# taz.de -- Merz in Belém: Irgendwo steht immer ein Fettnapf für den Kanzler parat
       
       > Friedrich Merz hat sich mit seiner Haltung zu Belém nicht gerade beliebt
       > gemacht in Brasilien. Man möge es ihm nachsehen. Am liebsten ist er
       > daheim.
       
 (IMG) Bild: Schnell zurück ins Sauerland: Kanzler Merz beim Abflug nach der Klimakonferenz in Brasilien
       
       Wenn deutsche Staatsmänner verreisen, kann immer etwas schiefgehen. Als
       [1][Friedrich Merz bei Donald Trump] im Oval Office saß, dachte ich:
       Hoffentlich sagt er jetzt nichts Dummes und sitzt da wie ein Schulbub. Alle
       waren erleichtert, als es vorbei war. Armin Laschet war stolz. „Es ist gut
       gegangen. Er wurde nicht gedemütigt.“ Ja, es war ein glücklicher,
       ungedemütigter Moment.
       
       Das Feld der Blamagen auf den Bühnen der Welt ist allerdings groß. Überall
       lauern die Gefahren. Gerade wenn man aus dem Sauerland kommt. Wie
       [2][Heinrich Lübke], der als Bundespräsident in Madagaskars Hauptstadt
       Tananarive die Frau des Präsidenten einst mit „sehr geehrte Frau
       Tananarive“ begrüßte. Wer kann sich als erdverbundener Sauerländer auch
       diese ganzen Namen merken. Lübke war froh, wenn er nach Reisen in die
       Fremde endlich wieder „die frische, raue Luft des Sauerlands“ atmen durfte.
       
       [3][Friedrich Merz ist auch Sauerländer]. Er war auf demselben Gymnasium
       wie Lübke, in Brilon. Das Sauerland ist bekannt für gute Luft,
       Schützenfeste und einen zu Starrsinn neigenden Menschenschlag. Für lässige
       Weltläufigkeit eher nicht. Der Sauerländer, bei dem eine gewisse
       Übellaunigkeit ja schon im Namen angedeutet ist, ist vielleicht besser
       zwischen Schmallenberg und Niedereimer als zwischen Brasilien und
       Madagaskar aufgehoben. [4][Der Kanzler war in Belém] bei der COP und
       trompete danach, wie froh er war, wieder nach Hause zu dürfen.
       
       Das kam in Brasilien nicht so gut an. Der Bürgermeister von Rio de Janeiro,
       Eduardo Paes, schrieb auf X: „Sohn von Hitler! Mistkerl! Nazi!“, was
       womöglich eine Anspielung auf Merz’ [5][Nazi-Opa] war. „Putz dir die Zähne
       und geh duschen, bevor du über Brasilien sprichst“, schrieb ein anderer.
       Insgesamt scheint das Verständnis in Brasilien für sauerländische
       Besonderheit bedauernswert wenig ausgeprägt zu sein.
       
       Merz erinnert an den reichen Onkel, der immer alles besser weiß, gern über
       das Ausland herzieht, wo das Wetter zu heiß, die Straße zu holprig, das
       Bier zu warm ist. Sein Vorwurf an das Ausland ist fundamental: Es ist nicht
       Niedereimer. Nach Belém rufen wir daher in völkerverbindender Absicht: Er
       hat es nicht böse gemeint. Er ist so. Immerhin hat Merz die Frau von Lula
       nicht mit „sehr geehrte Frau Brasilia“ begrüßt. Da wollen wir mit Armin
       Laschet sagen: Es ist gut gegangen. Fast.
       
       22 Nov 2025
       
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