# taz.de -- BSW in Thüringen: Das hat Erpresserpotenzial
       
       > Sahra Wagenknecht treibt mit ihrer Partei den Preis für eine
       > Zusammenarbeit mit CDU und SPD nach oben. Dabei will sie die CDU von
       > innen heraus zerstören.
       
 (IMG) Bild: Sahra Wagenknecht auf der Friedensdemo in Berlin am 03. Oktober 2024
       
       Wer bisher geglaubt hatte, das mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht sei doch
       nicht so dramatisch, weil das BSW bei den vergangenen Landtagswahlen im
       Osten der AfD immerhin Stimmen abgeluchst habe, der sollte sich das
       Erpresserpotenzial seiner Chefin ansehen: Sahra Wagenknecht [1][fordert von
       der Thüringer CDU], sich vom CDU-Bundesvorsitzenden Friedrich Merz zu
       distanzieren, sollten CDU und BSW [2][in Thüringen] tatsächlich gemeinsam
       regieren wollen.
       
       Und das, weil der CDU-Kanzlerkandidat es nicht lassen konnte, den
       umstrittenen Taurus, der einigermaßen friedlich in der deutschen Versenkung
       hockte, wieder hervorzukramen. Wenn Putin nicht aufhöre, die ukrainische
       Zivilbevölkerung zu bombardieren, müsse Deutschland notfalls die
       Taurus-Marschflugkörper mit 500 Kilometer Reichweite an die Ukraine
       liefern, sagte Merz jüngst im Bundestag.
       
       Bekanntermaßen hört es Russland-Freundin Wagenknecht nicht gern, wenn
       jemand der [3][Ukraine weitere Hilfen] zusichert. Ihr aktueller Affront
       gegen Merz und die CDU indes ist keine Verstetigung ihrer politischen
       Forderungen, sondern eine offene Konfrontation und Eskalation.
       
       Mehr noch: Fast scheint es, als habe sie Merz’ Taurus-Äußerung dankbar
       aufgegriffen. So kann sie den Preis für eine Zusammenarbeit mit Parteien
       wie der CDU und der SPD, die sie auf Landesebene im Grunde gar nicht will,
       massiv erhöhen. Und so treibt sie sowohl die CDU als auch ihre eigene
       Partei vor sich her. Katja Wolf, BSW-Landeschefin in Thüringen, gilt nicht
       unbedingt als Wagenknecht-hörig, das Thüringer Sondierungspapier zumindest
       ist ein Kompromiss, für den alle drei potenziellen Regierungsparteien im
       Thüringer Landtag Federn lassen mussten – und der nicht Wagenknechts
       Handschrift trägt.
       
       Ungeachtet dessen hat es die CDU in Berlin aktuell gar nicht nötig, sich
       von der BSW-Chefin erpressen zu lassen. Das weiß Wagenknecht – und hat
       einen weitaus perfideren Plan: die CDU von innen heraus zu zerstören.
       
       Im Osten sieht man das mit den Waffenlieferungen an die Ukraine und der
       Liebe zum alten „Bruderstaat“ Russland bekanntlich anders – und das nutzt
       Wagenknecht weidlich aus. Offensichtlich will sie die Ost-CDU gegen die
       Bundes-CDU aufbringen und einen Keil zwischen Berlin und die Länder
       treiben. Wenn aber die Union, mit der gegen die AfD koaliert werden muss,
       innerlich zerstritten ist, steht die gesamte Demokratie zur Disposition.
       
       Der AfD spielt das in die Hände, sie selbst muss dafür nicht einmal etwas
       tun. Das muss sich bei der nächsten Bundestagswahl im Herbst 2025 noch
       nicht so recht auswirken. Spätestens 2029 könnte es schon ganz anders
       aussehen.
       
       21 Oct 2024
       
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 (DIR) Simone Schmollack
       
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