# taz.de -- Neue Studie über Femizide: Gekränkte Männer, tote Frauen
> Es sind Partner oder Ex-Partner, die Frauen umbringen. Es ist keine Zeit,
> darauf zu warten, dass Männer sich ändern. Es muss jetzt etwas passieren.
(IMG) Bild: Protest gegen sexualisierte Gewalt und Femizide anlässlich des Frauentags am 08.03.25 in Berlin
Männer töten in Deutschland jährlich Hunderte Frauen, weil sie Frauen sind.
In vielen Fällen würgen oder schlagen sie sie davor, verletzten sie
psychisch und physisch. Eine [1][neue Studie] der Uni Tübingen und des
Kriminologischen Instituts Niedersachsens zeigt, dass der überwiegende Teil
dieser Femizide in Paarbeziehungen passiert. Meist töten Männer ihre
(Ex-)Partnerinnen, weil sie eifersüchtig sind oder eine Trennung
befürchten.
Die kanadische Autorin Margaret Atwood hat dieses Ungleichgewicht einmal so
beschrieben: „Männer haben Angst, dass Frauen sie auslachen. Frauen haben
Angst, dass Männer sie umbringen.“ Frauen verlieren ihr Leben, weil sich
Männer gekränkt fühlen. Das ist perfide Realität. Es muss endlich etwas
passieren.
Zum einen braucht es viel mehr Prävention. Denn Frauen können nicht darauf
warten, dass Männer sich ändern. Frauen erleben heute Gewalt. Sämtliche
Forderungen liegen seit Langem auf dem Tisch, diese müssen umgesetzt
werden. Deutschland ist völkerrechtlich verpflichtet, 21.000
[2][Frauenhausplätze] vorzuhalten, davon existieren jedoch nur etwa 7.000
bis 8.000 – das ist ein Skandal. Denn die Studie zeigt auch: Jede vierte
Frau, die einen Platz im Frauenhaus suchte, hatte Probleme, unterzukommen.
Außerdem braucht es viel mehr Beratungsangebote. Polizist:innen müssen
besser geschult werden. Nicht einmal die Hälfte der getöteten Frauen hatte
sich vor dem Femizid an die Polizei gewandt, selbst wenn bereits Gewalt in
der Beziehung passierte. Das muss ein Weckruf sein – die
Zugangsmöglichkeiten und die Hemmschwelle, sich an die Polizei zu wenden,
müssen viel niedriger werden.
## Lange Liste
Die Liste ließe sich weiterführen: [3][Die elektronische Fußfessel],
langfristige, gesetzlich gesicherte Finanzierung von Beratungsstellen, die
Förderung von Mehrsprachigkeit im Gewaltschutz, die ausreichende
Finanzierung der Täterarbeit, weitere wissenschaftliche Aufarbeitung von
Femiziden. Auch eine Strafrechtsreform der Tötungsdelikte und eine Reform
des Sorge- und Umgangsrechts schlagen Strafrechtler:innen vor.
Vor allem aber muss sich zwischen Menschen etwas ändern. Denn Frauen können
zwar nicht darauf warten, dass Männer sich ändern – aber ändern müssen sie
sich trotzdem. Die strukturelle geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen
liegt einem viel weiter verbreiteten Sexismus zugrunde. Wenn männliche
Identität nach wie vor auf patriarchalen Vorstellungen beruht, auf der
Idee, dominant zu sein und stark und Frauen sowieso überlegen, ist das eine
verdammt wacklige Identität. Und Frauen werden schnell eine Bedrohung für
die patriarchalen Machtansprüche.
Männer müssen diese Muster verlernen. Sie müssen sich und anderen erlauben,
verletzlich zu sein, Freundschaften zu führen, in Therapie zu gehen,
Kränkungen zu ertragen, sich um andere zu sorgen, echte Verbindungen auf
Augenhöhe zu führen. Nur dann hören sie vielleicht irgendwann auf, für
Frauen im schlimmsten Fall eine Lebensgefahr zu sein.
21 Nov 2025
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## AUTOREN
(DIR) Amelie Sittenauer
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