# taz.de -- Merz erhitzt Brasilien: Der Kanzler hat ein Problem mit dem Stadtbild von Belém
       
       > Bundeskanzler Merz empört die Gastgeber der Weltklimakonferenz in
       > Brasilien. Er hatte Belém als Ort bezeichnet, wo alle froh wären, wieder
       > wegzukommen.
       
 (IMG) Bild: Aber hier bleiben? Nein danke! Merz stürmt am 8. 11. vor dem Rückflug aus Belém in den wahrscheinlich klimatisierten Flieger
       
       afp | Belém, der Ausrichtungsort der gegenwärtigen Weltklimakonferenz, als
       ein Ort, in dem man keineswegs bleiben will? Diese Andeutung von
       Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sorgt nicht nur in brasilianischen
       Medien, sondern auch bei dortigen Politikern für Aufregung. Sie empfinden
       die Äußerungen des Kanzlers als respektlos. Bundesumweltminister Carsten
       Schneider (SPD) bemüht sich derweil, mit Äußerungen der Wertschätzung die
       Wogen zu glätten.
       
       Merz hatte in der vergangenen Woche kurz nach seiner [1][Rückkehr vom
       Klimagipfel in Belém] die brasilianische Stadt auf dem Handelskongress in
       Berlin genutzt, um zu illustrieren, dass die Deutschen „in einem der
       schönsten Länder der Welt“ lebten.
       
       Er habe einige Journalisten, die ihn nach Brasilien begleitet hätten,
       gefragt, wer denn gerne dort bleiben wolle. „Da hat keiner die Hand
       gehoben. Die waren alle froh, dass wir vor allen Dingen von diesem Ort, an
       dem wir da waren, in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder nach
       Deutschland zurückgekehrt sind“, schilderte Merz in seiner Rede vor
       Unternehmern.
       
       Nach und nach wurden brasilianische Medien auf diese Äußerungen aufmerksam
       und berichteten darüber. Die Worte des Kanzlers wurden als despektierlich
       und überheblich bewertet. Mittlerweile haben auch brasilianische Politiker
       reagiert.
       
       „Es ist schon kurios, dass jemand, der zur globalen Erwärmung beigetragen
       hat, die Hitze im Amazonasgebiet als seltsam empfindet“, schrieb der
       Gouverneur des Bundesstaates Pará, Helder Barbalho, im Onlinedienst X. Die
       „voreingenommene Rede“ von Merz verrate „mehr über den Redner als über das
       Thema seiner Rede“.
       
       Beléms Bürgermeister Igor Normando kommentierte in einer Video-Botschaft
       auf X: „Leider verbreitet der deutsche Kanzler in seiner Rede Vorurteile
       und Arroganz, ganz anders als sein eigenes Volk, das auf den Straßen von
       Belém seine Faszination für unsere Stadt zeigt.“
       
       Gouverneur Barbalho forderte „weniger Versprechen“ und mehr „konkrete
       Unterstützung für diejenigen, die die Wälder schützen“. Brasilien mit
       seinen riesigen Urwäldern am Amazonas hat bei der COP30 einen Schutzfonds
       für tropische Wälder, den sogenannten TFFF, auf den Weg gebracht. Merz
       hatte dafür in seiner Rede in Belém einen „namhaften“ Betrag zugesagt,
       nannte aber zur Enttäuschung vieler keine konkrete Summe.
       
       Belém wurde vom Gastgeberland Brasilien als Ausrichtungsort für die COP30
       ausgewählt, weil die Stadt an der Amazonas-Mündung liegt und somit der
       Waldschutz als wichtige Klimaschutzmaßnahme mehr Aufmerksamkeit bei den
       internationalen Verhandlungen bekommt.
       
       Belém ist die Hauptstadt des Bundesstaates Pará. In der Stadt, in der ein
       schwül-warmes Tropenklima herrscht, leben 1,4 Millionen Menschen, mehr als
       die Hälfte davon in armen und dicht besiedelten Stadtvierteln, die in
       Brasilien als Favelas bezeichnet werden. Das ist laut dem Brasilianischen
       Institut für Geographie und Statistik die höchste Quote unter den
       brasilianischen Metropolen.
       
       18 Nov 2025
       
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