# taz.de -- Kommentar Abbas und Netanjahu: Wir sind die einzigen Opfer
       
       > Mahmud Abbas hat den Holocaust als das größte Verbrechen der modernen
       > Geschichte gewürdigt. Netanjahus Reaktion darauf ist ein Desaster.
       
 (IMG) Bild: Dabei waren sie sich doch schon mal so nah: Abbas (li.) und Netanjahu, 2010 in Washington.
       
       Manchem Palästinenser muss die
       [1][//www.taz.de/Holocaust-Gedenktag-in-Israel/!137454/:Sympathiebekundung
       von Präsident Machmud Abbas] zum jüdischen Holocaustgedenktag befremdlich
       in den Ohren geklungen haben. Eben war ein weiterer Versuch gescheitert,
       die Völker der Zweistaatenlösung näherzubringen, da hat er nichts Besseres
       zu tun, als sich mit dem Leid der Besatzer zu solidarisieren. Und was ist
       mit uns?
       
       Die Alten, die sich noch lebhaft an ihre Flucht aus Haifa, Jaffa und
       Beerschewa erinnern, und die jungen Palästinenser, die in den Lagern
       aufwuchsen, müssen sich fragen, ob ihr Präsident nicht was vergessen hat.
       Genau das Gegenteil ist der Fall.
       
       Abbas lässt keinen Vergleich zu. Die Shoa war das schrecklichste Verbrechen
       der modernen Geschichte, sagt er. Das ist eine klare Botschaft an die
       Palästinenser. Hier darf nichts verniedlicht oder kleingeredet werden: Der
       Feind meines Feindes ist nicht mein Freund. Niemand sollte Hitler
       idealisieren, niemand die schrecklichen Jahre des Naziregimes für gut
       befinden.
       
       ## Netanjahus Engstirnigkeit
       
       Wenn nur ein Funken des Mitgefühls für die Opfer des Faschismus
       überspringt, wäre ein wichtiges Kapitel nahöstlicher Friedensarbeit
       erledigt. Mit seiner Botschaft an den Adressaten Israel stieß Abbas gegen
       eine Wand. Anstatt ebenso und wenn nur für einen Moment die weiße Fahne
       hochzuhalten, spuckt Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu Abbas
       geradewegs ins Gesicht.
       
       Er solle sich seine Erklärungen sparen, meinte Netanjahu, und stattdessen
       sein Bündnis mit der Hamas aufbrechen, die selbst einen Holocaust plane.
       Wenn das keine Verniedlichung ist.
       
       Wie anders sähe es im Nahen Osten aus, säße in Jerusalem eine weniger
       paranoide Führung. Hätte Netanjahu nur die ausgestreckte Hand ergriffen und
       umgekehrt Sympathie für die palästinensischen Opfer der Vertreibung aus
       Israel demonstriert, dann hätte auch sein Volk ein Kapitel im Buch des
       Friedens lernen können. Stattdessen verschanzt er sich hinter seiner Rolle
       als Opfer, das keine anderen Opfer neben ihm zulässt.
       
       28 Apr 2014
       
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