# taz.de -- Abwehr von Luftfahrzeugen: Dobrindt setzt auf Hightech gegen Drohnen
       
       > Der Innenminister präsentiert eine neue Antidrohneneinheit der
       > Bundespolizei. Doch das Kompetenzchaos bei der sensiblen Aufgabe bleibt.
       
 (IMG) Bild: Innenminister Alexander Dobridt (CSU) stellte in Ahrensfelde die neue Antidrohneneinheit vor
       
       Wie zwei Wespen surren die Drohnen durch den grauen Dezemberhimmel, ein
       kleines Modell vorne weg, ein größeres und deutlich lauteres hinterher. Die
       Verfolgerin holt stetig auf. Dann ein Knall: Die große Drohne feuert ein
       Netz ab – und trifft. Kläglich zappelt das Opfer in den Fäden, bevor es
       langsam zu Boden sinkt.
       
       Mit einer Livedemonstration auf einem Polizeiflugplatz in Ahrensfelde bei
       Berlin präsentierte die Bundespolizei am Dienstag ihre neue
       Drohnenabwehreinheit. Neben der Abfangdrohne gab es auch mehrere
       schultergestützte Systeme zu sehen, die an Science-Fiction-Waffen erinnern.
       
       Bundesinnenminister Alexander Dobrindt reiste dem aeronautischen Anlass
       angemessen per Hubschrauber an (Luftlinie vom Flugplatz zu seinem
       Ministerium rund 20 km). In dunkelblauer Polizeijacke und flankiert von
       Beamten in Sturmhauben sprach Dobrindt von Drohnen als „neuartiger
       Bedrohung“ und der Antidrohneneinheit als „Meilenstein für unsere
       Sicherheit“.
       
       ## Dummer Streich oder feindliche Sabotage
       
       Die insgesamt 130 Beamt*innen sollen mit Hightechgeräten künftig auf
       Jagd nach „nicht kooperativen Drohnen“ gehen. Das können Drohnen sein, die
       als dummer Streich oder aus Unwissen über Flugplätze gesteuert werden und
       dort den Luftverkehr lahmlegen. Es können aber auch Drohnen sein, die
       Agenten feindlicher Staaten nutzen, um Militäreinrichtungen oder sensible
       Infrastruktur auszuspähen oder zu sabotieren.
       
       Fälle, in denen ausländische Akteure hinter Drohnenflügen vermutet werden,
       [1][häufen sich in den letzten Jahren]. Anfang Oktober sorgte dann eine
       ganze Reihe von Vorfällen mit Drohnen über Flugplätzen nicht nur in
       Deutschland, sondern auch andere europäische Staaten [2][für Aufsehen].
       Expert*innen gehen davon aus, dass Russland hinter den Überflügen
       steckte. Teils sollen die Drohnen von Schiffen der sogenannten
       Schattenflotte Russlands gestartet sein.
       
       Dobrindt hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt kaum mit Drohnenabwehr
       beschäftigt. Sein Fokus lag auf migrationspolitischen Maßnahmen [3][wie der
       Zurückweisung von Asylsuchenden an deutschen Grenzen]. Doch die Vorfälle
       alarmierten ihn. Innerhalb kurzer Zeit kündigte er eine Reihe neuer
       Maßnahmen an, darunter den Aufbau der Antidrohneneinheit, die am Dienstag
       vorgestellt wurde.
       
       Geplant sind außerdem eine eigene Forschungseinheit der Bundespolizei für
       Drohnenabwehrtechnik und ein Drohnenabwehrzentrum von Bund und Ländern.
       Dieses soll am Mittwoch auf der Innenministerkonferenz in Bremen
       beschlossen werden und die Zusammenarbeit von Bundespolizei,
       Länderpolizeien und Bundeswehr verbessern.
       
       ## Kompetenzwirrwarr bei der Drohnenabwehr
       
       Ob das gelingt, bleibt ungewiss, denn die Zuständigkeiten sind kompliziert.
       Die Bundesregierung hat eine Neufassung des Luftsicherheitsgesetzes auf den
       Weg gebracht. Sie soll der Bundeswehr erlauben, im Inland Waffen gegen
       Drohnen einzusetzen, wenn dies einen „besonders schweren Unglücksfall“
       verhindert. Doch ein solcher Einsatz ist nur als Amtshilfe möglich, wenn
       die Polizei darum bittet.
       
       Auch die Bundespolizei darf laut neuem Polizeigesetz auf Drohnen schießen,
       ist aber auf sensible Orte wie Flughäfen oder Bundesministerien beschränkt.
       An anderen Orten ist die jeweilige Landespolizei zuständig.
       Bundespolizeipräsident Dieter Romann, der am Dienstag nach Dobrindt sprach,
       bezeichnete das Kompetenzwirrwarr bei der Drohnenabwehr dann auch als
       „Gordischen Knoten“ vor dem man stehe. Die Antidrohneneinheit könne nur
       „ein erster operativer Schritt“ sein, um ihn zu lösen.
       
       Auch Oppositionspolitiker*innen sehen das so. Sie kritisieren die
       Pläne der Bundesregierung als unzureichend. Es brauche eine klare Bündelung
       der Kompetenzen und der Verantwortung bei der Bundespolizei, so die
       Forderungen, insbesondere aus den Reihen der Grünen.
       
       2 Dec 2025
       
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