# taz.de -- NSU auf Dresdener Theaterbühne: Eine Chronik des Versagens
       
       > Jahrelang hielt sich der NSU in Sachsen versteckt. Das Stück „Mein
       > deutsches deutsches Land“ bringt die Themen Naziterror und
       > Behördenversagen auf die Bühne.
       
 (IMG) Bild: Der NSU auf der Bühne: Eine „Antwort auf das unterträgliche Schweigen“
       
       DRESDEN dpa | Die Fiktion bleibt nah an der Realität: Drei Jahre nach dem
       Auffliegen der Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) hat
       sich erstmals auch ein Theater aus Sachsen mit dem Thema befasst.
       
       Der Freistaat steht seit Bekanntwerden der beispiellosen Mordserie
       besonders im Fokus, weil Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe
       jahrelang unerkannt in Zwickau untertauchen konnten und von dort aus eine
       blutige Spur durch Deutschland zogen.
       
       Im Unterschied zu Bühnen, die den Fall als Doku-Drama abhandeln, erzählt
       Autor Thomas Freyer in „Mein deutsches deutsches Land“ eine fiktive
       Geschichte. [1][Das knapp dreistündige Stück] wurde am Donnerstagabend im
       Dresdner Staatsschauspiel uraufgeführt und von den Premierengästen mit viel
       Beifall belohnt.
       
       Der Plot ist zwar an die Realität angelehnt – geht dann aber eigene Wege.
       In drei Zeitebenen geht es um die Selbstradikalisierung der Neonazis, die
       Ermittlungen der Polizei und die Vertuschungsversuche von Geheimdienst und
       Politik. Florian, Dominik und Sarah heißen die Charaktere, die dem NSU-Trio
       nachempfunden sind.
       
       ## Aufklärung unerwünscht
       
       Sie spalten sich von der organisierten rechtsextremen Szene ab und leben
       als Zelle im Untergrund. Ihr Hass auf Fremde kulminiert in einer Mordserie,
       bei der 16 ausländische Studenten hingerichtet werden. Die Behörden
       versagen, nur einzelne Beamte wollen die Wahrheit herausfinden.
       
       Regisseur Tilmann Köhler lässt dabei 29 Rollen von sechs Akteuren spielen.
       Das mörderische Trio wird von Lea Ruckpaul, Jonas Friedrich Leonhardi und
       Kilian Land verkörpert. Immer wieder schlüpfen sie in andere Rollen und
       sorgen vom Bühnenrand aus auch für die Geräuschkulisse.
       
       So lassen sie etwa vor dem Mikrofon Wasser aus einer Flasche laufen, wenn
       ein Beamter sich an der hölzernen Wand der Drehbühne erleichtert. Im
       Zentrum steht das Handeln der Ermittlungsbehörden, die in einer Mischung
       aus Ignoranz, Unfähigkeit und politischem Kalkül die Verbrechen vertuschen
       wollen.
       
       ## Antwort auf das Schweigen
       
       Die Entwicklung der Täter spielt eine untergeordnete Rolle. Bis auf Sarah
       sind sie von Anfang an ideologisch so festgefahren, dass ihre
       Radikalisierung fast folgerichtig erscheint. Ausgerechnet Sarah wird dann
       aber zur Ideengeberin für die Morde. Am Ende überleben sie und Dominik –
       und werden mit einer neuen Identität ausgestattet. Für die Politik scheint
       das Thema ausgestanden. Auch Medien suchen nicht länger nach der Wahrheit
       und erweisen sich als käuflich.
       
       Der Zuschauer sieht bei all dem eine Chronik des Versagens – im Zeitraffer.
       Fast drei Stunden geht das Stück. Die Ausstattung ist eher spartanisch, die
       Inszenierung ganz auf das Spiel der Akteure ausgelegt.
       
       Neue Erkenntnisse bringt „Mein deutsches deutsches Land“ allerdings nicht.
       Dramaturg Robert Koall sieht das Stück als „Antwort auf das unerträgliche
       Schweigen“. Es sei „der Versuch, sich der Entstehung einer mörderischen
       deutschen Geschichte zu vergewissern; zu untersuchen, wie sie
       möglicherweise hätte ablaufen können und warum sie sich möglicherweise
       wiederholen kann“.
       
       5 Dec 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.staatsschauspiel-dresden.de/home/mein_deutsches_deutsches_land/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jörg Schurig
       
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