# taz.de -- Kommentar Haushaltsstreit Italien/EU: Der kommende Aufstand
       
       > Wenn die Eurozone auseinanderbricht, dann nicht etwa wegen Griechenland,
       > sondern wegen Italien. Niemand sollte sich in Sicherheit wähnen.
       
 (IMG) Bild: Italien gegen Europa
       
       Zwei Zahlen sagen alles: In Italien sind 33 Prozent der Jugendlichen
       arbeitslos, und 1,5 Millionen Italiener haben ihre Heimat verlassen, um
       anderswo ihren Lebensunterhalt zu suchen. Die neue Regierung in Italien ist
       zwar populistisch und oft degoutant – aber sie irrt sich trotzdem nicht.
       „Weiter so“ ist keine Option für Italien. Man muss die Wirtschaft
       ankurbeln.
       
       Die italienische Regierung hat daher einen [1][Haushalt aufgestellt], der
       ein moderates Defizit von 2,4 Prozent vorsieht. Doch selbst diese kleine
       Kreditaufnahme geht der EU-Kommission schon zu weit: Die italienischen
       Pläne seien eine „Provokation“. Sparen heißt das heilige Ziel; die
       italienische Not interessiert überhaupt nicht.
       
       Es scheint also auf einen Machtkampf hinauszulaufen. Noch erweckt die
       italienische Regierung den Eindruck, als scheute sie die Konfrontation
       nicht, und posiert als David gegen Goliath. Doch wird auch diese Regierung
       am Ende kuschen, wie ihre diversen Vorgänger. Denn es gibt eine Knute
       namens „Spread“. Diese technische Vokabel kennt inzwischen jeder Italiener
       – und fürchtet sich davor. Gemeint ist der Risikoaufschlag, der für
       italienische Staatskredite fällig werden könnte.
       
       Eurozone und EZB können jederzeit entscheiden, ob sie die Finanzmärkte von
       der Leine lassen – und eine Spekulation gegen Italien erlauben. Sobald aber
       die Zinsen für italienische Kredite steigen, droht die Staatspleite,
       während die Wirtschaft in die Krise stürzt. Italien ist also maximal
       erpressbar, was auch schon mehrfach genutzt wurde.
       
       Doch sollte sich die Eurozone nicht zu sicher wähnen. Die meisten
       Italiener wissen, dass sie im Euro bisher nur verloren haben. Seit 1999
       ist die italienische Wirtschaft in der Summe kaum gewachsen. Nur zum
       Vergleich: Deutschland kam im selben Zeitraum auf ein Plus von 31 Prozent.
       Es könnte also sein, dass die Italiener in naher Zukunft die Hoffnung ganz
       aufgeben und sich gegen den Euro entscheiden. Wenn die Eurozone
       auseinanderbricht, dann nicht wegen Griechenland – sondern wegen Italien.
       
       17 Oct 2018
       
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