# taz.de -- Bericht über Ablösung Maaßens: Hase, du bleibst nicht hier – oder?
       
       > Die Kanzlerin will einem Bericht zufolge den Verfassungsschutzchef
       > rauswerfen. Dafür sind drei Szenarien denkbar.
       
 (IMG) Bild: Wie könnte eine Ablösung Maaßens konkret aussehen?
       
       Berlin taz | Die Bundeskanzlerin soll entschieden haben, dass
       Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen seinen Posten räumen muss. Das
       [1][berichtet die Tageszeitung Welt]. Damit dürfte bereits vor dem zweiten
       Krisentreffen der Parteivorsitzenden von Union und SPD am
       Dienstagnachmittag das politische Schicksal des Amtschefs entschieden sein.
       
       Mit einer Abberufung oder Versetzung Maaßens käme Angela Merkel (CDU) der
       Forderung des Koalitionspartners SPD nach. Maaßen hatte nach den
       rassistischen Ausschreitungen vor mehr als zwei Wochen in Chemnitz in einem
       Bild-Interview gesagt, seinem Amt lägen keine belastbaren Informationen für
       Hetzjagden vor. Auch gebe es keine Belege dafür, dass das dazu im Internet
       kursierende „Hase“-Video authentisch sei. Merkels Regierungssprecher hatte
       hingegen sehr wohl von Hetzjagden gesprochen.
       
       Mit seinen Äußerungen hatte sich der Verfassungsschutzchef ohne Not offen
       gegen die Kanzlerin gestellt. Der 55-Jährige musste sich daraufhin vorige
       Woche vor dem Parlamentarischen Kontrollgremium und dem Innenausschuss des
       Bundestages rechtfertigen. OppositionspolitikerInnen der Grünen und Linken
       forderten seinen Rücktritt oder seine Ablösung, dem schlossen sich später
       auch InnenpolitikerInnen der SPD an.
       
       In der Regierungspressekonferenz am Montag lehnten sowohl die
       stellvertretende Regierungssprecherin als auch die Sprecherin von
       Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) eine Stellungnahme ab. Bis zu dem
       Treffen am Dienstag hätten sich alle Beteiligten auf Stillschweigen
       geeinigt, sagte Merkels Sprecherin Martina Vietz. Eleonore Petermann vom
       Bundesinnenministerium erklärte: „Das sind alles Spekulationen, da möchte
       ich mich gar nicht drauf einlassen.“
       
       ## „Die Koalition wird weiterarbeiten“
       
       Nicht so genau mit dem Stillschweigen nahm es die SPD. Der stellvertretende
       Parteivorsitzende Rald Stegner sagte am Montag, es sei „ein gutes Signal,
       wenn die Bundeskanzlerin die Haltung der SPD teilt“. Stegners Parteichefin
       Andrea Nahles hatte am Wochenende auf einer Veranstaltung in Offenbach
       gesagt: „Herr Maaßen muss gehen, und ich sage euch, er wird gehen.“
       Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte zu den
       Ablösungsforderungen bezüglich Maaßen: „Ich kann nur meiner Hoffnung
       Ausdruck geben, dass dort, wo Entscheidungen gefällt werden müssen, sie
       bald fallen.“
       
       In den zurückliegenden Tagen war auch aus CDU-Kreisen Kritik an Maaßen –
       und damit am CSU-Innenminister – laut geworden. Schleswig-Holsteins
       Bildungsministerin Karin Prien sagte der Welt am Sonntag, Maaßen sei dem
       Anspruch nicht gerecht geworden, die liberale Demokratie klar und
       unmissverständlich gegen die Feinde der Verfassung zu verteidigen.
       Niedersachsens CDU-Landeschef Bernd Althusmann forderte eine glaubwürdige
       Entschuldigung, hielt Rücktrittsforderungen aber für überzogen.
       
       Seehofer selbst hatte beim CSU-Parteitag in München lediglich erklärt: „Die
       Koalition wird weiterarbeiten.“ Ende vergangener Woche hatte der Minister
       im Plenum des Bundestages erklärt, Hans-Georg Maaßen genieße sein
       Vertrauen. Nach unbestätigten Informationen der Welt soll der
       Verfassungsschutzpräsident am vergangenen Donnerstag gesagt haben: „Horst
       Seehofer hat mir gesagt, wenn ich falle, dann fällt er auch.“
       
       ## Ruhestand, Rücktritt oder Beförderung?
       
       Wie aber könnte eine Ablösung Maaßens konkret aussehen? Drei Szenarien sind
       denkbar. Erstens könnte Maaßen als politischer Beamter in den einstweiligen
       Ruhestand versetzt werden. Ein solcher Akt ist möglich, wenn kein Vertrauen
       mehr besteht, dass er in „fortdauernder Übereinstimmung mit den Ansichten
       und Zielen der Regierung“ steht.
       
       Formal nähme die Versetzung der Bundespräsident vor. Doch er würde nur auf
       Initiative des zuständigen Fachministers tätig, das wäre hier Horst
       Seehofer. Der Innenminister könnte dabei gesichtswahrend betonen, dass zwar
       er noch Vertrauen zu Maaßen habe, viele andere in der Regierung aber nicht.
       Kanzlerin Merkel könnte Seehofer auch zum Rausschmiss Maaßens zwingen,
       indem sie sich auf ihre Richtlinienkompetenz beruft. In der Praxis spielt
       die Richtlinienkompetenz aber fast keine Rolle, weil man sich bei
       Konflikten stets um einen Kompromiss bemüht.
       
       Zweitens könnte Maaßen auch von sich aus seine Position zur Verfügung
       stellen und Seehofer um Versetzung in den einstweiligen Ruhestand bitten.
       Maaßens Vorgänger Heinz Fromm beantragte 2012 als Reaktion auf das
       Schreddern von NSU-Akten in seinem Haus die Versetzung in den endgültigen
       Ruhestand. Das ist aber erst ab dem 62. Lebensjahr möglich, der 55-jährige
       Maaßen ist dafür also zu jung.
       
       Drittens könnte Maaßen einen neuen attraktiven Posten erhalten, etwa als
       Staatssekretär im Innenministerium.
       
       17 Sep 2018
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Hetzjagd-Zitat-des-Verfassungsschutzchefs/!5535975
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Anja Maier
 (DIR) Christian Rath
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Hans-Georg Maaßen
 (DIR) Schwerpunkt Angela Merkel
 (DIR) Horst Seehofer
 (DIR) Schwarz-rote Koalition
 (DIR) SPD
 (DIR) Klima
 (DIR) Schwerpunkt AfD
 (DIR) Horst Seehofer
 (DIR) Verfassungsschutz
 (DIR) Amri-Akten
 (DIR) Hans-Georg Maaßen
 (DIR) CSU-Parteitag
 (DIR) Hans-Georg Maaßen
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kolumne Wir retten die Welt: Klima in guter Verfassung
       
       Die Grünen wollen die Rettung der Welt ins Grundgesetz schreiben. Das würde
       viel Blödsinn verhindern. Aber es hätte auch einen Haken.
       
 (DIR) Streit um Verfassungsschutzchef: Maaßen muss seinen Posten räumen
       
       Der Chef des Verfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen verliert seinen Job.
       Dafür bekommt er eine sogar besser bezahlte Stelle im Innenministerium.
       
 (DIR) Seehofer-Ministerium macht Twitterkunst: Mit Sicherheit Schwarz-Weiß
       
       Das Bundesinnenministerium postet eine nach unten führende Treppe. Ist das
       eine subtile Botschaft? Und was sagt der Vefassungsschutz?
       
 (DIR) Rechtslastiger Ex-Verfassungsschutzchef: Noch ein Merkel-Gegner vom Amt
       
       Hamburgs ehemaliger Innensenator Heino Vahldieck (CDU) macht bei der
       „Merkel muss weg“-Kampagne mit. Dort sind auch Neonazis dabei.
       
 (DIR) Streit um Zukunft Maaßens: Der Politik zu nah
       
       Mehrfach kritisierte Maaßen Medien, Falschmeldungen zu verbreiten. Doch
       sein Versuch, via Medien Politik zu machen, könnte ihm zum Verhängnis
       werden.
       
 (DIR) Hetzjagd-Zitat des Verfassungsschutzchefs: Merkel will Maaßen rauswerfen
       
       Verfassungsschutzchef Maaßen muss offenbar seinen Posten räumen. Die
       Kanzlerin habe entschieden, ihn abzulösen, berichtet die „Welt“.
       
 (DIR) Kommentar Wahlparteitag der CSU: Die Pointe kommt noch
       
       Vier Wochen vor der Landtagswahl in Bayern rücken Markus Söder und Horst
       Seehofer zusammen. Ihr Manöver wird die CSU nicht retten.
       
 (DIR) Verfassungsschutz und Maaßen: Mitarbeiter verdoppeln, einen ablösen
       
       Das Bundesamt für Verfassungsschutz plant einem Bericht zufolge, bis 2021
       auf fast 6.000 Mitarbeiter anzuwachsen. Der Chef hingegen soll gehen.