# taz.de -- Das Deutschlandticket ist super: Das Schlimmste ist, wenn das Deutschlandticket alle ist
       
       > Bei der Förderung des Bahnfahrens geht es nicht um sozialen Ausgleich,
       > sondern um Klimaschutz. Statt Dienstwagen muss der Staat das Ticket
       > finanzieren.
       
 (IMG) Bild: Wer im Regionalzug sitzt, fährt nicht Auto
       
       Die Grenze verläuft nicht zwischen oben und unten, sie verläuft zwischen
       Auto und Bahn. Mag sein, dass das Deutschland-Ticket überproportional von
       Menschen genutzt wird, die okay bis gut verdienen. Aber nicht jede
       staatliche Maßnahme muss in erster Linie den Zweck erfüllen, die Schere
       zwischen Arm und Reich zu schließen.
       
       Auch der Klimaschutz ist ein legitimes Ziel, und dem ist mit dem
       Deutschland-Ticket bislang eindeutig gedient: [1][Studien belegen,] dass
       ein Großteil der Nutzer*innen wegen des Tickets auf Autofahrten
       verzichtet. Wer von ihnen wie viel verdient, ist der Erdatmosphäre herzlich
       egal.
       
       Naheliegenderweise werden die Autofahrten aber wieder zunehmen, wenn der
       Preis für Bus und Bahn durch die Decke schießt. Die 63 Euro, die für das
       Deutschland-Ticket jetzt geplant sind, entsprechen einer Teuerung von 28,6
       Prozent innerhalb eines Jahres. Würde der Benzinpreis in dieser
       Größenordnung steigen – irgendein Hansel aus der CDU hätte sich schon
       längst an seine Tanksäule gekettet.
       
       Eine soziale Staffelung beim Ticketpreis – billiger für niedrige Einkommen,
       teurer für höhere Einkommen – wäre fürs Klima allenfalls ein
       Nullsummenspiel. Nutzer*innen aus der Mittelschicht, in der das Geld
       auch knapper wird, würden vermehrt zum Auto zurückwechseln.
       
       Die Ärmsten dagegen können sich eh keinen Pkw leisten. Ein billiger ÖPNV
       speziell für niedrige Einkommensgruppen würde ihnen also überhaupt erst
       Mobilität ermöglichen, aber kein CO2 einsparen.
       
       Umverteilung zwischen den Bahnfahrer*innen kann also nicht die Lösung
       sein. Das Geld muss an anderer Stelle geholt werden, und so schwierig wäre
       das gar nicht. Den Verkehrsunternehmen zufolge wären gerade mal 800
       Millionen Euro mehr nötig, um den Preis für das Deutschland-Ticket
       zumindest stabil zu halten. Den Spielraum dafür hat der Staat.
       
       Allein durch die steuerliche Begünstigung von Dienstwagen mit
       Verbrennermotor lässt er sich mehrere Milliarden jährlich entgehen. Dem
       Klima schadet dieses Privileg eindeutig, sozial gerechter als das
       Deutschland-Ticket ist es auch nicht.
       
       Im Gegenteil, von den 3 Prozent der Beschäftigten mit dem höchsten Gehalt
       fahren [2][laut einer Studie von Agora Verkehrswende] 38 Prozent einen
       Dienstwagen. Bei der Mehrheit der Arbeitnehmer*innen, die weniger als 4.000
       Euro im Monat verdienen, sind es nur 7 Prozent. Arbeitslose bekommen
       generell kein Auto vom Arbeitgeber.
       
       Knapp zwei Milliarden Euro pro Jahr lässt sich der Staat ab 2026 sogar
       zusätzlich entgehen, wenn Schwarz-Rot wie geplant die Pendlerpauschale
       erhöht. Auch sie schadet dem Klima, auch sie entlastet vor allem
       Gutverdienende. Von den Subventionen für den Flugverkehr wollen wir gar
       nicht erst anfangen.
       
       Rechnet man alles Pi mal Daumen zusammen, liegt das Sparpotenzial deutlich
       über 800 Millionen Euro. Der Preis für das Deutschland-Ticket ließe sich
       also nicht nur stabil halten, der Staat könnte ihn sogar wieder absenken.
       Dauerhaft und für alle.
       
       Das sehen Sie ganz anders? Matthias Kalle auch. [3][Hier] lesen Sie sein
       Pro.
       
       19 Sep 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.verkehr.fraunhofer.de/content/dam/verkehr/de/documents/people-mobility/Deutschlandticket-Studie-2024.pdf
 (DIR) [2] https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/Agora-Verkehrswende-Dienstwagen_auf_Abwegen.pdf
 (DIR) [3] /Ist-das-Deutschlandticket-sozial-/!6114530
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Schulze
       
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