# taz.de -- Kandidaturen für die Berlin-Wahl: Nur noch ein bisschen sexy
> Berlin rüstet sich zur Abgeordnetenhauswahl in einem Jahr. Doch das
> Personalkarussel will nicht recht in Schwung kommen. Und ist mehr als
> mittelmäßig.
(IMG) Bild: Sex war gestern, Nadelstreifen sind morgen
Ernst Reuter, Willy Brandt, Richard von Weizsäcker. Die Namen dürften den
meisten etwas sagen. Alte Politprominenz mit Charisma und Weltläufigkeit
und einstmals Regierende Bürgermeister von (West-)Berlin. Auch [1][Walter
Mompers roter Schal] und Klaus Wowereits mutiges Outing sind unvergessen.
Unter anderem sie führten die Geschicke der wiedervereinten Stadt nach dem
Mauerfall.
Fairer- und vor allem gendergerechterweise muss an dieser Stelle Franziska
Giffey genannt werden, die einzige Frau, die bislang Berlin regiert hat. An
die SPD-Frau dürften sich viele Berliner:innen allerdings eher mit
Grausen statt mit Wohlwollen erinnern: Plagiatsvorwürfe, billiger Döner-
und Pistolenhumor, ein Fake-Telefonat mit Kiews Bürgermeister Vitali
Klitschko, auf das sie reingefallen ist. Für die sozialen Medien war
Giffeys Regierungsgeschäft ein Fest, Giffey, die Mensch gewordene
Meme-Maschine. Aber auch ihr Parteikollege Michael Müller und der
[2][amtierende Regierende, Kai Wegner von der CDU], sorgten und sorgen
dafür, dass sich kaum noch jemand an den Berliner Status „arm, aber sexy“
erinnern kann.
So dürfte das leider weitergehen. Das aktuelle Spitzenpersonal der Parteien
für die Abgeordnetenhauswahl in einem Jahr findet sich allmählich, und die
Frage ist: Wie zufrieden sind die Berliner:innen damit? Oder besser
gesagt, wissen die überhaupt, [3][wer beispielsweise Steffen Krach ist?] Es
sei hier verraten: Der Politikwissenschaftler war mal Staatssekretär im
Berliner Wissenschaftssenat, jetzt ist er Regionspräsident in Hannover und
der SPD-Spitzenkandidat für die Berlin-Wahl.
Oder Werner Graf von den Grünen? Schon mal gehört? Er will gemeinsam mit
Bettina Jarasch Kai Wegner ablösen. [4][Jarasch, Jarasch, da klingelt doch
was.] War das nicht die mit der Friedrichstraße als Fahrradzone? Wurde nix
draus. Und die Linkspartei – die sucht und sucht und sucht.
Die Berliner Politik leidet an Personalmangel – und Mittelmäßigkeit. Das
hat die Stadt nun wirklich nicht verdient. Wer sonst, wenn nicht Berlin,
könnte Sexyness trotz Krise?
Ergänzung der Redaktion: Neben Franziska Giffey hat früher schon einmal
eine Frau die Geschicke der Stadt geleitet – Louise Schroeder. Sie war von
Mai 1947 an ein Jahr lang kommissarische Oberbürgermeisterin Berlins,
nachdem der erste gewählte Berliner Nachkriegsoberbürgermeister Otto
Ostrowski (SPD) zurückgetreten war.
27 Aug 2025
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(DIR) Simone Schmollack
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