# taz.de -- Eko Fresh will Bürgermeister werden: Punchlines für die Politik
       
       > Der Rapper Eko Fresh sagt, er könne sich das Bürgermeisteramt in Kerpen
       > vorstellen. Gut so! Wir brauchen mehr Durchmischung von Musik und
       > Politik.
       
 (IMG) Bild: Bürgermeister?? Warum nicht?! Der Rapper Eko Fresh in Köln, 01.06.2023
       
       Deutschlands Kulturszene kränkelt. In Clubs gehen kann man nicht mehr so
       einfach, weil die lieber durch Autobahnen ersetzt werden sollten, findet so
       mancher Bürgermeister. Kino, Theater und Konzerttickets werden immer
       teurer. Und manchmal können die Gigs gar nicht stattfinden, [1][weil die
       (staatliche) Förderung fehlt]. In Berlin zum Beispiel streicht die
       CDU/SPD-Regierung mal eben 130 Millionen Euro, also 12 Prozent des
       Kulturetats.
       
       Fernab der Hauptstadt kann man sich nicht mal sicher sein, ob es überhaupt
       Kultureinrichtungen gibt, oder ob sich nicht die Rechten schon die Räume
       geschnappt und sie für Kampfsportvereinen umbauen, in denen sie Jugendliche
       rekrutieren. Kultur verkommt zum „Nice to have“ für Politiker:innen, deren
       Kulturgeschmack gerade einmal von der blau-weiß karierten Tischdecke bis
       zum Zapfhahn reicht. Wer sich queer, migrantisch, unbequem oder einfach
       kreativ zeigt, wird nicht eingeladen, sondern verdrängt.
       
       Und wo sollen dann all die Verdrängten hin? Na, in die Politik natürlich!
       Kürzlich hat sich dafür niemand geringeres als der „König von Deutschland“
       bereit erklärt. Eko Fresh, [2][Veteran der deutschen Rapszene] und
       „Brückenbauer“ zwischen den Kulturen, wie er im [3][„Eins zu Eins“-Podcast
       vom Bayerischen Rundfunk] über seinen Werdegang betitelt wird. Er könne
       sich vorstellen, Bürgermeister von Kerpen zu werden, sagte der 43-Jährige,
       der mit bürgerlichem Namen Ekrem Bora heißt, kürzlich in dem RTL Podcast
       „Zwischen den Zeilen“.
       
       Zwar meinte er es nur im Scherz. Und wenn überhaupt, würde er das
       frühestens mit 60 machen, wie er später in einem Reel auf seinem
       Instagram-Kanal klarstellt. Aber, warum eigentlich nicht?
       
       ## Ein anderes Deutschland
       
       Würden mehr Kulturschaffende in die Politik gehen, vielleicht würde dann
       das Rathaus die neue Rapbattle-Bühne. Vielleicht würden dröge Bürokratie in
       Akten zu einem Drama in fünf Akten, oder der Wahlkampf eine komische Oper
       (ist ja eh schon oft sehr nah dran). Künstler:innen, Sportler:innen oder
       Kulturschaffende könnten ganz neue Ansätze finden, über Demokratie
       nachzudenken.
       
       Dass das funktioniert, zeigen doch eh schon einige, Arnold Schwarzenegger
       zum Beispiel. Okay, der Mann hat nicht alles richtig gemacht, aber er hat
       es immerhin vom Spitzensportler zum Gouverneur von Kalifornien geschafft.
       In den jüngsten Jahren nutzte er seine Bühne, um Reden gegen Putin zu
       halten, seinen Parteikollegen Donald Trump als „den schlechtesten
       Präsidenten aller Zeiten“ zu bezeichnen und Werbung für Kamala Harris zu
       machen.
       
       Er hat nämlich eins verstanden: Dass Bühnenpräsenz und politische
       Botschaften keine Gegensätze sind. Musik schafft Räume, sagte der Pianist
       Igor Levit einmal. Räume, in denen wir uns begegnen, empfinden und
       gemeinsam sind, nicht gegeneinander.
       
       Dass man da eigentlich noch viel mehr Nutzen draus ziehen könnte, hat vor
       allem die Partei die Linke seit der letzten Bundestagswahl gecheckt. Vor
       allem Heidi Reichinnek hatte auf Tiktok Erfolg mit [4][einer Mischung aus
       Infotainment, Musikvideos und kleinen Sketches].
       
       ## Zehn Bad Bunnies in der Politik
       
       Auch im Lokalen wird sich die Wirkung von emotionalen Inhalten von
       Politiker:innen bereits zunutze gemacht. Die Berliner
       Linken-Abgeordnete Caren Lay verwendet virale Songs, wie etwa „Zehn Bad
       Bunnies“ von der Sängerin Zsá Zsá. Das Video hat über eine Million Aufrufe.
       In einem Post dichten Caren Lay und Niklas Schenker einen Song von Ikkimel
       und Ski Aggu um, und rappen stattdessen über Mietendeckel. Lay trägt dabei
       eine Cap, auf der in silbernen Buchstaben „Bitch“ steht.
       
       Kann man alles albern finden, aber es ist auch kreativ. Es zeigt: Manche
       Politiker:innen interessieren sich für den künstlerischen Zeitgeist
       und können sich auch mal nicht so ernst nehmen (wichtig).
       
       Warum also nicht Eko Fresh als Bürgermeister? Der weiß, wie’s ist, in Köln
       Kalk im Block aufzuwachsen. Er weiß, wie es ist, vor einem Mikro zu
       tausenden von Leuten zu sprechen und dabei authentisch zu wirken. Und er
       könnte auf dem Reder:innenpult endlich sagen, was so viele
       Amtsträger:innen nicht über die Lippen bringen: „Alles, was ich bisher
       sagte, nehm ich zurück“ – wie in seinem Song König von Deutschland. Das ist
       keine Schwäche, das ist gelebte Fehlerkultur.
       
       13 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Junge-Linkenwaehler-und-TikTok/!6068526
 (DIR) [2] /Neuer-Song-von-Rapper-Eko-Fresh/!5519902
 (DIR) [3] https://www.br.de/mediathek/podcast/eins-zu-eins-der-talk/eko-fresh-rapper-schauspieler-rapper-und-brueckenbauer/2105071
 (DIR) [4] /Junge-Linkenwaehler-und-TikTok/!6068526
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ann-Kathrin Leclere
       
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