# taz.de -- Veggiefleisch muss umbenannt werden: Es geht nicht um die Wurst – sondern um Profite
       
       > Das EU-Gesetz ist kein Sieg für Verbraucherschutz oder die deutsche
       > Sprache. Die Fleischindustrie hat sich einfach gegen die Konkurrenz
       > durchgesetzt.
       
 (IMG) Bild: Um die Wurst geht es gar nicht
       
       Das EU-Parlament hat am Mittwoch beschlossen: Veggie-Fleisch darf künftig
       [1][nicht mehr Veggie-Fleisch heißen.] Sollte die Gesetzesinitiative die
       Verhandlungen mit den 27 Mitgliedstaaten überstehen, müssen sich die
       Anbieter alternative Namen für ihre Fleischersatzprodukte ausdenken. Dann
       packen wir vielleicht bald statt unserer geliebten veganen
       Schnittlauch-Schinkenspicker kreisförmige Sonnenblumenprotein-Lappen aufs
       Frühstücksbrot und snacken statt Veggiefrikadellen Soja-Bratklumpen. Guten
       Appetit allerseits!
       
       Mit dem neuen EU-Gesetz ist auch der seit Jahren wiedergekäute deutsche
       [2][Fleisch-Kulturkampf] neu aufgeflammt. Bayerns Ministerpräsident Markus
       Söder, Wurstbeauftragter der Union, versteht es wie kein anderer, sich auf
       Instagram und Bierzeltbühnen als Verteidiger der stolz traditionsbewussten
       Fleischfresser gegen die moralversifften Vegetarier zu inszenieren. Jüngst
       ließ sich aber dann sogar Kanzler Friedrich Merz mit dem erkenntnisreichen
       Satz „eine Wurst ist eine Wurst“ auf bayerische Verhältnisse herab, um die
       EU-weite Umbenennungspflicht zu propagieren.
       
       Verfolgt man diese Debatte, könnte man fast meinen, es ginge den
       Debattanten wirklich um die Wurst – und wie man sie nennt. Als hinge der
       Erhalt der abendländischen Zivilisation davon ab, wie wir als Gesellschaft
       irgendwelche Lebensmittel nennen. Und es funktioniert so gut. Denn egal auf
       welcher Seite man steht, die anderen regen einen so auf, dass gar keine
       Zeit mehr bleibt, darüber nachzudenken, worum es bei der Gesetzesänderung
       eigentlich geht: den Profit der einen versus den Profit der anderen
       Konzerne.
       
       ## Fadenscheinige Argumente
       
       Es ist ganz simpel: Unternehmen, die nur waschechte Fleischprodukte
       verkaufen, und Landwirte, die sie produzieren, haben in den vergangenen
       Jahren Marktanteile an die Veggie-Ersatzproduktbranche verloren. Deshalb
       lobbyieren Interessenvertreter wie etwa [3][der Deutsche Fleischerverband
       oder der Deutsche Bauernverband] seit Jahren für Gesetze, die die Produkte
       der pflanzlichen Konkurrenz ab- und so die eigenen Produkte aufwerten
       würden.
       
       Die Fleischindustrie selbst begründet ihren Einsatz für eine
       Umbenennungspflicht mit dem Schutz vor Verbrauchertäuschung. Offensichtlich
       ist ihnen das mit der Verbrauchertäuschung sonst auch völlig wurscht.
       Andernfalls würden sie ihre Produkte etwa „In Schweinedarm eingewickelte
       Tierreste“ nennen und auf Verpackungen nicht glückliche Tiere auf grünen
       Weiden, sondern zwischen Metallstangen eingepferchte Schweine abbilden.
       
       Die nun verabschiedete Umbenennungspflicht ist natürlich weder ein Sieg für
       den Verbraucherschutz, noch schützt sie uns vor dem Untergang des
       Abendlandes. Es hat sich einfach die eine Seite mit ihren Profitinteressen
       (und vielfach größerem Marktanteil) gegen die andere (nach Umsatz gemessen
       erheblich unbedeutendere) Seite und deren Profitinteressen durchgesetzt.
       
       8 Oct 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&opi=89978449&url=https://www.tagesschau.de/ausland/europa/eu-parlament-fleischersatz-100.html&ved=2ahUKEwj20a2V8ZSQAxV9AtsEHfr5KAAQvOMEKAB6BAggEAE&usg=AOvVaw1_Hbmgh2P_yV9T7oVVFRn9
 (DIR) [2] /Kennzeichnung-von-Fleischersatzprodukten/!6112678
 (DIR) [3] https://www.vegan.eu/fleischlobby-vegan-lebensmittel/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pauline Jäckels
       
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