# taz.de -- Trotz Giffey-Telefonats mit Woidke: Ländernachbarn weiter im Clinch
       
       > Der Senat will ein Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket notfalls auch
       > ohne Brandenburg durchziehen. Donnerstag sollen sich alle Beteiligten
       > treffen.
       
 (IMG) Bild: Was soll auf das Billig-Ticket folgen? Die Regierungen Berlins und Brandenburgs sind darüber uneins
       
       Berlin taz | Berlins Regierungschefin Franziska Giffey (SPD) hat es bisher
       nicht geschafft, ihren Brandenburger Amts- und Parteikollegen Dietmar
       Woidke von seiner ablehnenden Haltung zur schnellen Fortsetzung des
       9-Euro-Tickets abzubringen. Vor Journalisten konnte Giffey am Dienstag zwar
       von einem Telefonat mit ihm berichten, nicht aber von einer Einigung. Im
       Kern geht es um eine Regelung, bei der das Ticket auch die [1][Tarifzone C]
       einschließen würde, die etwa bis Werder reicht, oder sogar brandenburgweit
       gälte. „Das ist etwas, worüber wir sprechen müssen“, sah Giffey auch nach
       dem Telefonat noch Redebedarf.
       
       Die rot-grün-rote Koalition hatte sich am Freitag darauf verständigt, ab
       dem 1. Oktober bis zum Jahresende ein länderfinanziertes Nachfolgemodell
       für das am 31. August auslaufende 9-Euro-Ticket anzubieten. Brandenburgs
       Regierung hatte sich davon überrascht gezeigt und stellte den Vorstoß aus
       Berlin als nicht abgesprochen dar. Einfacher ist die Lage inzwischen nicht
       geworden: Nach der Sitzung der SPD-Fraktion im Potsdamer Landtag am
       Dienstag hieß es von [2][deren Chef Daniel Keller], man wolle zunächst eine
       Nachfolgevereinbarung im Bund abwarten. Man brauche „eine
       bundeseinheitliche Lösung, keine Sonderwege einzelner Länder.“
       
       Giffey wiederum erwartet nicht, dass es von der Bundesebene vor Jahresebene
       einen Vorstoß gibt, der dann aus dem Bundeshaushalt finanziert wäre. Sie
       hielt ein schnelles Angebot für richtig, weil die Berliner Bevölkerung
       jetzt eine Entlastung brauche.
       
       Der Vorstoß zu dem Nachfolgeticket passt allerdings nicht zu einer
       Aussage, die [3][von Giffey noch Mitte August zu hören] war. Da hatte sie
       sich gleichfalls nach einer Senatssitzung vor Journalisten gegen eine
       „Entlastungspolitik mit der Gießkanne“ ausgesprochen. Dieses Bild griff
       nach dem Koalitionsbeschluss vom Freitag der Landeschef des BUND auf,
       Tilmann Heuser. Der erkannte [4][gegenüber der taz] bei dem Ticket für alle
       sehr wohl ein „Gießkannenprinzip“ und vermisste eine klare
       Entlastungsstrategie. Viel besser wäre es aus seiner Sicht, wenn nur
       Einkommensschwache beim Ticketkauf deutlich weniger zahlen müssten.
       
       Giffey hingegen lobte am Dienstag das für alle geltende 9-Euro-Ticket als
       „eine Maßnahme, die extrem erfolgreich war“, und führte als Beleg 3,3
       Millionen in Berlin verkaufte Tickets an. Außerdem sagte sie: „Es ist auch
       eine sozialpolitische Maßnahme.“ Um das Anschlussticket – für dessen Preis
       in Euro Giffey die Zahlen 19 und 29 erwähnte – konkreter zu machen, soll es
       am Donnerstag ein Treffen von Politik und sonstigen Beteiligten geben, vor
       allen den Verkehrsunternehmen.
       
       Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) hofft auf einen Kompromiss
       innerhalb des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB): „Wir werden ganz
       sicher nicht riskieren, den VBB dabei aufzusprengen.“ Sie glaube an eine
       Verständigung, sagte sie – fügte aber hinzu: „Und es gibt Möglichkeiten,
       die Berlin notfalls auch alleine machen kann.“
       
       30 Aug 2022
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://sbahn.berlin/tickets/vbb-tarif-erklaert/tarifbereiche/
 (DIR) [2] https://www.spd-fraktion-brandenburg.de/person/keller/
 (DIR) [3] /Berliner-Senat-reagiert-auf-Gasknappheit/!5871850
 (DIR) [4] /Debatte-ueber-9-Euro-Ticket-in-Berlin/!5874820
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefan Alberti
       
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