# taz.de -- Kommentar Rot-Rot-Grün in Thüringen: Schluck die Oppositionskröte, CDU!
       
       > Jede demokratische Partei, auch die Linkspartei, darf einen
       > Ministerpräsidenten stellen. Das müssen Opposition und Bürger
       > akzeptieren.
       
 (IMG) Bild: Die Blumen sind rot, aber das Abendland ist noch nicht untergegangen: Ramelow nach der Wahl am Freitagmittag
       
       Keine Zornesblitze fuhren auf Bodo Ramelow nieder, den „verirrten
       Christen“, wie er noch am Donnerstagabend auf der [1][Angstdemo gegen
       Rot-Rot-Grün] genannt wurde. Der Dom und die Severikirche thronen auch nach
       seiner [2][Wahl zum ersten linken Ministerpräsidenten] weiterhin auf ihrem
       Hügel über Erfurt, und das Abendland ist nicht untergegangen.
       
       So hätte es eigentlich kommen müssen, hätte man dem Zweckpessimismus von
       Alt-Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) oder Teilen der Wirtschaft
       geglaubt. Es half auch nicht, dass mit Schmähanrufen, Drohmails oder
       Anschlägen auf Abgeordnetenbüros jeder demokratische Boden verlassen wurde.
       Und die Thüringer Allgemeine suchte vergeblich nach jedem Haar in der
       rot-rot-grünen Suppe, räumte zuletzt noch einem wahrnehmungsgestörten
       Rentner namens Wolf Biermann enormen Platz ein.
       
       Jede demokratisch legitimierte Partei muss sich um die Macht bewerben
       dürfen und darf Akzeptanz erwarten, wenn dieses Werben Erfolg hat. Dann
       muss die machtverwöhnte CDU eben auch einmal die Oppositionskröte
       schlucken. Wie wichtig das für ihre Selbsterneuerung sein kann, zeigt ihr
       jetzt offenkundig werdender desolater Zustand.
       
       Auch die Bürger im Land, die immer noch Bauchschmerzen mit den Erben der
       SED haben, müssen die Spielregeln der Demokratie beachten, die sie selbst
       einmal herbeidemonstriert haben.
       
       Weiter als Bodo Ramelow kann man ihnen nicht entgegenkommen, vergleichbare
       Töne hat man von keinem CDU-Blockfunktionär der DDR gehört. Die reichliche
       Hälfte aller Deutschen findet es laut einer Forsa-Umfrage inzwischen in
       Ordnung, dass auch ein Linker Ministerpräsident werden kann.
       
       Im Übrigen wird besonders in Thüringen nichts so heiß gegessen wie gekocht.
       Das zeigen nicht nur die öffentlich sichtbaren geradezu freundschaftlichen
       Gesten über Parteigrenzen hinweg, etwa die zwischen Ramelow und der
       bisherigen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht noch vor der Wahl.
       
       Man kann im kleinen Thüringen im Grunde besser miteinander als anderswo und
       besser, als der Lärm vermuten lässt. Offen ist, ob der besondere
       Beobachtungsdruck, unter dem Rot-Rot-Grün nun steht, auch in einen
       besonderen Einigungsdruck innerhalb der Koalition mündet. „Wir sind zum
       Erfolg verurteilt“ – SPD-Landesparteichef Andreas Bausewein drückt es
       treffend aus.
       
       5 Dec 2014
       
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 (DIR) Michael Bartsch
       
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