# taz.de -- Umbau des Verfassungsschutzes: Die Tiefe des V-Mann-Registers
> Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich rechtfertigt den Einsatz von
> V-Leuten des Verfassungsschutzes. Er fordert einheitliche Standards für
> ein bundesweites Register.
(IMG) Bild: Um „derartige Verschwörungstheorien“ unhaltbar zu machen, ist Transparenz erforderlich, sagt der Verfassungsschutzpräsident
BERLIN afp | Vor Beginn der Innenministerkonferenz (IMK) in Hannover hat
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) den Einsatz von V-Leuten des
Verfassungsschutzes gerechtfertigt. Es würden für deren Einsatz allerdings
einheitliche Standards und ein bundesweites Register gebraucht, sagte
Friedrich am Mittwoch im Deutschlandfunk.
„Wir brauchen die V-Leute“, betonte der Bundesinnenminister. „Aber wir
müssen natürlich darauf achten, dass wir erstens valide Informationen
bekommen und zweitens dafür sorgen, dass dort nicht Verbrecher gefördert
werden.“ Die Länder wüssten, „dass wir da eine gemeinsame Herangehensweise
brauchen“. Ein gemeinsames V-Mann-Register solle den Überblick darüber
ermöglichen, „wo sind überhaupt V-Leute und wo gibt es schon
Informationszugänge“.
Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Boris Pistorius (SPD), sagte
auf Deutschlandradio Kultur, im Kern bestehe Konsens über die Notwendigkeit
einer zentralen V-Leute-Datei. Im Detail gebe es aber „noch
unterschiedliche Auffassungen über das Wie und die Tiefe der Datei“, fügte
der niedersächsische Innenminister hinzu.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) wandte sich allerdings dagegen, in einer
zentralen Datei auch die Klarnamen der V-Leute zu erfassen. Die Klarnamen
erhöhten nicht die Glaubwürdigkeit der Informationen und gingen nur die
V-Mann-Führer beim Verfassungsschutz etwas an, sagte GdP-Chef Oliver
Malchow der Neuen Osnabrücker Zeitung (Donnerstagsausgabe). Die Gefahr für
Leib und Leben der V-Leute sei viel zu groß.
## Grüne fordern kleineren Verfassungsschutz
Pistorius forderte vom Bund mehr Anstrengungen beim geplanten Umbau des
Verfassungsschutzes. Auf Bundesebene fehlten bisher klare Veränderungen der
gesetzlichen Rahmenbedingungen, sagte der niedersächsische Minister. Die
Länder seien da weiter.
Die Grünen drängten auf eine deutliche Verkleinerung des
Verfassungsschutzes. „Wir fordern eine Inlandsaufklärung mit neuem,
verkleinertem Personalstab und gesetzlich klar eingeschränkten
Geheimdienstbefugnissen“, sagte Grünen-Fraktionschefin Renate Künast im
Vorfeld der Innenministerkonferenz am Mittwoch der Nachrichtenagentur afp.
Notwendig sei zudem eine „starke externe Kontrolle“ und ein
Verfassungsschutz, der „sich auf die Aufklärung gewaltbereiter Bestrebungen
beschränkt“, sagte Künast weiter.
Künast schlug vor, die Analyse demokratie- und menschenfeindlicher
Bestrebungen künftig einem unabhängiges Institut mit wissenschaftlichen
Mitteln zu übertragen. Für die Bildungs- und Präventionsarbeit bedürfe es
einer besseren und stärkeren Förderung zivilgesellschaftlicher Initiativen.
Bei der dreitägigen Innenministerkonferenz geht es insbesondere um die
Bekämpfung des Rechtsextremismus. Die Innenminister und -senatoren beraten
über den Abschlussbericht der Bund-Länder-Expertenkommission zum
„Rechtsterrorismus“, die nach der Mordserie des Nationalsozialistischen
Untergrundes (NSU) eingesetzt worden war. Die Berliner Tageszeitung Welt
hatte berichtet, das Gremium fordere von den Sicherheitsbehörden einen
besseren Informationsaustausch.
## Verschwörungstheorien
Weitere Themen der dreitägigen Beratungen sollen die mögliche Ausweisung
von Hasspredigern, die Gewalt in Fußballstadien und strengere
Promille-Grenzen für Radfahrer sein.
Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen wies unterdessen den
vereinzelt von Angehörigen der NSU-Opfer geäußerten Verdacht zurück,
deutsche Sicherheitsbehörden könnten in die Mordserie verstrickt sein, die
dem NSU zur Last gelegt wird. Um „derartigen Verschwörungstheorien“
unhaltbar zu machen, seien Aufklärung und Transparenz erforderlich, sagte
er dem Hamburger Wochenblatt Zeit.
22 May 2013
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