# taz.de -- Zahl der Flüchtlinge in Deutschland: BAMF baut den Rückstau ab
       
       > Im ersten Halbjahr 2017 ist die Zahl der Geflüchteten kaum noch
       > gestiegen. Ende Juni lebten rund 1,5 Millionen mit unterschiedlichem
       > Status im Land.
       
 (IMG) Bild: Urkundenprüfung beim Bundesamt für Flüchtlinge: Mehr als 400.000 Asylverfahren laufen noch
       
       Berlin taz | Die Zahl der in Deutschland lebenden Flüchtlinge ist im ersten
       Halbjahr 2017 nur leicht gestiegen. Ende Juni lebten rund 1,5 Millionen
       Menschen als Geflüchtete mit unterschiedlichem Status im Land, [1][Ende
       2016 waren es noch 35.000 weniger] gewesen. Zum Vergleich: Im selben
       Zeitraum 2016 stieg diese Zahl um gut 124.000 an.
       
       Laut Innenministerium waren zwischen Januar und Juni [2][rund 90.000
       Menschen als Flüchtlinge eingereist]. Dass die Zahl der Flüchtlinge
       insgesamt weniger stark anstieg, liegt daran, dass viele Flüchtlinge auch
       ausreisen, abgeschoben werden oder, beispielsweise durch Einbürgerung,
       nicht mehr als Flüchtlinge in Deutschland leben.
       
       Von den 1,5 Millionen erhielten etwa die Hälfte einen Schutzstatus: rund
       590.000 sind gemäß Grundgesetz oder Genfer Konvention anerkannt, weitere
       151.000 erhalten subsidiären Schutz. Hinzu kommen rund 415.000
       Asylsuchende, über deren Antrag noch nicht entschieden wurde und 160.000
       Geduldete, die zwar keinen Schutz erhielten, bei denen aber wichtige Gründe
       gegen eine Abschiebung sprechen. Hinzu kommen rund 190.000 Menschen, die
       geflohen sind und sich nach unterschiedlichen Gesetzen in Deutschland
       aufhalten dürfen.
       
       Die Zahlen stammen aus Angaben des Bundesinnenministeriums in der Antwort
       auf eine Anfrage der Linkspartei (PDF: [3][Teil 1] und [4][Teil 2]) im
       Bundestag. Diese fragt halbjährlich die Zahl der in Deutschland lebenden
       Geflüchteten mit unterschiedlichem Status ab. „Erhöht hat sich vor allem
       die Zahl der Flüchtlinge mit einem Aufenthaltsrecht“, sagte Ulla Jelpke,
       die die Anfrage stellte, zur taz. „Die politischen Anstrengungen müssen in
       erster Linie auf die schnelle und gute Integration der hier lebenden
       Flüchtlinge gerichtet sein.“
       
       ## 78 Prozent haben Aufenthaltsrecht
       
       Rund 420.000 der Flüchtlinge mit Schutzstatus stammen aus Syrien, die
       meisten sind nach der Genfer Flüchtlingskonvention geschützt. Etwa 110.000
       weitere Menschen kommen aus dem Irak. Die drittgrößte Gruppe ist aus
       Afghanistan, gefolgt von Eritrea und Iran. Die Geduldeten kommen vor allem
       aus Serbien, Kosovo und Albanien, Afghanistan und Russland.
       
       Die Statistik zeigt, dass das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge
       (BAMF), das noch Hunderttausende offene Asylverfahren hat, beginnt, den
       Rückstau abzubauen. Hatte es Ende 2016 noch 575.000 Asylsuchende gegeben,
       die noch keine Entscheidung über ihren Asylantrag erhalten hatten, waren es
       ein halbes Jahr später insgesamt etwa 415.000.
       
       Jelpke kritisierte zudem [5][einen Bericht der Bild-Zeitung] aus dem
       vergangenen Jahr, in dem es hieß, dass mehr als eine halbe Million
       abgelehnter Asylbewerber in Deutschland lebe. Außerdem würden die Daten
       „das Versagen der Bundesländer bei den Abschiebungen“ belegen. In der
       vorliegenden Anfrage fragte die Abgeordnete auch diese Zahl ab. In der
       Antwort heißt es, dass von den inzwischen über die Jahre fast 600.000
       abgelehnten Antragsstellern 78 Prozent ein Aufenthaltsrecht haben – eine
       Abschiebung also ohnehin ausgeschlossen ist.
       
       Ein Großteil des Restes wird geduldet. Nur Rund 32.000 Menschen sind
       verpflichtet auszureisen und haben keine Duldung. „Die populistische Klage
       über angeblich zu wenige Abschiebungen ist nicht nur herzlos und
       menschenverachtend“, sagte Jelpke zur taz. „Sie ist vor allem von den
       empirischen Zahlen nicht gedeckt.“
       
       (Hinweis zu fehlenden Jahren der Grafik: Die Zahlen werden von Die Linke
       seit 2006 abgefragt. Laut Linke wurden bei der ersten Anfrage auch die
       Zahlen der vorherigen Jahre erfragt, waren aber nicht verfügbar oder nur
       aufwändig zu rekonstruieren. Die Zahlen für 1997 gab es trotzdem.)
       
       11 Sep 2017
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Zahl-der-Fluechtlinge-in-Deutschland/!5391231
 (DIR) [2] http://www.bmi.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2017/07/asylantraege-juni-2017.html
 (DIR) [3] /static/pdf/KA_18_13215_Teil_1.pdf
 (DIR) [4] /static/pdf/KA_18_13215_Teil_2.pdf
 (DIR) [5] http://www.bild.de/bild-plus/politik/inland/fluechtlingskrise-in-deutschland/darum-werden-viele-asyl-bewerber-nicht-abgeschoben-47937198
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lalon Sander
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Flüchtlinge
 (DIR) Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF)
 (DIR) Ulla Jelpke
 (DIR) Bild-Zeitung
 (DIR) Innenministerium
 (DIR) Bundesregierung
 (DIR) Abschiebung
 (DIR) Asylverfahren
 (DIR) Abschiebung
 (DIR) Schwerpunkt AfD
 (DIR) Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
 (DIR) Flüchtlinge
 (DIR) Schwerpunkt Flucht
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Politische Willkür bei Asylverfahren: Regierung handelt destruktiv
       
       Jedes Bundesland entscheidet anders über Asylbewerber. Das ist der Beweis
       für Willkür. Die raubt Geflüchteten das Gefühl von Handlungsmacht.
       
 (DIR) Gebühr des Bundesverfassungsgerichts: Strafe für unnötigen Eilantrag
       
       Weil ein Anwalt falsche Angaben zur Abschiebung seines Mandanten machte,
       muss er Strafe zahlen. 2.600 Euro beträgt die „Missbrauchsgebühr“.
       
 (DIR) Kommentar Asylpolitik in Deutschland: Wahlversprechen: Abschiebung
       
       Die Parteien versuchen, aus gestrigen Debatten ein Antiflüchtlingsmenü für
       AfD-affine Wähler zu kochen. Von Integration ist kaum noch was zu hören.
       
 (DIR) Familiennachzug von Geflüchteten: Obergrenze, nach unten offen
       
       Europarat, UNHCR und die Kirchen fordern ein Recht auf Familiennachzug. Die
       CSU will ihn aber noch stärker beschränken. FDP und CDU wären dazu bereit.
       
 (DIR) Zahl der Flüchtlinge in Deutschland: Scheindebatte um Abschiebung
       
       Die Zahl der anerkannten Flüchtlinge hat sich verdoppelt. Die Diskussion um
       zu wenige Abschiebungen bleibt ohne Grundlage.
       
 (DIR) Flüchtlinge in Deutschland: Die Abschottung zeigt Wirkung
       
       Im ersten Halbjahr 2016 ist die Zahl der Geflüchteten nur gering gestiegen.
       Beim Bundesamt für Flüchtlinge stauen sich hunderttausende Anträge.
       
 (DIR) Mehr Flüchtlinge in Deutschland: Von wegen eine Million
       
       Immer wieder ist von einer Million neuer Flüchtlinge die Rede. Zahlen der
       Regierung zeigen, dass die Zahl der Flüchtlinge 2015 weit weniger stieg.