# taz.de -- Unterlassene Evakuierung von Afghanen: Moralisch beschämend
       
       > Afghan*innen sollen gegen Geld auf ihre Aufnahme in Deutschland
       > verzichten. Darauf antworten sie mit einem offenen Brief an den
       > Bundeskanzler.
       
 (IMG) Bild: Deutschland zeigt mal wieder, wie Rassismus geht. Die davon betroffenen Afghanen reagieren mit Transparenz
       
       „Wir alle haben eine offizielle Aufnahmezusage der deutschen Regierung und
       warten seit Monaten und seit Jahren unter ihrem Schutz in Pakistan und in
       Kabul auf unsere Evakuierung. Wir lernen gerade schmerzhaft, dass die neue
       Bundesregierung Deutschlands mit immer neuen Wegen versucht, den
       versprochenen Prozess zu beenden – ungeachtet der Tatsache, dass dadurch
       unser Leben in akute Gefahr von Tod und Gewalt gerät.“
       
       Das schreiben die Afghan*innen, denen die Bundesregierung vergangene Woche
       Geld angeboten hat, wenn sie das humanitäre Aufnahmeprogramm „freiwillig“
       verlassen, [1][in einem Brief an Kanzler Merz]. Sie fahren fort: „Wir sind
       nicht vor Armut geflohen, sondern vor Gewalt und Tod. Unter uns sind
       Mütter, deren Kinder vor Angst zittern, wenn nachts jemand an die Tür
       klopft; Väter, die in den Gefängnissen der Taliban gefoltert wurden;
       Töchter, denen das Recht auf Bildung genommen wurde.“
       
       Es geht um Menschen, denen [2][humanitäre Aufnahme in Deutschland
       versprochen wurde]. Die jetzige Bundesregierung verschleppt die Verfahren
       und will die Verpflichtung, die die Ampelregierung eingegangen ist, mit
       allen Mittel loswerden. Ohnehin werden seit Jahren reihenweise
       Aufnahmeerklärungen zurückgenommen, meist ohne Begründung. Viele
       Afghan*innen sind daher nun „illegal“ in Pakistan und jederzeit von
       [3][Abschiebung nach Afghanistan bedroht].
       
       Einige Autor*innen des Briefs wurden bereits nach Afghanistan
       abgeschoben. Sie betonen, dass das Geldangebot sie nun erst recht
       gefährdet: Sowohl in Afghanistan als auch in Pakistan befürchten sie nun
       Erpressung. Einige wurden vom pakistanischen Geheimdienst befragt, ob sie
       das Angebot annehmen wollen.
       
       Verbände von Jurist*innen bezeichneten das Angebot der Regierung als
       „moralisch beschämend, politisch desaströs und rechtsstaatlich ein
       Skandal“; sie fordern die unverzügliche Aufnahme der Afghan*innen. Kann man
       noch darauf hoffen, dass sich diese Regierung auf ihre rechtlichen und
       ethischen Verpflichtungen besinnt?
       
       14 Nov 2025
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Sökefeld
       
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