# taz.de -- Crowdfunding für Fotojournalismus: Vom Libanon in die Uckermark
       
       > Für ihren Fotojournalismus hat die Online-Plattform Emerģe Preise
       > bekommen. Nun sucht sie Unterstützer für ein Printmagazin.
       
 (IMG) Bild: Die spanische Exklave Melilla in Nordafrika. Für 200 Euro erhalten Spender einen Print dieser oder einen von drei anderen Fotografien.
       
       Gedruckte Bildreportagen werden anders wahrgenommen als online, meint
       Chefredakteur Kevin Mertens von der [1][Online-Plattform Emerģe]. Künftig
       wollen er und sein Team deshalb zusätzlich ein monothematisches
       Printmagazin veröffentlichen. Es soll im Offset gedruckt werden und
       halbjährlich in einer Auflage von 500 Exemplaren erscheinen.
       
       Für die erste Nummer, die dem Thema Migration gewidmet ist, begleitete
       unter anderem Jonas Ludwig Walter einen Landarzt in der Uckermark, der aus
       dem Libanon geflüchtet ist, Piero Chiussi dokumentierte das Leben in der
       spanischen Exklave Melilla und Antonia Zannaro verlassene Grenzposten in
       der libyschen Wüste. Und damit es nicht bei einem reinen Fotomagazin
       bleibt, sind außerdem Hintergrundberichte, Interviews, Kommentare und
       Glossen geplant.
       
       Um die Startausgabe zu realisieren, bittet Emerģe nun über [2][Crowdfunding
       um Unterstützung]. 5000 Euro sind für den Druck und Vertrieb notwendig.
       Kommen 8000 Euro zusammen, erhalten auch die Fotografen, Autoren und
       Grafiker ein Honorar. Kampagenschluss ist Sonntagnacht am 14. Dezember.
       
       Längst sind die goldenen Zeiten vorbei, in denen die auflagenstarken
       Publikumsblätter regelmäßig große Fotoreportagen veröffentlichten. Vielen
       Redaktionen steht kein Budget mehr zur Verfügung, um zeitintensive
       Bildstrecken in Auftrag zu geben, die zudem mit hohen Reisekosten verbunden
       sind. Aufwändige Foto-Essays mit mehreren Doppelseiten sind die Ausnahme
       und finden meist nur noch in Special-Interest-Zeitschriften ihren Platz.
       
       Bildreporter wie Thomas Hoepker und Michael Wolf haben sich deshalb dem
       Kunstmarkt zugewandt. Statt in Zeitungen und Magazinen und publizieren sie
       ihre Arbeiten in Fotobüchern und stellen in Galerien aus. Den schlechten
       Bedingungen zum Trotz sind die Macher von Emerģe überzeugt, dass es
       weiterhin Geschichten mit gesellschaftlicher Relevanz gibt, die
       bildjournalistisch erzählt werden müssen.
       
       So gründeten die Absolventen der Ostkreuzschule für Fotografie 2010 in
       Berlin eine werbefreie Online-Plattform, die Fotostudenten und jungen
       Freiberuflern aus dem deutschsprachigen Raum ein Forum bietet. Da es sich
       bei Emerģe um eine nichtkommerzielle Initiative handelt, nehmen die
       Bildautoren in Kauf, dass ihre Beiträge nicht honoriert werden. Eine
       bessere Möglichkeit, um sich erstmals einem breiten Publikum vorzustellen,
       das an sozialkritischem Fotojournalismus interessiert ist, gibt es wohl
       nicht.
       
       Das inhaltliche Spektrum ist vielfältig. Es umfasst persönliche und globale
       Geschichten, Begebenheiten aus dem Alltag ebenso wie Reportagen aus Kriegs-
       und Krisengebieten. Inzwischen stellt Emerģe über 100 Bildstrecken und
       kurze Filmessays vor. Einige wurden mit Preisen ausgezeichnet, in Magazinen
       nachgedruckt oder als Fotobuch veröffentlicht. Andere wiederum, etwa der
       Fotobericht von Felix Seuffert über einen ehemaligen Profifußballer aus dem
       Kongo oder der Fotofilm von Plutonia Plarre und Jannis Keil über einen
       [3][Berliner Obdachlosen], entstanden in Kooperation mit taz.de.
       
       11 Dec 2014
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.emerge-mag.com/
 (DIR) [2] http://www.startnext.de/emerge-printmagazin
 (DIR) [3] /Berlin/!p4649/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Markus Weckesser
       
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