# taz.de -- Streit um das Deutschlandticket: Das Pokerspiel der Länder
       
       > Ende Juni wird auf auf einem Krisengipfel über die Finanzierung des
       > Deutschlandtickets verhandelt. Berlin, Brandenburg und Bayern drohen mit
       > dem Aus.
       
 (IMG) Bild: Steht unter Spannung: Fahren mit dem Deutschlandticket
       
       Berlin taz | Nun also auch Kai Wegner. „Wenn der Bund etwas bestellt, muss
       er für einen Ausgleich sorgen“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister von
       der CDU am Donnerstag im Berliner Abgeordnetenhaus. „Ansonsten werden die
       Länder das so einfach nicht mehr leisten können, auch wenn sie wollen.“
       
       Das Deutschlandticket ist wieder Thema zwischen Bund und Ländern, und allem
       Anschein nach steht es wieder auf der Kippe. Schon vor seiner Kritik im
       Berliner Landesparlament war Wegner auf Distanz gegangen: „Gut gemeint,
       aber teuer für den Bund und die Länder“, nannte er das Deutschlandticket
       [1][im Gespräch mit dem Handelsblatt].
       
       Es klingt wie ein Abgesang. Aber ist die Fortführung des von 13,5 Millionen
       Fahrgästen genutzten Tickets bis 2029 nicht sogar im Koalitionsvertrag
       zwischen CDU und SPD festgehalten? Die Antwort klingt ein bisschen wie
       früher Radio Eriwan. Im Prinzip ja. Aber eben auch nur im Prinzip.
       
       Denn finanziert sind die Zuwendungen des Bundes in Höhe von 1,5 Milliarden
       Euro nur für dieses Jahr. Den gleichen Betrag müssen dann noch einmal die
       Länder beisteuern. Und bei denen scheinen einige inzwischen aus der Reihe
       zu scheren.
       
       Beispiel Bayern. „Es bleibt abzuwarten, ob alle Länder an Bord bleiben“,
       unkte zuletzt der [2][bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter
       (CSU)]. In einem Schreiben an den Bundesverkehrsminister warnte Bernreiter
       vor einem vorzeitigen Ende des 58 Euro teuren Tickets, bei dem gilt: Freie
       Fahrt mit dem Regionalverkehr in ganz Deutschland.
       
       Bernreiter ist derzeit Vorsitzender der Verkehrsministerkonferenz und
       bereitet einen Krisengipfel mit seinen Kolleginnen und Kollegen Ende Juni
       vor. Spätestens dann, ist zu hören, muss sich der Bund bewegen. Denn die
       Kosten für die einzelnen Verkehrsgesellschaften steigen. Drei Milliarden
       Euro kostet das Ticket den Bund und die Länder 2025. Wer aber zahlt, wenn
       die Finanzierung des Deutschlandtickets teurer wird?
       
       ## Brandenburg spart beim Regionalverkehr
       
       Ein Beispiel dafür, wie eng die Budgets sind, ist derzeit in Brandenburg zu
       beobachten. Dort hat BSW-Verkehrsminister Detlef Tabbert angekündigt, ab
       dem Fahrplanwechsel im Dezember Tagesrandverbindungen zu streichen, wenn
       weniger als 10 Personen im Zug sitzen. Im Entwurf für den Doppelhaushalt
       2025/26 sollen so 49 Millionen Euro in den kommenden zehn Jahren eingespart
       werden.
       
       Ohne eine deutliche und dauerhafte finanzielle Zusage des Bundes sei das
       Ticket nicht zu halten, sagte Tabbert am Dienstag dem Tagesspiegel: „Der
       Bund muss jetzt seiner Verantwortung gerecht werden und künftig vorrangig
       die Finanzierung übernehmen, damit das Deutschlandticket eine Zukunft hat
       und die Länder nicht mit den steigenden Kosten alleinlässt.“
       
       Bereits im Februar hatte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmer (VDV)
       eine Lücke in der Finanzierung prognostiziert. „Die von Bund und Ländern
       jährlich zur Verfügung gestellten drei Milliarden Euro werden dauerhaft
       nicht ausreichen, um den Verlust der Branche auszugleichen“, so
       [3][VDV-Präsident Ingo Wortmann].
       
       Die Lage vieler Verkehrsunternehmen, so Wortmann, sei angespannt. Vor allem
       die Steigerung der Personalkosten und der Wegfall aus Einnahmen anderer
       Tarife machten ihnen zu schaffen. „Für eine langfristige Finanzierung des
       Deutschlandtickets“, so der VDV-Chef, „braucht es verbindlich zugesagte
       Mittel von Bund und Ländern in ausreichender Höhe und inklusive einer
       jährlichen Dynamisierung, damit das Ticket für die Fahrgäste preislich
       attraktiv bleiben kann.“
       
       Wenn sich Bund und Länder die Kosten weiter teilen, müssen also beide eine
       Schippe drauflegen. Gut möglich, dass die Drohungen aus Berlin, Bayern und
       Brandenburg zum Pokerspiel der Länder gehören, den Bund zu einem
       langfristigen Bekenntnis zum Deutschlandticket zu bewegen, wie es der
       Koalitionsvertrag vorsieht. Dann, so der VDV würden auch viele Betriebe das
       Ticket als Job-Ticket anbieten und die angestrebte Nutzerzahl von 15
       Millionen erreicht werden.
       
       Aber auch der Bund pokert. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU)
       forderte die Länder auf, sich untereinander zu einigen und sich ebenfalls
       zum Deutschlandticket zu bekennen. Ein Bekenntnis klingt anders.
       
       Der grüne Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag Tarek Al-Wazir
       forderte vor der Krisensitzung, die voraussichtlich am 27. Juni
       stattfindet, den Verkehrsminister auf, das Ticket zukunftssicher zu machen.
       Es müsse jetzt „schnell Klarheit über die dauerhafte Finanzierung
       hergestellt werden“.
       
       13 Jun 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/cdu-regierungschef-zweifelt-am-deutschlandticket-und-lehnt-viertagewoche-ab/100131219.html
 (DIR) [2] https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/deutschlandticket-bayern-warnt-in-brief-an-bundesverkehrsminister-vor-moeglichem-aus-a-dce0f96a-916c-4d1f-a3b7-e1e01a1d63bf
 (DIR) [3] https://www.vdv.de/presse.aspx?id=581839fc-dc82-4ffb-a1fc-13310461c6b2&mode=detail&coriander=v3_e9185b62-175b-1ba5-bd91-56418e139d38#
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uwe Rada
       
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