# taz.de -- Aktivist über Familienunternehmer: „Das ist oligarchisch“
> "Die Familienunternehmer" höhlen die Demokratie schon lange aus, sagt
> Henning Jeschke. Und spricht von der "Hausdurchsuchung" eines ähnlichen
> Vereins.
(IMG) Bild: Die Neue Generation durchsucht symbolisch die Räume der Stiftung Familienunternehmen und Politik, Berlin im Oktober 2025
taz: Henning Jeschke, als Teil der Neuen Generation haben Sie sich zuletzt
viel mit Lobbyverbänden beschäftigt. Was haben Sie gedacht, als der Verband
der Familienunternehmer [1][offiziell die Brandmauer zur AfD aufgegeben
hat]?
Henning Jeschke: Uns hat das nicht überrascht. Seit Beginn des Jahres
versuchen wir aufzuzeigen: Da ist eine Allianz zwischen der extremen
Rechten und den extrem Reichen. Die kooperieren mal offen, mal indirekt. Da
sind überreiche Menschen, die dadurch den Politikbetrieb fast kaufen. Das
ist oligarchisch. Und die AfD wird auch dadurch stärker, dass dieser
Profitlobbyismus die Lösung aller großen Probleme blockiert: Sie verhindern
eine heile Natur, weil sie abbaggern wollen. Sie verhindern Frieden, weil
sie Waffen verkaufen wollen. Sie verhindern Gerechtigkeit, weil sie keine
Steuern zahlen.
taz: Die Deutsche Bank stellt dem Verband der Familienunternehmer keine
Räume zur Miete, Rossmann und fritz-kola [2][sind ausgetreten]. Tut sich
was?
Jeschke: Es ist höchste Zeit, dass Firmen austreten. Es war und ist ein
Fehler, Teil dieser gefährlichen Gruppen zu sein. Aber es ist wenig
authentisch, wenn einer dieser großen Akteure sagt: "Wir machen diese und
jene Abgrenzung zu dem Verband." Dieses politische System ist so gewachsen.
Der Verband der Familienunternehmer und ähnliche Verbände höhlen immer
wieder unsere Demokratie aus, sodass sie zur Oligarchie wird. Wir müssen
diese Tendenzen dadurch eindämmen, dass wir wirkliche Leute aus der
Gesellschaft, aus ihren Berufen mit ihren Lebenserfahrungen in geloste
Gesellschaftsräte packen. Wenn jetzt ein Akteur sagt „aber wir haben ein
Statement abgegeben“, dann löst es das strukturelle Problem nicht, was
dahinter steht.
taz: Bei dem fast gleichnamigen Lobbyverein „Stiftung Familienunternehmen“
haben Sie [3][mit zwei anderen Aktivisten vor Kurzem eine satirische
"Hausdurchsuchung"] gemacht.
Jeschke: Das war bei der Stiftung Familienunternehmen und Politik. Wir
sagen: Wir brauchen eine friedliche Revolution der Demokratie statt dieser
stark verflochtenen mafiösen Strukturen zwischen unserer Bundesregierung
und diesen Verbänden. Wir nennen das Merzmafia. Viele in der Merzmafia sind
als Konzerndiener:in und Politiker:in in einer Person vereint –
beispielsweise der Blackrock-Bundeskanzler Merz oder die
Fossile-Gas-Ministerin Reiche. Diese mafiösen Verstrickungen finden wir
auch bei der Stiftung Familienunternehmen. Da sind wir also mit 3 Menschen
reingegangen, während 15 Leute von uns das Haus mit Polizeiband abgesperrt
haben: Achtung, offizielle Durchsuchung, hier wird eine Razzia durchgeführt
bei der Merzmafia.
taz: Und was haben Sie gefunden?
Jeschke: Ich werde jetzt nicht genau sagen, was da war, weil ich von der
Stiftung auf Unterlassung verklagt wurde. Was ich aber sagen kann: Man ist
in diesem Büro und sieht, da sind Menschen den ganzen Tag damit
beschäftigt, Gesetze abzuschwächen, die eigentlich dringend notwendig sind:
Erbschaftssteuer oder Lieferkettensorgfaltspflichten. Das torpedieren sie.
Sie arbeiten an Steuertricks für Superreiche, sodass die möglichst gar
nichts zum Gemeinwohl beitragen müssen. Auf jeden Bundestagsabgeordneten
kommen Schätzungen zufolge 10 bis 12 Lobbyisten. Große Unternehmen stellen
viele Leute an, die den ganzen Tag Dinner und Veranstaltungen mit Aperitif
organisieren und Einfluss auf die Politik nehmen.
taz: Ist es nicht verständlich, dass nun gegen Sie vorgegangen wird? Sie
sind unerlaubt in geschlossene Räumlichkeiten gegangen und haben dort
gefilmt.
Jeschke: Ist es nicht eher ein Zeichen von lebendiger Demokratie, wenn
Leute in einen Ort reingehen, wo dubiose Sachen abgehen, wo unsere
Demokratie ausgehöhlt wird? Wir werden die Probleme von Unbewohnbarkeit
ganz großer Flächen, riesiger Hungersnöte, Flucht und Krieg, von
Extremwettern, die Menschenleben kosten, nie lösen, wenn Lobbyisten im
Hintergrund alles sabotieren. Gegen solche Saboteure eine Kunstaktion zu
machen, bei der man friedlich sagt: „Na guck mal, was ist hier los?“ – das
finde ich sehr legitim.
27 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Verband-der-Familienunternehmen-und-AfD/!6132058
(DIR) [2] /Rossmann-verlaesst-Familienunternehmer-Verband/!6132770
(DIR) [3] https://bsky.app/profile/neuegeneration.bsky.social/post/3m33qnuo4ks2z
## AUTOREN
(DIR) Lea Fauth
## TAGS
(DIR) Lobbyismus
(DIR) Neue Generation
(DIR) Familienunternehmen
(DIR) Reden wir darüber
(DIR) GNS
(DIR) Wirtschaft & AfD
(DIR) Lobbyismus
(DIR) Reden wir darüber
(DIR) Schwerpunkt AfD
(DIR) Schwerpunkt AfD
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Die Familienunternehmer: Deutschlands gefährlichste Lobbyorganisation
Schon lange vor der Hinwendung zur AfD hat der Verband der
Familienunternehmer Demokratie und Sozialstaat untergraben. Gut, dass nun
hingeschaut wird.
(DIR) AfD-Brandmauer der Wirtschaft: Die Ersten fallen um
Der Verband der Familienunternehmer will mit der AfD reden. Das untergräbt
die klaren Haltungen, die es mit Blick auf die Partei bei Unternehmen
durchaus gibt.
(DIR) Verband der Familienunternehmen und AfD: Brandmauer in der Wirtschaft bröckelt
Der Verband „Die Familienunternehmer“ will mit der AfD lieber diskutieren
als sie zu isolieren. In der Zivilgesellschaft kommt der Tabubruch nicht
gut an.
(DIR) Debatte um Öffnung der CDU zur AfD: Wie man die Brandmauer schleift
Die Feuilletons von „Stern“, „FAZ“ und „SZ“ reden gerade mit frappierender
Leichtigkeit einer Öffnung der Union zur AfD das Wort. Das ist gefährlich.