# taz.de -- Beschluss der Innenminister:innen: In Berlin soll ein Zentrum zur Drohnenabwehr entstehen
> Gegen illegale Überflüge setzen die Innenminister:innen auf
> Vernetzung. In Berlin soll ein neues Drohnenabwehrzentrum entstehen.
(IMG) Bild: Eine Drohne der Bundespolizei und eine abgefangene Drohne im Netz bei einer Präsentation der Bundespolizei zur Drohnenabwehr
Wie können auffällige und [1][bedrohliche Drohnen] in Zukunft rechtzeitig
erkannt und vom Himmel geholt werden und von wem? Die meisten dieser Fragen
konnten auch die Innenminister:innen der Länder nach ihrer
halbjährlichen Tagung am Freitag in Bremen nicht beantworten.
Was jedoch verkündet wurde: Ab dem 17. Dezember soll in Berlin ein vom Bund
geführtes Drohnenabwehrzentrum entstehen, an dem die Länder, die Polizeien
sowie die Bundeswehr beteiligt sind.
In erster Linie solle dort ein Lagebild erstellt werden, sagte Bayerns
Innenminister Joachim Herrmann (CSU), der die getroffenen Beschlüsse mit
seinen Kollegen aus Bremen und Hamburg vorstellte. Das sei wichtig, falls
Drohnen an mehreren Orten gleichzeitig auftauchten.
Eine zentrale Entscheidungsbefugnis werde es allerdings weiterhin nicht
geben. Aufgrund der unterschiedlichen Zuständigkeiten für Gefahren von
außen (Bundeswehr) und innen (Polizei) ist das rechtlich nicht möglich. Im
Inland kommt es wiederum darauf an, wo eine Drohne fliegt – über
Flughafengelände ist die Bundespolizei zuständig, außerhalb die
Landespolizei.
## 850 Meldungen bis Oktober
Bisher werden Berichte über Vorkommnisse mit illegal fliegenden Drohnen ans
Bundeskriminalamt (BKA) gemeldet. [2][Der Spiegel] berichtete kürzlich, es
seien in diesem Jahr in ganz Deutschland bis Mitte Oktober über 850 solcher
Meldungen mit 1.550 Drohnen eingegangen. Sie sollen [3][über sogenannter
kritischer Infrastruktur wie Krankenhäuser und Stromversorger geflogen
sein] sowie über Justiz-, Militär- und Industrieanlagen.
Unklar ist allerdings, [4][was die Bundesländer dem BKA] melden. So hatte
die taz Ende September die Innenministerien der norddeutschen Bundesländer
nach Zahlen gefragt. Mecklenburg-Vorpommern schrieb von 68 Vorkommnissen im
ersten Halbjahr. Aber nur in vier Fällen habe es sich um meldepflichtige
Vorkommnisse gehandelt: Dreimal seien Militäranlagen überflogen worden,
einmal ein Offshore-Windpark.
Niedersachsen sprach von 272 Vorfällen „mit unbekannten Flugobjekten oder
auffälligen Positionslichtern am Himmel“ bis Ende September. In wie vielen
Fällen dabei Militäranlagen und Ähnliches betroffen waren, wollte der
Ministeriumssprecher nicht sagen. Zudem sei nicht verifiziert, um welche
Art von Flugobjekten es sich gehandelt habe. Der Sprecher des Hamburger
Innensenators Andy Grote (SPD) schrieb der taz, die Polizei führe keine
Statistik zu Drohnensichtungen, auch Schleswig-Holstein und Bremen nannten
keine Zahlen.
## Vernetzung statt Doppelstrukturen
Das neue Drohnenabwehrzentrum soll auch dazu dienen, „Doppelstrukturen“
abzuschaffen, sagte Bayerns Innenminister am Freitag in der
Pressekonferenz. Nun haben die fünf norddeutschen Bundesländer gerade erst
ein „Kompetenzcluster Drohnenabwehr“ vereinbart. Hamburgs Innensenator Andy
Grote erklärte, dabei handle es sich anders als beim Abwehrzentrum nicht um
eine „operative“ Einrichtung, sondern um eine „Austauschplattform“. Und:
„Wir brauchen überall Vernetzung.“
Bei einem Auftakttreffen Anfang November sei beispielsweise aufgefallen,
dass ein Gesetz fehle, das den Betreibern von Einrichtungen der kritischen
Infrastruktur die technische Drohnenabwehr erlaube. Daraus sei ein Antrag
an den Bundesrat entstanden, der daraufhin anregte, diesen Punkt noch in
[5][das neue Kritis-Dachgesetz] aufzunehmen. Dafür sei es aber
wahrscheinlich zu spät, so Herrmann.
Nicht äußern konnte sich an dieser Stelle sein Parteifreund,
Bundesinnenminister Alexander Dobrindt, der [6][zu einer Sitzung des
Bundestags in Berlin] abgereist war. Am Vortag hatte er vor dem Tagungsort,
dem Bremer Parkhotel, demonstrieren lassen, wie die Bundespolizei [7][eine
Drohne abfangen] kann. Dem Vernehmen nach hatte er seine Drohnenshow nicht
mit den Innenminister:innen der Länder abgesprochen.
Seine Pressestelle schrieb am Freitag, „viele Drohnenflüge zielen nicht
primär auf direkte Angriffe, sondern auf Verunsicherung“. Dabei ist es
Dobrindt, der zuverlässig angsteinflößende und damit verunsichernde Bilder
evoziert. So hatte er im September von „Drohnenschwärmen“ über
Schleswig-Holstein gesprochen, auch von einer „Mutterdrohne“ war die Rede,
was [8][die Landesinnenministerin] beides öffentlich später weder
bestätigte noch dementierte.
6 Dec 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Abwehr-von-Luftfahrzeugen/!6134704
(DIR) [2] https://www.spiegel.de/politik/deutschland/alexander-dobrindt-besucht-spezialeinheit-die-grosse-drohnen-show-a-e0efe46a-de82-4fa2-b194-bba256e94b2d
(DIR) [3] /Unbekannte-Drohnen-ueber-Europa/!6117484
(DIR) [4] https://www.zeit.de/2025/47/drohnensichtungen-flughaefen-europa-militaer-russland/seite-3
(DIR) [5] /IT-Experte-ueber-bedrohte-Infrastruktur/!6115811
(DIR) [6] /Kanzlermehrheit-fuer-Merz/!6135665
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