# taz.de -- Maja T. beendet Hungerstreik: Von der deutschen Regierung im Stich gelassen
       
       > Außenminister Wadephul muss handeln. Im Fall Maja T. sollten mindestens
       > Hausarrest und ein fairer Prozess in Ungarn möglich sein.
       
 (IMG) Bild: Wo ist die deutsche Regierung? Unterstützer:innen von Maja T. vor dem Stadtgericht in Budapest im Juni 2025
       
       Bis zuletzt befand sich [1][Maja T. in Isolationshaft]. Auch noch im
       Haftkrankenhaus an der ungarischen Grenze, hinter Stacheldraht, wohin T.
       wegen des kritischen Gesundheitszustands verlegt wurde. Auch als T.s
       Herzfrequenz nur noch bei 30 Schlägen pro Minute lag. Als 14 Kilogramm
       Körpergewicht verloren waren, die Blutwerte kritisch. Als Ärzte mit der
       Implantation eines Herzschrittmachers drohten.
       
       Es ist daher richtig, dass sich die Thüringer Antifaschist*in am Montag
       nach 40 Tagen für ein [2][Ende des Hungerstreiks entschieden] hat – und für
       das Leben. Aber die Isolationshaft für Maja T. besteht fort. Und ebenso der
       Prozess, der T. in Ketten vorführt und mit maßlosen 24 Jahren Haft droht.
       Und das ist ein Skandal.
       
       Selbstverständlich sind es schwere Vorwürfe, die im Raum stehen. T. soll
       mit anderen Linken vor zwei Jahren Rechtsextreme in Budapest angegriffen
       haben, die teils schwer verletzt wurden. Natürlich gehört diese Gewalt
       aufgeklärt – und im Fall eines Tatnachweises verurteilt. Dieser Nachweis
       aber ist bis heute nicht erbracht. Der Prozess in Budapest belässt es bei
       einer oberflächlichen Beweiswürdigung – was den Geruch einer
       Vorverurteilung nährt.
       
       Zur Erinnerung: Einen Rechtsstaat kennzeichnet, dass über Vorwürfe in einem
       fairen, ergebnisoffenen Prozess verhandelt wird. Dass bis zu einem Urteil
       die Unschuldsvermutung gilt. Dass auch Inhaftierte menschenwürdig behandelt
       werden. Stattdessen wirkt Maja T. dort wie eine politische Geisel, die als
       nonbinäre, antifaschistische Person perfekt in das Feindbild der
       rechtsautoritären Orbán-Regierung passt.
       
       ## Sogar Italien kümmert sich mehr
       
       Es ist [3][Deutschland, das Maja T. in diese Lage brachte], mit einer
       Auslieferung, die das Bundesverfassungsgericht für rechtswidrig erklärte.
       Und das danach nichts tat, um dieses Unrecht zu beheben. Dabei zeigt
       ausgerechnet das postfaschistische Italien, das es anders geht: Für eine
       italienische Antifaschistin, der ebenso die Angriffe in Budapest
       vorgeworfen werden, setzte sich Ministerpräsidentin Georgia Meloni
       persönlich ein – und sorgte dafür, dass sie in Ungarn in einen Hausarrest
       kam. Auch Frankreich lehnte die Auslieferung eines Beschuldigten nach
       Ungarn ab. Deutschland schaute der Lage von Maja T. dagegen weitgehend zu.
       
       Die deutsche Regierung und Außenminister Johann Wadephul müssen die
       politische Einstellung von Maja T. nicht teilen. Aber [4][sie haben eine
       Verantwortung dafür], ihre Staatsbürger vor Rechtsbeugung und
       Schauprozessen zu schützen, sie nicht in Isolationshaft versauern zu
       lassen. Wenn Wadephul nun eine Delegation nach Ungarn schickt, um sich für
       Maja T. einzusetzen, ist das überfällig. Besser noch wäre es, er würde
       selbst hinfahren. Und dann dafür sorgen, dass die rechtswidrige
       Auslieferung korrigiert wird – oder mindestens ein Hausarrest und fairer
       Prozess in Ungarn möglich wird. Alles andere ist fortgesetzte politische
       Verantwortungslosigkeit.
       
       14 Jul 2025
       
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