# taz.de -- Artenschutz und Ökosystem: Warum Spinnen essen bei mehr Biodiversität gesünder ist
       
       > Eine neue Studie zeigt, wie unverzichtbar Insekten als Nährstoffquelle
       > sind. Und wie ihr Verschwinden die Nahrungskette ins Wanken bringen
       > könnte.
       
 (IMG) Bild: Lecker: Spinne statt Schnitzel
       
       Jede achte Art könnte in den kommenden Jahrzehnten aussterben, hat der
       Weltnaturschutzrat festgestellt. Damit es so weit nicht kommt, haben in den
       vergangenen zwei Wochen Politiker*innen, Aktivist*innen und Unternehmen
       [1][auf der UN-Artenschutzkonferenz im kolumbianischen Cali] über Maßnahmen
       verhandelt, um das Artensterben zu stoppen.
       
       Welche Auswirkungen ein weitreichender [2][Verlust der Artenvielfalt] auf
       Ökosysteme hat, wurde bislang vor allem in Bezug auf Pflanzen erforscht.
       Schlechter ist die Forschungslage zu sogenannten Konsumenten. So nennt man
       die Arten, die Biomasse anderer Lebewesen verzehren, anstatt sich die
       Nährstoffe aus anorganischen Stoffen zu ziehen, wie es die meisten Pflanzen
       durch Photosynthese tun. Konsumenten sammeln organische Nährstoffe in ihren
       Körpern und erzeugen daraus neue Nährstoffe. Das macht sie ähnlich
       bedeutend für das Nahrungsnetz eines Ökosystems wie Pflanzen.
       
       Ein Team internationaler Wissenschaftler*innen hat deshalb erforscht,
       welche Beziehung zwischen der Vielfalt von Konsumenten-Arten und den
       Nährstoffen besteht, die sie produzieren. Ihre Ergebnisse
       [3][veröffentlichten sie im Fachmagazin Science].
       
       ## Die Studie
       
       Die Forscher*innen wählten für ihre Untersuchung Insekten und Spinnen,
       weil diese eine Schlüsselfunktion im Nahrungsnetz einnehmen. Bei den
       untersuchten Nährstoffen waren mehrfach ungesättigte Fettsäuren von
       besonderer Bedeutung, etwa Omega-3- oder Omega-6-Fettsäuren.
       
       Dahingehend wurden zwei riesige Datenbanken mit Angaben zu 7.675 Spezies in
       742 Lebensräumen ausgewertet und unter anderem die Beziehung zwischen
       Artenvielfalt und Nährstoffproduktion in unterschiedlichen Gebieten
       untersucht. Dabei kommen die Wissenschaftler*innen zu dem Ergebnis, dass
       mehr Nährstoffe in Spinnen und Insekten stecken, je größer die
       Artenvielfalt ist. Zum Beispiel nimmt eine bestimmte Omega-3-Fettsäure um
       12,2 Prozent zu, wenn die Artenvielfalt um 10 Prozent steigt.
       
       ## Was bringt’s?
       
       Nimmt die Vielfalt an Insekten und Spinnen ab, fehlen den Tieren, die sich
       von ihnen ernähren, wichtige Nährstoffe. Und wer wiederum diese Tiere
       frisst oder isst, bekommt ebenfalls weniger davon. Das ist ein gutes
       Beispiel für die Vielfachabhängigkeiten von Nahrungsnetzen.
       
       Ermutigend finden die Forscher*innen, dass die Dichte besonders wichtiger
       Nährstoffe in Insekten und Spinnen an und in Flüssen höher war als an Land.
       Flussbewohner liefern also zuverlässig Nährstoffe und können unter
       Umständen dort aushelfen, wo der Mensch Nahrungsnetze an Land bereits
       stärker beeinflusst hat. Deshalb, schreiben die Forscher*innen, seien
       [4][zum Beispiel Libellen sehr wichtig], weil sie sowohl an Flüssen als
       auch an Land jagen – und gejagt werden, also ihre Nährstoffe auch in
       größerer Entfernung von Flüssen gefressen werden.
       
       4 Nov 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /UN-Biodiversitaetskonferenz/!6043084
 (DIR) [2] /Artenvielfalt/!t5014705
 (DIR) [3] https://www.science.org/doi/10.1126/science.adp6198
 (DIR) [4] /Analyse-zu-Insektensterben/!5678256
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jonas Waack
       
       ## TAGS
       
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