderungen aufgezeigt.
Sowohl Kanzler Friedrich Merz als auch Fraktionschef Jens Spahn werden von
der Auseinandersetzung Blessuren davontragen. Merz hat in dem Prozess viel
Vertrauen verspielt, ausgerechnet bei der Gruppe, die ihn einst besonders
stark unterstützte. Auch ist seine Autorität angekratzt. Nach seinem
Machtwort in der Fraktionssitzung haben zunächst noch immer gefährlich
viele Abgeordnete dem Rentenpaket ihre Zustimmung verweigert. Und Spahn tut
sich weiter schwer, Mehrheiten in der Fraktion zu organisieren – was eine
der Kernaufgaben eines Fraktionschefs ist.
Nun muss man die inhaltlichen Positionen der [2][Jungen Gruppe] nicht
teilen. Es leuchtet aber durchaus ein, dass es wenig sinnvoll ist, noch vor
einer großen Rentenreform ein milliardenschweres Rentenpaket aufzulegen,
das wenig Nutzen bringt und im Falle der Stabilisierung des Rentenniveaus
zumindest akut nicht notwendig ist. Doch ist es jetzt an der Zeit, dass die
jungen Abgeordneten vom Baum herunterkommen, auf den sie so hochgeklettert
sind.
Die Zeiten sind schlicht zu ernst, um die Koalition wegen eines
Rentenpakets an den Abgrund zu führen. Deutschland braucht dringend eine
stabile Regierung – und Schwarz-Rot unter Merz ist leider die einzige, die
sich trotz aller Patzer und Probleme dafür aktuell anbietet.
Nun ist kaum vorstellbar, dass [3][Johannes Winkel], der Chef der Jungen
Union, und der Vorsitzende der Jungen Abgeordneten, Pascal Reddig, ihren
persönlichen Widerstand aufgeben. Zu groß wäre der Verlust ihrer
Glaubwürdigkeit. Aber sie könnten sich an einigen linken Grünen um
[4][Christian Ströbele] ein Beispiel nehmen. Diese hatten bei der
Abstimmung über den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan, den 2001 der
damalige SPD-Bundeskanzler Gerhard Schröder mit einer Vertrauensabstimmung
verknüpfte, ihre Stimmen aufgeteilt und abgesprochen, wer mit Nein stimmen
darf. So konnten sie ihre Kritik aufrechterhalten und haben gleichzeitig
die Regierungsfähigkeit des Landes nicht gefährdet.
Genau so könnte es heute für die Junge Gruppe gehen. Klingt komisch? Mag
sein, aber festgefahrene Prozesse lassen sich manchmal nur mit
unkonventionellen Methoden auflösen. Von Ströbele kann man einiges lernen.
3 Dec 2025
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## AUTOREN
(DIR) Sabine am Orde
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