# taz.de -- Parteispenden-Watch: Die Finanziers der Parteien finden
       
       > 736 Parteispenden in Höhe von über 13 Millionen Euro sind nun im
       > Recherchetool der taz digital durchsuchbar. Die wichtigsten Fragen und
       > Antworten zum Thema.
       
 (IMG) Bild: Welche Unternehmen schenken den Parteien Geld?
       
       ## Warum sollte es mich überhaupt interessen, von wem eine Partei Geld
       bekommt?
       
       Die Öffentlichkeit soll Kontrolle über die Geldflüsse der Parteien ausüben
       – hielt das Bundesverfassungsgericht 1966 in einem Urteil fest. Grundlage
       dafür ist das Transparenzgebot nach dem Grundgesetz: „Das
       [1][Verfassungsgebot] zielt darauf ab, den Prozeß der politischen
       Willensbildung für den Wähler durchschaubar zu machen und ihm zu
       offenbaren, welche Gruppen, Verbände oder Privatpersonen im Sinne ihrer
       Interessen durch Geldzuwendungen auf die Parteien politisch einzuwirken
       suchen“, urteilte das Bundesverfassungsgericht.
       
       Die Bürger sollen also sehen, welche Finanziers hinter den Parteien stehen.
       Die Suche nach den Spenden gestaltet sich aber etwas umständlich: Sie
       werden in den [2][Rechenschaftsberichten] der Parteien auf der Seite des
       Bundestages als PDF aufgelistet und sind nicht digital durchsuchbar.
       [3][Parteispenden-Watch], das Recherchetool der taz soll die Suche
       vereinfachen.
       
       [ ein aktuelles Suchtool finden sie bei [4][LOBBYPEDIA] ]
       
       ## Wer sind die großzügisten Spender?
       
       Die größten Spenden kommen von den Autoherstellern BMW und Mercedes,
       verschiedenen Banken, der Deutschen Vermögensberatung, Versicherungen und
       einigen Industrieverbänden. 2011 gab der Verband der Bayerischen Metall-
       und Elektroindustrie mit seiner Spende an die CSU über 371.310 Euro am
       meisten Geld aus. Der Verband spendet jedes Jahr [5][Hunderttausende].
       
       ## Warum habt ihr erst die Spenden für das Jahr 2011 vorliegen?
       
       Weil die Spenden in den Rechenschaftsberichten mit einer Verzögerung von
       bis zu zwei Jahren erscheinen. In den Berichten müssen die Parteien ihre
       Spender mit Namen und Wohnort auflisten. Die aktuellen Berichte von 2013
       beeinhalten die Spenden von 2011. Damit größere Geldflüsse nicht erst mit
       einer zweijährigen Verzögerung transparent gemacht werden, müssen
       [6][Großspenden über 50.000 Euro] dem Bundestagspräsidenten angezeigt und
       sofort auf der Seite des Bundestages veröffentlicht werden.
       
       ## Zeigt das Suchtool alle Spenden an die Parteien an?
       
       Nein, es ist dort nur ein kleiner Teil der Spenden zu sehen, weil nach dem
       [7][Parteiengesetz] nur Spenden über 10.000 Euro pro Spender und Jahr
       veröffentlicht werden müssen. Wenn ein Unternehmen nicht will, dass die
       Öffentlichkeit von einer Spende erfährt, kann es einfach jedes Jahr eine
       Summe überweisen, die knapp darunter liegt.
       
       ## Warum setzt die Politik die Veröffentlichungsgrenze dann nicht einfach
       niedriger an?
       
       [8][LobbyControl] und [9][Transparency International] fordern seit langem
       eine Absenkung der Grenze auf 2.000 Euro. Das hätte zur Folge, dass eine
       viel längere Liste von Spendern veröffentlicht werden müsste, als es jetzt
       der Fall ist. Die beiden Transparenzinitiativen sind der Überzeugung, dass
       man als Bürger auch bei tausenden Spendern noch durchblicken kann, wenn man
       sie digital durchsuchbar macht.
       
       Der Mainzer Staatsrechtsprofessor Uwe Volkmann spricht sich dafür aus, die
       Veröffentlichungsgrenze auf 5.000 Euro abzusenken. „Es soll für den Bürger
       offengelegt werden, ob möglicherweise eine Einflussnahme vorliegt“, sagte
       er der taz. Vor allem auf der Kreisebene könnten auch kleinere Beträge
       entscheidend sein.
       
       ## Was spricht gegen ein Absenkung?
       
       Raju Sharma, Schatzmeister der Linkspartei, hält die jetzige Grenze für
       ausreichend. Alles in allem habe die Linkspartei im Jahr 2011 über 68.000
       Zuwender gehabt, wenn man die Beiträge der Mitglieder mitrechnet. „Wenn wir
       beispielsweise die Zuwendungen ab 1.000 Euro veröffentlichen würden, kämen
       wir auf mehr als 1.000 Namen“, sagte Sharma der taz. Für den Bürger käme
       das einer Suche nach der Nadel im Heuhaufen gleich.
       
       Parteienforscher Martin Morlok bringt noch einen weiteren Aspekt in die
       Diskussion. Es gehe bei der Frage auch um Persönlichkeitsrechte: „Eine
       deutliche Absenkung käme einer Offenlegung der Parteipräferenz der Bürger
       gleich“, sagte er der taz. Er hält die Grenze von 10.000 Euro für
       ausreichend.
       
       ## Warum wird zwischen juristischen und natürlichen Personen unterschieden?
       
       Das ist ein wichtiger Unterschied: Erhält eine Partei Geld von einer
       natürlichen Person, dann zahlt der Staat oben drauf: 38 Cent je gespendeten
       Euro, bis zu einer Summe von 3.300 Euro. Spenden bis 3.300 Euro können
       außerdem von der Steuer abgesetzt werden. Der Staat fördert Zuwendungen von
       Privatpersonen also doppelt. Geldgeschenke von juristischen Personen, also
       von Unternehmen, Verbänden und Vereinen sind steuerlich nicht absetzbar.
       Sie werden vom Staat auch nicht bezuschusst.
       
       ## Warum tauchen unter den Spendern so viele Politiker auf?
       
       Dabei handelt es sich um Beiträge von Mandatsträgern, die ebenso wie
       Spenden veröffentlicht werden müssen, wenn sie 10.000 Euro überschreiten.
       Die Parteien verlangen von ihren Mandatsträgern, dass sie einen Teil ihrer
       Diäten an die Partei abgeben. Die Grünen verlangen mit Abstand am meisten
       Geld von ihren Abgeordneten. Für alle Parteien im Bundestag gehören die
       Mandatsträgerbeiträge zu den wichtigsten Einnahmequellen. 2011 nahm etwa
       die CDU dadurch 17,5 Millionen Euro ein, die SPD 22,6 Millionen. Einen
       guten Überblick über alle Einnahmen der Parteien [10][bietet Lobbypedia]
       
       27 Apr 2013
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://opinioiuris.de/entscheidung/1410
 (DIR) [2] http://www.bundestag.de/bundestag/parteienfinanzierung/rechenschaftsberichte/index.html
 (DIR) [3] https://web.archive.org/web/20120713054852/https://taz.de/Parteispenden-Watch/!t200/#parteispenden-karte
 (DIR) [4] https://lobbypedia.de/wiki/Spezial:Abfrage_ausf%C3%BChren/Parteispenden
 (DIR) [5] /Parteispenden-Watch/!5068516
 (DIR) [6] http://www.bundestag.de/bundestag/parteienfinanzierung/fundstellen50000/2013/index.html
 (DIR) [7] http://www.bundestag.de/service/glossar/P/parteiengesetz.html
 (DIR) [8] http://www.lobbycontrol.de/2012/06/spd-verharmlost-transparenzlucke-bei-parteispenden-antwort-auf-unseren-offenen-brief/
 (DIR) [9] http://www.transparency.de/Transparency-International-Deu.1007.0.html
 (DIR) [10] https://lobbypedia.de/wiki/Parteienfinanzierung
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Martin Rank
       
       ## TAGS
       
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