# taz.de -- Demo von Flüchtlingen in Lichtenberg: Kampf gegen unwürdige Zustände
       
       > Mehr als 100 Geflüchtete protestieren gegen schlechte Behandlung und
       > miserables Essen in einem Heim in Lichtenberg. Der Betreiber will die
       > Vorwürfe jetzt prüfen.
       
 (IMG) Bild: Selbst diese Gerichte sind offenbar noch besser, als was die Flüchtlinge in einem Lichtenberger Heim vorgesetzt kriegen
       
       Berlin taz | „Ich möchte Pommes essen“ steht auf dem Papier, das ein Junge
       im Grundschulalter vor sich trägt. Eine Frau hat „Wir brauchen wirklich
       eine Küche“ auf ihr Schild geschrieben. Andere Menschen halten Forderungen
       nach eigenem Wohnraum, besserem Essen und Bildung hoch. Die Polizei ist mit
       sechs Mannschaftswagen gekommen.
       
       So sieht es aus, wenn die Bewohner einer Lichtenberger Erstaufnahmestelle
       auf die Straße gehen. Die Menschen wollen die Umstände, unter denen sie
       dort leben müssen, nicht länger akzeptieren. Am frühen Donnerstagabend
       versammeln sich rund 130 Geflüchtete, darunter viele Frauen und Kinder,
       nahe dem Heim in der Bornitzstraße.
       
       „Das Essen im Heim ist sehr schlecht“, berichtet Zukaa Ab-Saadi, eine der
       Bewohnerinnen, die die Demo mitorganisiert hat. Morgens und abends gebe es
       dasselbe: Toastbrot mit Aufstrich oder Aufschnitt; mittags Suppen, Wurst
       oder Reis mit Soßen. Gemüse, Salat oder Obst bekämen sie kaum. Auch die
       hygienischen Bedingungen seien erbärmlich. „Im ganzen Haus gibt es nur acht
       Duschen, die meist völlig verdreckt oder kaputt sind“, sagt sie. Die
       Waschmaschinen könne man nur einmal im Monat nutzen. „Ich wasche meine
       Kleidung meist im Waschbecken.“
       
       ## Vorwürfe an die Verwalterin
       
       In dem Heim leben laut dem Betreiber Pewobe fast 500 Menschen, einige seit
       knapp einem Jahr. Ihre Kritik richtet sich besonders an die Leitung. „Wir
       glauben, dass sie am Essen sparen, um mehr zu verdienen“, sagt Ab-Saadi.
       „Die Verwalterin behandelt uns wie Dreck“, sagt ein Mann, der aus Angst vor
       Repressionen anonym bleiben will.
       
       Sie glaube, dass viele Angst hätten, mitzudemonstrieren, sagt Ab-Saadi. Sie
       selbst sei vor der Demo mehrmals mitten in der Nacht geweckt und ihr Zimmer
       sei durchsucht worden – „aus Schikane, weil ich zu der Demo aufgerufen
       habe“, vermutet sie. Am Mittwoch habe die Heimleitung dann alle Bewohner
       zusammengerufen. „Sie haben gesagt, es sei unser Recht, zu demonstrieren,
       aber es würde nichts ändern“, sagt Ab-Saadi.
       
       „Von den Vorwürfen gegen die Mitarbeiterin habe ich erst heute gehört“,
       sagt Birgit Bley, Geschäftsführerin der Pewobe, am Freitag. „Wir werden dem
       nachgehen und Konsequenzen ziehen.“ Die Unzufriedenheit mit dem Essen
       verstehe sie: Niemand würde gern über Monate hinweg Kantinenessen bekommen.
       In einer Erstaufnahmeeinrichtung gebe es aber keine andere Möglichkeit. Die
       anderen Vorwürfe weist sie zurück.
       
       27 May 2016
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Uta Schleiermacher
       
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