# taz.de -- Großspenden an die Parteien 2024: Die Neue macht das Rennen
       
       > Kurz vor Jahresende sieht alles danach aus, dass das BSW die
       > Parteispendenrallye gewinnt. Und die Kleinpartei Volt schneidet besser ab
       > als die Grünen.
       
 (IMG) Bild: Beim Kasse machen einsame Spitze: Als Großspendensammlerin schlägt BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht sogar CDU-Chef Friedrich Merz
       
       Berlin taz | Es war eine rasante Aufholjagd, die die CDU hingelegt hat. Der
       Bruch der Ampelkoalition Anfang November beflügelte zwar das monetäre
       Engagement des deutschen Kapitals zugunsten des Merz-Vereins enorm. Dennoch
       müssen sich die Christdemokrat:innen bei der großen
       Parteispendenrallye in diesem Jahr wohl einem Newcomer geschlagen geben.
       
       Kurz vor Silvester liegt das BSW mit mehr als 6,4 Millionen Euro deutlich
       vor der CDU, die auf rund 4,9 Millionen Euro kommt. Insgesamt vereinnahmten
       alle Parteien 2024 bis zu diesem Wochenende zusammen rund 17,4 Millionen
       Euro – deutlich mehr [1][als im Bundestagswahljahr 2021]. Damals waren es
       rund 13,5 Millionen Euro.
       
       Seit März dieses Jahres sind die Parteien gesetzlich verpflichtet, Spenden
       über 35.000 Euro „unverzüglich“ unter Angabe des Spender:innennamens
       der Bundestagspräsidentin zu melden. Zuvor lag die Grenze bei 50.000 Euro.
       Die entsprechenden Großspenden werden anschließend zeitnah in einer
       Bundestagsdrucksache veröffentlicht.
       
       Zwar liegen die Zuwendungen insgesamt noch wesentlich höher. Das lässt sich
       aber erst durch die Veröffentlichung der Rechenschaftsberichte der Parteien
       etwa eineinhalb Jahre später nachvollziehen. Da müssen alle, die mehr als
       10.000 Euro spenden, öffentlich gemacht werden. Die zeitnah
       veröffentlichten Großspenden zeigen jedoch eine starke Tendenz auf.
       
       Auf Platz eins steht das erst im Januar gegründete BSW. Das verdankt es dem
       Unternehmer Thomas Stanger. In zwei Tranchen spendete der gebürtige
       Würzburger, der seit zwei Jahrzehnten in Mecklenburg-Vorpommern lebt, im
       Frühjahr insgesamt 5,08 Millionen Euro an die Wagenknecht-Truppe. Sein
       Vermögen hat Stanger mit der von ihm 1983 mitgegründeten MA Lighting
       Technology GmbH gemacht, eine fränkische Elektronikfirma, die Steuertechnik
       für Licht- und Bühneneffekte bei großen Konzerten oder Theateraufführungen
       liefert.
       
       Eine weitere Großspende für das BSW in Höhe von 50.000 Euro kommt von der
       Horizontwerke GmbH. Dahinter steckt der Freiburger Unternehmer Heinrich
       Röder, der sein Geld mit Wind- und Solarenergie verdient und noch 2021 von
       sich sagte, er wähle die Grünen, „seitdem es sie gibt“. Nun unterstützt er
       eine Partei, die klimapolitisch nicht von der FDP und kaum von der AfD zu
       unterscheiden ist.
       
       Die restlichen rund 1,2 Millionen Euro kommen von einem eingetragenen
       Verein, den Wagenknecht & Co. im vergangenen Jahr gegründet hatten, um vor
       der offiziellen Parteigründung Spenden einsammeln zu können.
       
       ## Volt bekommt mehr Spendengeld als die Grünen
       
       Demgegenüber kommt die CDU auf 52 Großspenden, die Hälfte sprudelte nach
       der Neuwahlankündigung Anfang November. Ihr größter Gönner war der Jenaer
       E-Commerce-Unternehmer Stephan Schambach, der in drei Tranchen insgesamt
       650.000 Euro springen ließ. Auf Platz zwei folgt der Kölner
       Immobilienfondsunternehmer Christoph Alexander Kahl mit 500.000 Euro. Seit
       2020 hat er insgesamt 1,9 Millionen Euro an die Partei überwiesen.
       
       Wie jedes Jahr fehlt auch dieses Mal nicht der BMW-Clan: Susanne Klatten,
       Stefan Quandt und Gabriele Quandt beglückten die Partei mit zusammen
       140.002 Euro. Anders als in früheren Zeiten hielt sich ansonsten die
       Spendenbegeisterung der kriselnden Automobilindustrie in Grenzen.
       
       Über 30 Großspenden kann sich die FDP freuen. Davon gingen 22 nach dem
       [2][Rausschmiss von Parteichef Christian Lindner als Bundesfinanzminister]
       ein. Mit insgesamt rund 2,42 Millionen Euro landete die rechtsliberale
       Partei auf Platz 3 und rangiert damit in der Spender:innen- weitaus höher
       als in der Wähler:innengunst. An der Spitze steht mit einer halben Million
       Euro der Kölner Unternehmer Dieter Albert Richard Morszeck, dessen Familie
       mit der Herstellung von Aluminiumkoffern reich geworden ist.
       
       Überraschend auf Platz 4 findet sich Volt. Die linksliberale Kleinpartei,
       die [3][bei der Europawahl mit 2,6 Prozent einen Achtungserfolg] erzielte,
       kann sich über insgesamt 1,38 Millionen Euro freuen. Verantwortlich dafür
       sind bloß zwei Parteimitglieder: In drei Tranchen knapp 1,26 Millionen
       überwies der reiche Erbe Thadaeus Friedemann Otto, der aus einer
       Hausschuhproduzentendynastie aus dem niedersächsischen Goslar stammt und
       sich seine Zeit als Rapper in London vertreibt. Die StartUp-Unternehmerin
       Jutta Steiner, die auf der Volt-Landesliste in Brandenburg für den
       Bundestag kandidiert, spendierte 125.000 Euro.
       
       Da können die Grünen nicht mithalten. 2021 sammelten sie noch mehr als 3,4
       Millionen Euro ein, diesmal sind es nur etwa 922.000 Euro, die sich auf 14
       Großspenden aufteilen. Größter Einzelgönner war mit 100.000 Euro der
       Berliner Investor und Anlageberater Jochen Wermuth, gefolgt von dem Kölner
       Musiker Henning May mit 95.000 Euro.
       
       ## Campact größter SPD-Spender
       
       Abgeschlagen nur auf Platz 6 rangiert die Nochkanzlerpartei SPD. Sie konnte
       acht Großspenden in Höhe von insgesamt 520.000 Euro verbuchen.
       Bemerkenswert: Größter Spender ist der Verein Campact. Obwohl sich die
       Kampagnenorganisation als „unabhängig von Parteipolitik und
       Wirtschaftsinteressen“ versteht, unterstützte sie die SPD im
       brandenburgischen Landtagswahlkampf mit etwa 160.000 Euro.
       
       Die Grünen bekamen für ihre Wahlkämpfe in Brandenburg und Sachsen sogar
       rund 233.300 Euro. Zudem erhielt noch eine Nichtregierungspartei Geld von
       Campact: Für die Linke blieben 68.038 Euro [4][für ihren Wahlkampf in
       Sachsen] übrig – was angesichts der Großzügigkeiten an SPD und Grüne eher
       nach einer Alibizahlung aussieht. Aber immerhin war das die einzige
       Großspende, die die in ihrer Existenz bedrohte linke Partei in diesem Jahr
       bekam. Von den im Bundestag vertretenen Parteien schnitt nur die AfD
       schlechter ab: Die extrem rechte Partei ist – zumindest offiziell – leer
       ausgegangen.
       
       Noch nicht richtig zu taxieren ist die CSU, die bisher mit vier Großspenden
       290.000 Euro einkassiert hat. Aber noch nicht dabei ist die milde Gabe des
       Verbandes der Bayerischen Metall- und Elektro-Industrie, der seit
       Jahrzehnten Hauptsponsor der Christsozialen ist, jedoch stets erst kurz vor
       Schluss im Jahr seine Hundertausende rüberschiebt. Es wäre schon sehr
       außergewöhnlich, wenn das nicht auch diesmal der Fall wäre. Dadurch dürfte
       sich die CSU zumindest noch vor die SPD schieben.
       
       Außer Campact haben auch noch andere Großspender:innen gleich mehrere
       Parteien beglückt. So überwies die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG) je
       100.000 Euro an die SPD, die CSU und die Grünen, 350.000 Euro an die FDP
       und 600.000 Euro an die CDU. Der Berliner Unternehmer und
       Ex-FDP-Bundesschatzmeister Harald Christ, der wegen der „D-Day“-Affäre aus
       der FDP ausgetreten ist, spendete im Dezember je 40.000 Euro an CDU, CSU,
       SPD, FDP und Grüne.
       
       Die Dr. Theiss Naturwaren, Produzent von Naturheilkundeprodukten, gab
       60.000 Euro der SPD, 47.000 Euro an die CDU und 40.000 Euro der FDP. Die
       Privatbank Berenberg zahlte 200.000 Euro an die CDU und 50.000 Euro an die
       FDP. Von der Socrates Beteiligungsgesellschaft des ehemaligen
       Bild-Chefredakteurs Hans-Hermann Tiedje bekamen die beiden Parteien je
       60.000 Euro und vom Gesamtverband der Arbeitgeberverbände der Metall- und
       Elektroindustrie je 45.000 Euro. Der „Jägermeister“-Erbe Florian Rehm
       verteilte 82.501 Euro an die CDU und 43.751 Euro an die Grünen.
       
       Neben Volt konnten sich weitere Klein- und Kleinstparteien in diesem Jahr
       über Großspenden freuen, wenn auch in einer kleineren Größenordnung: An die
       MLPD spendeten zwei Parteiaktivist:innen im Rentenalter aus
       Gelsenkirchen und Sindelfingen zusammen 232.907,50 Euro, die DKP erhielt
       von einer Spenderin aus Rheinland-Pfalz 50.000 Euro und die rechte
       WerteUnion bekam 200.000 Euro von ihrem Förderverein.
       
       29 Dec 2024
       
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