# taz.de -- Verbrennerpolitik der EU: Wirtschaftsmacht legt Rückwärtsgang ein
       
       > Auch nach 2035 sollen Fahrzeuge mit Verbrenner-Motor noch zugelassen
       > werden. Das ist eine schlechte Entscheidung – nicht nur für's Klima.
       
 (IMG) Bild: Wahlversprechen eingelöst: EU-Chefin Ursula von der Leyen mit Kanzler Friedrich Merz, EVP-Chef Manfred Weber und Markus Söder (CSU)
       
       Die Europäische Union will ihre ökonomische Zukunft sichern, indem sie auch
       in zehn Jahren noch Tastenhandys verkauft. Mit diesem polemischen Vergleich
       kritisierte Monika Schnitzer, die Chefin der Wirtschaftsweisen, kürzlich
       die Auto-Politik der EU-Kommission.
       
       [1][Diese veröffentlichte jetzt ihren Vorschlag], dass Fahrzeuge mit
       altbekannten Benzin- und Dieselmotoren auch nach 2035 weiter produziert und
       angemeldet werden können. Damit verschiebt die EU ihr Ziel, den Ausstoß
       klimaschädlicher Abgase neuer Autos auf Null zu senken („Verbrenner-Aus“).
       Ab 2035 sollen sich die Emissionen der Neuwagenflotte zunächst nur auf 90
       Prozent im Vergleich zu 2021 verringern. Das ermöglicht den europäischen
       Autoherstellern auch dann noch Fahrzeuge herzustellen und zu verkaufen, die
       kombinierte Benzin- und Elektromotoren oder angeblich klimafreundliche
       Treibstoffe auf Pflanzenbasis nutzen.
       
       Damit besteht die Gefahr, dass noch jahrelang ganz normale Verbrenner
       weiter produziert werden. Einen Ausgleich für die geringere
       Emissionsvermeidung will die Kommission unter anderem schaffen, indem der
       Anteil von Biosprit im Benzin an den Tankstellen zunimmt.
       
       Das ist schlecht fürs Klima und die Lebensbedingungen in den nächsten
       Jahrzehnten. Und möglicherweise handelt es sich auch um einen
       [2][wirtschaftlichen Killer] für die hiesige Autoindustrie. Denn die
       partielle Rolle rückwärts ignorierte, was in China, Indien, in Golfstaaten
       wie Dubai und europäischen Ländern wie Norwegen passiert: E-Autos erobern
       die Märkte, Benziner verlieren an Attraktivität. Monika Schnitzer warnt,
       das Festhalten an der Benzintechnologie entlaste die europäischen
       Autohersteller allenfalls kurzfristig. Dann jedoch würden Strukturwandel
       und Arbeitsplatzverluste umso kräftiger zuschlagen.
       
       Für solche Entwicklungen sind die angeblich so schlauen Unternehmen und
       Manager manchmal blind. Dann kann, darf und muss die Politik ihrer Aufgabe
       gerecht werden und Leitplanken für ökonomisches Handeln setzen. Allerdings
       liegen nun EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Kanzler
       Friedrich Merz (CDU) und Manfred Weber, CSU-Chef der Europäischen
       Volkspartei, falsch mit ihrer Entscheidung, Autoherstellern nochmal einen
       Aufschub zu gewähren.
       
       Eingeschüchtert durch die wirtschaftliche Stagnation und die politische
       Rechtsverschiebung in Europa genehmigen sie weitere Investitionen in die
       fossile Vergangenheit, anstatt zusätzliche in die elektrische Zukunft zu
       verlangen. Wobei heute niemand genau weiß, wie schädlich [3][die
       EU-Entscheidung] wirklich ist. Denn die Zukunft lässt sich schwer
       vorhersagen. Aber vielleicht hätten Merz, Weber und von der Leyen doch
       vorher mal ihre Smartphones zur Hand nehmen und Ökonomin Schnitzer anrufen
       sollen.
       
       16 Dec 2025
       
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