# taz.de -- SPD-Konvent zum Ceta-Abkommen: Erst zustimmen, dann beraten
       
       > Die SPD erweckt den Eindruck, beim EU-Kanada-Vertrag könne noch viel
       > verbessert werden. Doch den Text will die Parteiführung gar nicht
       > verändern.
       
 (IMG) Bild: Die SPD hofft, dass es doch noch grün wird: Anti-Ceta-Protest an einer Ampel
       
       Berlin taz | Die SPD-Spitze will erreichen, dass die Bundesregierung dem
       Freihandelsvertrag Ceta zwischen der EU und Kanada im Ministerrat zustimmen
       kann – ohne Änderungen am eigentlichen Vertragstext. Das geht aus einer
       Beschlussvorlage hervor, über die der Parteivorstand an diesem Montag
       beraten will und das der taz vorliegt. Das SPD-Präsidium hat den Entwurf am
       Sonntagnachmittag bereits einstimmig gebilligt.
       
       In dem Papier bekräftigt die Parteiführung zwar einzelne Kritikpunkte am
       vorliegenden Abkommen, die etwa die Kompetenz des geplanten
       Investitionsgerichts und den nicht ausreichenden Schutz der öffentlichen
       Daseinsvorsorge betreffen.
       
       Aber diese Probleme sollen nicht durch eine Änderung des eigentlichen
       Ceta-Vertrags gelöst werden. Der Entwurf fordert lediglich, zu prüfen, „ob
       Klarstellungen und Präzisierungen etwa in Form von ergänzenden Erklärungen
       zwischen den Vertragspartnern erforderlich sind“. Welchen formalen Status
       solche Zusatzvereinbarungen haben sollen, bleibt ebenso offen wie ihre
       rechtliche Verbindlichkeit.
       
       Geprüft und gegebenenfalls ausgehandelt werden sollen solche
       Zusatzvereinbarungen im Rahmen der Beratungen des EU-Parlaments. Damit das
       Parlament darüber beraten kann, muss der EU-Rat dem vorliegenden
       Vertragstext aber erst einmal zustimmen, [1][argumentiert der Antrag].
       
       Angesichts der bereits erreichten Fortschritte sei es „gerechtfertigt, dass
       der EU-Ministerrat mit Zustimmung Deutschlands den Weg für die weitere
       parlamentarische Beratung des Ceta-Vertrages freimacht“. Voraussetzung sei
       lediglich, dass der besonders umstrittene Investitionsschutz nicht in Kraft
       tritt, bevor die nationalen Parlamente entschieden haben. Ansonsten gibt es
       gegen die „vorläufige Anwendung“ von Ceta keine Einwände.
       
       ## „Der vorliegende Ceta-Text ist final“
       
       Das ist bemerkenswert: Bisher hatten Teile der Parteispitze den Eindruck
       erweckt, dass der eigentliche Ceta-Vertrag noch einmal geändert werden
       könnte. Das hält die EU-Kommission aber für ausgeschlossen. „Auch die
       Verhandlungsbereitschaft der Kanadier hat Grenzen“, heißt es aus
       Kommissionskreisen gegenüber der taz. Nachdem im Frühjahr noch einige
       Änderungen vorgenommen wurden, ist der Text mittlerweile in alle
       EU-Sprachen übersetzt. Er soll noch im Oktober vom Ministerrat und
       anschließend im Europäischen Parlament verabschiedet werden. „Der
       vorliegende Ceta-Text ist final“, erklärte die Kommission Ende August.
       
       Führende Vertreter der SPD-Linken scheinen den Kurs der Parteiführung zu
       stützen. Parteivize Ralf Stegner, der zuvor „Verbesserungen“ bei Ceta
       verlangt hatte, will eine Änderung des eigentlichen Vertragstexts
       jedenfalls nicht ausdrücklich zur Bedingung machen. „Auf das Instrument
       will ich mich nicht festlegen“, sagte Stegner der taz.
       
       Der Sprecher der parlamentarischen Linken der SPD, Matthias Miersch,
       äußerte sich auf Anfrage gar nicht dazu, wie die von ihm geforderten
       Nachbesserungen bei Ceta konkret umgesetzt werden sollen. In einem Papier
       hatte Miersch kürzlich einerseits erklärt, kein Sozialdemokrat könne
       „diesem Abkommen in der vorliegenden Form zustimmen“. Anderseits plädierte
       er, ähnlich wie nun der Antragsentwurf des Vorstands, für Nachbesserungen
       im Rahmen der Beratung im EU-Parlaments – was eine Zustimmung im
       Ministerrat voraussetzen würde.
       
       Wenn der Parteivorstand den Antrag an diesem Montag beschließt, wird er
       Grundlage für die Beratungen des Parteikonvents am 19. September. Bei
       diesem „kleinen Parteitag“ entscheiden 200 Delegierte und die 35
       Vorstandsmitglieder über die Haltung der Partei zu Ceta. Um die Offenheit
       Kanadas für mögliche Ergänzungen des Vertrags zu demonstrieren, ist eine
       Rede der kanadischen Handelsministerin Chrystia Freeland geplant.
       
       ## Die Stimmung an der Basis ist kritisch
       
       Doch an der SPD-Basis ist die Stimmung kritisch. Die Jusos und viele
       Parteigliederungen wollen sich an den Großdemonstrationen gegen Ceta
       beteiligen, die zwei Tage vor dem SPD-Konvent in sieben Städten geplant
       sind. Und beim Konvent selbst wollen mehrere Landes- und Bezirksverbände
       durchsetzen, dass Parteichef Sigmar Gabriel als Wirtschaftsminister dafür
       sorgt, dass Deutschland im Oktober im EU-Ministerrat Ceta die Zustimmung
       verweigert und das Abkommen damit faktisch aufhält.
       
       Ob sich die Delegierten auf den Formelkompromiss des Vorstands einlassen,
       den umstrittenen Vertrag eventuell durch Zusatzvereinbarungen zu ergänzen,
       ist fraglich. „Ich glaube nicht, dass man unsere zentralen Forderungen
       durch Zusatzprotokolle erfüllen kann“, meint etwa Jan Stöß, der für die
       Berliner SPD im Parteivorstand sitzt.
       
       Auch die außerparlamentarischen Ceta-Kritiker warnen vor einer
       Mogelpackung. „Wenn es die SPD-Linke wirklich ernst meint mit Korrekturen
       bei Ceta, muss sie beim Konvent darauf bestehen, dass es Änderungen am
       Vertragstext gibt, bevor Deutschland im Ministerrat zustimmt“, sagt
       Campact-Geschäftsführer Felix Kolb.
       
       4 Sep 2016
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://twitter.com/MKreutzfeldt/status/772432885391450112
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
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