# taz.de -- Gewerkschaften ringen um Ceta: Die Basis will jedenfalls nicht
       
       > Der DGB-Chef stellt sich erst hinter einen SPD-Antrag, rückt dann wieder
       > davon ab. Der Verdi-Chef hält Ceta weiter für „nicht zustimmungsfähig“.
       
 (IMG) Bild: AktivistInnen des Bündnisses „TTIP | TISA | CETA stoppen!“ Ende August in Berlin
       
       Berlin taz | Auf der Webseite des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB)
       [1][ist die Botschaft noch eindeutig:] „Ceta und TTIP stoppen!“ lautet die
       oberste Meldung. Unter diesem Motto ruft der Dachverband der deutschen
       Gewerkschaften die Mitglieder auf, am 17. September in sieben deutschen
       Städten gegen die Freihandelsabkommen zu demonstrieren.
       
       Intern ist die Haltung allerdings weniger klar. Zuerst war der Vorsitzende
       der Energiegewerkschaft IG BCE, Michael Vassiliadis, auf Distanz zur
       offiziellen Haltung der Gewerkschaften gegangen. „Wir sollten Ceta
       zustimmen“, hatte er im Juli im Spiegel gesagt. Der zwischen der EU und
       Kanada ausgehandelte Vertrag sei ein „insgesamt gutes Handelsabkommen“.
       
       Und als in der SPD die Diskussion schärfer wurde, ob die Partei auf ihrem
       Konvent am 19. Oktober ihrem Vorsitzenden Sigmar Gabriel folgen und grünes
       Licht für Ceta geben solle, sendete auch DGB-Chef Reiner Hoffmann plötzlich
       eine ganz andere Botschaft als das klare „Ceta stoppen!“, unter dem die
       Gewerkschaft zur Demo aufruft. „Ich bin ganz optimistisch, dass auch auf
       dem Konvent ein Beschluss getroffen wird, der keinen Freifahrtbrief
       bedeuten wird, sondern der klare Bedingungen setzen wird, unter denen dann
       Ceta realisiert werden kann“, sagte Hoffmann Anfang September im
       Deutschlandfunk.
       
       Das klang ganz ähnlich wie der Antrag, den der SPD-Vorstand kurz darauf
       beschlossen hat: Im parlamentarischen Verfahren sollen noch Ergänzungen zu
       Ceta ausgehandelt werden, heißt es darin; doch im EU-Ministerrat soll
       Deutschland dem vorliegenden Text zustimmen. An der Vorstandssitzung am
       Montag, auf der dieser von Parteichef Gabriel eingebrachte Antrag mit
       großer Mehrheit beschlossen wurde, nahm DGB-Chef Hoffmann als Gast teil.
       Schon in der Diskussion hatte er den Antrag nach Angaben von Teilnehmern
       gelobt; im Anschluss sagte er der Frankfurter Rundschau: „Wir unterstützen
       das.“
       
       Doch das kam innerhalb der Gewerkschaft offenbar nicht gut an. Die Basis
       sieht Ceta extrem kritisch. Auch die DGB-Spitzen forderten noch im Juni in
       einer gemeinsamen Erklärung mit dem kanadischen Gewerkschaftsbund
       unmissverständlich, dass „die Regierungen von Kanada und Deutschland“ Ceta
       ablehnen. Am Mittwoch ruderte Hoffmann darum zurück. „Wir wollen, dass die
       Verbesserungen auf drei Ebenen realisiert werden“, sagte der DBG-Chef der
       taz. Dabei erwähnt er nicht nur die Ratifizierung durch die Parlamente,
       sondern auch den EU-Rat sowie „Nachverhandlungen zwischen EU-Kommission und
       Kanada“.
       
       Auch Frank Bsirkse, Vorsitzender der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi,
       betonte am Mittwoch, dass sich an seiner Position nichts geändert habe. „In
       der vorliegenden Fassung ist Ceta nicht zustimmungsfähig, weil eine Reihe
       von roten Linien überschritten werden, die die Gewerkschaften einstimmig
       aufgestellt haben“, sagte er der taz. Ceta bedeute eine Privilegierung
       ausländischer Investoren, bedrohe die Gestaltungsfähigkeit der Parlamente
       und ermögliche Klagen gegen das Vorsorgeprinzip, sagte Bsirske. „Eine
       Beseitigung dieser Mängel muss die Voraussetzung für eine Zustimmung sein.“
       
       Eine direkte Empfehlung an die Delegierten des SPD-Konvents wollte Bsirske,
       der selbst Grünen-Mitglied ist, nicht abgeben. Doch generell ist ihm
       wichtig, dass es keine Zustimmung zu Ceta geben könne, wenn die
       Veränderungen nicht sicher seien: „Es kann nicht darum gehen, Hintertüren
       offenzuhalten.“ Das will Verdi auch zwei Tage vor dem Konvent bei den
       Demonstrationen noch einmal deutlich machen. Bsirske ist zwar terminlich
       verhindert, doch auf allen Kundgebungen reden Gewerkschafter – und die
       meisten kommen von Verdi.
       
       7 Sep 2016
       
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