# taz.de -- Trumps Interesse an Grönland: Rückfall in den Kolonialismus
       
       > Das Zeitalter der Imperialismus galt als abgeschlossen. Jetzt will Trump
       > Grönland von Dänemark kaufen. Das mag lächerlich wirken, ist aber fatal.
       
 (IMG) Bild: Ganz schön, dieses Grönland – Trump will es einsacken
       
       Im Jahr 1884 war’s, da traten die wichtigsten europäischen Mächte in Berlin
       zusammen. Es ging um viel Geld, Macht, Einfluss, Rohstoffe,
       Schiffahrtsrouten, strategische Bedeutung, also um alles, was der
       Imperialismus begehrte. Auf der Kongokonferenz wurden die Interessen der
       Kolonialmächte in Afrika verhandelt. Ein Ergebnis war, dass dem damaligen
       belgischen König Leopold II. eine Art Privatstaat zuerkannt wurde. Eine
       Folge der Konferenz war die Aufteilung Afrikas nach Gutdünken der
       Kolonialherren. Die Bewohner wurden selbstverständlich nicht gefragt,
       galten sie doch als vernachlässigenswerte „Wilde“.
       
       135 Jahre später ist US-Präsident Donald Trump auf die Idee verfallen,
       Grönland von Dänemark zu kaufen. Es locken vom Eis befreite Rohstoffe, die
       neue Handelsroute der Nordostpassage nach Asien, strategische Interessen.
       Die Bewohner Grönlands hat Trump nicht vorab über seine Kaufabsichten
       informiert.
       
       Das [1][Zeitalter des Imperialismus] galt Historikern bis zur letzten Woche
       als abgeschlossenes Kapitel. Es war gekennzeichnet durch die Aufteilung
       ganzer Kontinente zugunsten europäischer Staaten, das ungeregelte
       Konkurrenzstreben der damaligen Weltmächte und die Ausbeutung von Menschen
       bis zum letzten Blutstropfen.
       
       Historische Analogien sind immer heikel. Trump ist nicht Leopold II.
       Dennoch erinnert die Kaufabsicht des US-Präsidenten fatal an überwunden
       geglaubte Zeiten. Die Vorstellungen nationalistisch denkender
       Regierungschefs orientieren sich wie damals einzig an den eigenen
       Interessen.
       
       Wer das Geld und die Macht hat, bestimmt. Multilaterale Konfliktlösungen –
       die Kongokonferenz, so bitter ihr Ergebnis war, gilt als seltene Ausnahme –
       passen nicht in ein solches Konzept, denn sie dienen auch einem Ausgleich
       von unterschiedlichen Interessen. Trumps bizarre Vorstellung, ein Land zu
       erwerben so wie ein beliebiges Immobiliengrundstück, mag lächerlich wirken
       und dürfte zum Scheitern verurteilt sein. Das dahinterstehende Denken ist
       es nicht.
       
       19 Aug 2019
       
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