# taz.de -- Entführungsprozess in Hamburg: Schlammschlacht und kindliche Todesangst
       
       > In Hamburg startet der Prozess um die Entführung zweier Kinder. Die
       > Mutter, Millionenerbin Christina Block, soll dafür den Auftrag gegeben
       > haben.
       
 (IMG) Bild: Angeklagt: Christina Block soll die Entführung ihrer Kinder beauftragt haben
       
       Hamburg taz | Selbst als am Freitagmorgen im Gerichtssaal des Hamburger
       Strafjustizgebäudes der letzte Platz besetzt ist, die Fotograf:innen
       auch die letzten Prozessbeteiligten abgelichtet haben und die Verhandlung
       endlich startet, vermischen sich die Ebenen ständig weiter: zum einen die
       juristische Suche nach der Wahrheit, wie und durch wen es dazu kommen
       konnte, dass zwei Kinder vor eineinhalb Jahren gewaltsam vom Wohnort ihres
       Vaters entführt wurden, und zum anderen die damit einhergehende, erbittert
       geführte Schlammschlacht mit Beteiligung von [1][mehr oder weniger
       prominenten Persönlichkeiten.]
       
       Allen voran muss sich Christina Block, 52, vor dem Landgericht in insgesamt
       37 Verhandlungstagen verantworten, weil die Staatsanwaltschaft ihr
       vorwirft, die Entführung zweier ihrer Kinder vom in Dänemark lebenden
       Ex-Mann beauftragt zu haben. Block ist Tochter des millionenschweren „Block
       House“-Gründers Eugen Block und mittlerweile mit dem wohl noch bekannteren
       früheren Fußballmoderator Gerhard Delling zusammen. Auch er sitzt seit
       Freitag auf der Anklagebank, wegen Beihilfe zur Entführung.
       
       Je näher der Prozessauftakt rückte, desto intimer und verstörender wurden
       die Vorwürfe, die sich sowohl gegen Block und ihr Umfeld richten als auch
       gegen Stephan Hensel – Blocks Ex-Mann, Vater der gemeinsamen Kinder und in
       diesem Prozess Nebenkläger. Hensel wird vorgeworfen, in Wahrheit derjenige
       zu sein, der eine strafbare Entziehung Minderjähriger begangen hat, indem
       er zuvor die Kinder von der Mutter „isoliert“ habe, obwohl ihr das
       Sorgerecht zugestanden habe. Ihm steht deshalb auch noch ein Prozess bevor.
       
       ## Sorgerechtsstreit seit über zehn Jahren
       
       Die der Entführung vorangegangen Umstände des Sorgerechtsstreits, so
       behauptete zu Prozessauftakt Blocks Verteidiger Otmar Kury, habe Christina
       Blocks Mutter, die Großmutter der Kinder, derart „psychisch vernichtet“,
       dass sie daran letztlich gestorben sei.
       
       Doch die schon vor Prozessbeginn publik gewordenen Vorwürfe gegen Block
       wiegen schwerer. So soll sie nicht erst mit der Entführung, sondern
       deutlich früher mit grenzüberschreitenden Mitteln versucht haben, ihrem
       Ex-Mann zu schaden. Nach der Trennung 2014 ging [2][der Sorgerechtsstreit]
       um die insgesamt vier gemeinsamen Kinder los.
       
       Einerseits hatte das Hanseatische Oberlandesgericht der Mutter 2021 das
       Aufenthaltsbestimmungsrecht für die zwei jüngsten Kinder zugesprochen,
       dänische Behörden wiederum erklärten, dass es für die Kinder besser wäre,
       wenn sie beim Vater blieben.
       
       ## Sicherheitsfirmen mit Ex-Agenten
       
       Über Sicherheitsfirmen soll Block ihren Ex-Mann und dessen Familie in
       Dänemark anschließend ausspioniert haben, auch sollen Pädophilie-Vorwürfe
       gegen Hensel und seinen Anwalt konstruiert und publik gemacht worden sein.
       Schließlich soll sie die Entführung der beiden Kinder beauftragt haben.
       
       An der Umsetzung, so wurde es medial umfassend berichtet, sollen ehemalige
       Mossad-Agenten beteiligt gewesen sein – von denen einer neben Block und
       Delling nun ebenfalls vor Gericht steht. Zuvor soll Block auch mithilfe
       deutscher (Ex-)Spitzenpolitiker versucht haben, Einfluss auf die dänischen
       Behörden zu nehmen.
       
       All diese Aspekte erklären, warum sich am frühen Freitagmorgen eine lange
       Schlange vor dem Zuschauerbereich bildete und auch internationale Medien
       Reporter:innen nach Hamburg schickten.
       
       ## Erschütternde Details
       
       Um die andere – wie die Entführung durch welche Akteur:innen
       vonstattenging und was die Kinder dabei durchlitten – ging es beim
       Prozessauftakt auch immer mal wieder. Aber höchstens zwischendurch: Einige
       erschütternde Details der Entführung kamen während der Verlesung der
       Anklage zu Wort. „Gequält und misshandelt“ worden seien die Kinder bei der
       Entführung, nachdem die Täter:innen Hensel und seine Kinder abgepasst,
       den Vater niedergeschlagen und die Kinder mit sich genommen hatten.
       
       Geknebelt und gefesselt worden seien sie und als sie versucht hätten sich
       zu wehren, sei ihnen mit dem Tod gedroht worden. Angst vor dem Ersticken
       ihres Bruders habe das ältere Kind gehabt, als es bei der Flucht im Auto
       auf den Bruder gedrückt wurde.
       
       Doch bis zum Ende des ersten Verhandlungstages hatten die
       Verteidiger:innen der insgesamt sieben Angeklagten das Wort für
       Eröffnungsstatements, die zwar immer wieder mal auf das Leid der Kinder zu
       sprechen kamen, sich aber ansonsten großteils im Angriffsmodus auf die
       Staatsanwaltschaft und die Nebenklage befanden: Eine Vorverurteilung habe
       es gegeben, weil Ermittlungsakten an die Öffentlichkeit durchgestochen
       wurden, auch das Recht der Angeklagten auf rechtliches Gehör sei missachtet
       worden.
       
       ## Beide Seiten sind sich keiner Schuld bewusst
       
       Schon vor Prozessbeginn machten vor allem die beiden Anwälte von Block
       deutlich, dass ihre Mandantin nicht schuldig sei. Auch Hensel schilderte
       jüngst öffentlich seine Sicht auf die langjährige Auseinandersetzung.
       
       Beide Seiten, so zeigt es sich auch nach dem ersten Verhandlungstag, sind
       sich keiner Schuld bewusst. Und noch bevor bald die Kinder aussagen sollen
       – nach dem Willen der Verteidigung nicht nur über die Entführung, sondern
       auch über den vorangegangenen Sorgerechtsstreit –, gibt es über deren
       Ansichten schon Streit: Jeweils beeinflusst worden seien sie vom anderen
       Elternteil. Was sie wirklich denken und fühlen, glauben offenbar beide
       Seiten jeweils nur ganz allein am besten zu wissen.
       
       11 Jul 2025
       
       ## LINKS
       
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