# taz.de -- 9-Euro-Fonds: Weiterfahren für 9 Euro
       
       > Eine Kampagne setzt das 9-Euro-Ticket selber fort. Wer mitmacht, kriegt
       > eventuelle Strafen für ticketloses Fahren erstattet.
       
 (IMG) Bild: 9-Euro-Ticket für immer
       
       Berlin taz | Das 9-Euro-Ticket wird bereits ab September weitergeführt.
       Nicht von der Bundesregierung, aber selbstorganisiert. [1][9-Euro-Fonds]
       heißt die Kampagne, die allen Fahrgästen auch in der [2][Zwischenzeit bis
       die Bundesregierung sich über ein Anschlussticket einig geworden ist], die
       Möglichkeit geben will, kostengünstig unterwegs zu sein. Die Idee ist
       einfach: Jeder, der möchte, zahlt monatlich neun Euro in den Fonds ein und
       nutzt weiter den Nahverkehr – ohne ein reguläres Ticket zu kaufen.
       
       Der Fonds funktioniert dabei wie eine Versicherung: Wer ohne gültigen
       Fahrschein angetroffen wird, muss seine Zahlungsaufforderung nur
       weiterreichen – der Fonds übernimmt das erhöhte Beförderungsentgelt.
       Ausnahme: Weil in Regionalzügen der Deutschen Bahn bei fast jeder Fahrt
       kontrolliert wird, gilt der Fonds nur im Nahverkehr – das aber bundesweit.
       
       Am Mittwoch ging die aktivistische Initiative mit einer [3][Website] und
       auf Social Media online: „Schon jetzt ist die Nachfrage groß“, sagt
       Kampagnensprecher Leo Maurer. Der Fonds soll, so Maurer, sowohl „Menschen
       unterstützen, die sich ein normales Ticket nicht leisten können“ als auch
       die politische Forderung hochhalten, das 9-Euro-Ticket weiterzuführen.
       „[4][Das Ticket war die beste Maßnahme der Bundesregierung] zur Entlastung
       von Menschen mit wenig Geld – und nützt darüber hinaus auch noch dem
       Klima“, so Maurer.
       
       Angelegt ist der Fonds nicht auf Dauer, sondern als Lückenfüller.
       „Grundsätzlich braucht es eine politische Lösung“, sagt Maurer. Bewusst ist
       den Aktivist:innen auch, dass es eine gewisse Hürde für die Beteiligung
       an dieser Aktion des zivilen Ungehorsams gibt. Empfohlen wird den
       Nutzer:innen sichtbar einen Aufkleber mit der Aufschrift „Ich fahre ohne
       Fahrschein“ zu tragen. Dies kann – und hat in eignen Gerichtsverfahren
       schon funktioniert – den Vorwurf der Leistungserschleichung entkräften.
       
       ## Europäische Vorbilder
       
       Die Idee zur Initiative kam den Aktivist:innen aus der Klima- und
       Verkehrswendebewegung vor einem Monat. Seitdem ist das Konzept „mit heißer
       Nadel gestrickt“ worden, wie Maurer erzählt. Unterstützt wird der
       9-Euro-Fonds vom Verein [5][Sanktionsfrei] zur Unterstützung von
       Hartz-4-Empfänger:innen und vom [6][Freiheitsfonds], der Menschen mit
       Ersatzfreiheitsstrafen etwa aufgrund von Fahrens ohne Fahrschein aus den
       Gefängnissen freikauft.
       
       Vorbilder gibt es auch: So praktiziert die Kampagne Planka.nu in Schweden
       die Idee der Freifahrtversicherung schon seit 2001; in Spanien heißt das
       Konzept „Yo no pago“ – Ich zahle nicht. Auch sehe man sich, so Maurer, als
       Teil einer europaweiten Solidaritätsbewegung zur Unterstützung der von der
       Krisen betroffenen, deren Vorreiter die britische Kampagne „Enough is
       Enough“ ist.
       
       Einen offiziellen Startschuss für den 9-Euro-Fonds soll es am Donnerstag in
       Berlin mit einer gemeinsamen fahrscheinlosen U-Bahn-Fahrt geben. Auch die
       Klimagruppe [7][Letzte Generation] kündigte an ab Donnerstag bundesweit
       ohne Fahrschein zu fahren, um den „friedlichen Widerstand gegen die
       Unbezahlbarkeit des ÖPNV“ zu demonstrieren.
       
       31 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [5] /Aktivistin-ueber-Buergergeld-Plaene/!5813710
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 (DIR) [7] /Strafen-gegen-die-Letzte-Generation/!5873746
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Erik Peter
       
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