# taz.de -- Afghanistan, Geheimdienste und Aufstieg: Keiner im Kontrollgremium außer Konstantin
       
       > Singende KI, Helene Fischer, Karneval, nur Knallchargen reden mit
       > Russland. Und die knarzigen Knatterdiesel von Volkswagen beschäftigen uns
       > immer noch.
       
 (IMG) Bild: Clara Bünger, MdB, DIE LINKE, darf auch nicht kontrollieren
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in dieser Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Ein „demokratischer Sozialist“ gewinnt New York.
       
       Und was wird besser in dieser? 
       
       Küppersbusch: Die SPD lässt sich nicht beirren.
       
       Die Regierung bietet Afghanen [1][bis zu 10.000 Euro,] wenn Sie nicht nach
       Deutschland kommen. Deutschland, einig Basarhandel? 
       
       Küppersbusch: Eben brüstete sich Innenminister Dobrindt mit dem verwegenen
       Mut, sogar mit den Taliban direkt zu verhandeln, um „Straftäter und
       Gefährder“ nach Afghanistan loszuwerden. Spielt er eh schon mit den
       Schmuddelkindern, läge es nahe, die neuen Kontakte auch zu nutzen, um
       Sicherheit und rechtsstaatliche Garantien für die „Hilfskräfte“
       auszuhandeln. Stattdessen empört sich die Rechtsöffentlichkeit, dass da
       noch Geld bezahlt wird. So wird es natürlich nichts mit der großen
       weihnachtlichen Spendengala „Kauf einen Afghanen raus!“.
       
       Das Parlamentarische Kontrollgremium überwacht die Geheimdienste weiter
       ohne Linkspartei. Nach [2][Heidi Reichinnek] scheiterte auch Clara Bünger.
       Eine peinliche Aufführung? 
       
       Küppersbusch: Als „befreundete Dienste“ im PKGr über den Verdacht
       informierten, Ukrainer hätten Nordstream 2 gebombt, stolperte sein
       Vize-Vorsitzender Kiesewetter aus der Sitzung vor die Kameras und gab kund,
       er dürfe ja nichts sagen, aber das mit Nordstream seien [3][bestimmt die
       Russen gewesen]. Ausplaudern darf man also nichts – lügen offenbar schon.
       Reichinnek wurde von den Kiesewetters wegen „extrovertierten Auftritts“
       „mangelnder Verschwiegenheit“ verdächtigt, ein netter Dank dafür, dass
       Reichinnek der Union bei der Kanzlerwahl den Arsch gerettet hatte. Auch
       Ines Schwerdtner darf nicht das Finanzministerium, Dietmar Bartsch nicht
       die Bundeswehrfinanzierung beaufsichtigen.
       
       Die Union hat nie begriffen, dass die Weimarer Demokratie auch an ihrem
       Vorläufer Zentrumspartei scheiterte, die das falsche Bündnis wählte, als es
       keine bequemen mehr gab. So besteht jetzt die Opposition eines
       83,5-Millionen-Volkes aus einer Person, [4][Konstantin von Notz.] Das
       findet sogar die FAZ „nah am Skandal“. Vielleicht sollte er hinschmeißen.
       
       Helene Fischer gibt ihre Auftakt-PK für die Tour 2026. Kann sie Deutschland
       retten? 
       
       Küppersbusch: Sie ist irgendetwas hochprofessionell Ungenaues, worauf sich
       die Menschen noch halbwegs einigen können. Die singende KI. Ihre
       „360-Grad-Stadion-Tour“ sieht den Act in der Mitte und die Fans drumherum.
       Dreht man Musik und Show weg, ist es eine grauenhafte Inszenierung. Im
       Guten: Schön, dass solche massenreligiösen Bedürfnisse mit Schlager erfüllt
       werden können.
       
       AfD-Abgeordnete aus Europaparlament, Bundestag und dem Sächsischen Landtag
       fahren nächste Woche nach Sotschi. Ursprünglich wollten sie dort
       [5][Medwedew] treffen, das hat die Berliner Fraktionsspitze nun untersagt.
       Kommen deutsche Wähler*innen in gute Stimmung, wenn der Wladimir dem
       Friedrich von hinten an die Schulter fasst? 
       
       Küppersbusch: „Mit Russen reden“ kommt in der öffentlichen Moralskala
       derzeit knapp hinter Kindesmissbrauch. Und die AfD weiß, dass sie damit
       Presse bekommt, einen Hauch Ruchlosigkeit und ein dumpfes „warum denn
       nicht“ von ihren Sympathisanten. Alles ganz schlimm, ja, aber noch
       schlimmer: Sonst kann auch keiner mit Russen reden. Seit Präsident Trumps
       absurdem Input für Putin darf man allerdings dezent fragen, ob es Europäer
       überhaupt geschafft hätten, so naiv alles abzuschenken, wofür seit drei
       Jahren gestorben wird. Ob nun AfD oder Trump: Es verlängert die Abwesenheit
       von Diplomatie.
       
       Der Prozess gegen VW wegen Betrugs über die Abgaswerte von Dieselfahrzeugen
       beginnt diese Woche. Dolchstoß für die Autowirtschaft? 
       
       Küppersbusch: Mit Autoabgasen soll man sich umbringen können. Viele
       Prozesse bisher – mit Aktionären, Versicherungen, gegen Manager und
       Ingenieure – endeten in Vergleichen, Verfahrenseinstellungen oder auch
       Haftstrafen. Doch statt die betrogenen Kunden zu entschädigen, bezahlen die
       mit dem nächsten Neuwagen den ganzen Aufwand nochmal.
       
       Im Ergebnis hat VW der Welt und teils wohl auch sich selbst eingeredet, es
       gäbe preiswerte, umweltfreundliche Verbrenner – und in diesem Vollrausch
       den technologischen Anschluss verpasst. Mangelhafte Werkseinstellung. Wäre
       der Betrug früher aufgeflogen, wäre VW heute bei Elektromobilität weiter.
       So geht Betteln um mehr staatliche Kontrolle.
       
       Am Dienstag um 11.11 Uhr beginnt der Karneval. Welche*r Politiker*in
       sollte als Sankt Martin gehen? 
       
       Küppersbusch: Der historische Martin: ein römischer Soldat, geboren im
       heutigen Ungarn. Also Meloni und Orbán. Als Sozialpolitiker verkleidet.
       
       Und was macht der RWE? 
       
       Küppersbusch: Nach Sieg in Ingolstadt punktgleich mit dem Tabellenzweiten
       Energie Cottbus, gegen den es nächste Woche geht. Wer da „Aufstieg“ sagt,
       kriegt keine Karte. Haha, Spaß.
       
       9 Nov 2025
       
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