# taz.de -- US-Angriffe in Syrien: Syrien und USA gemeinsam gegen IS
       
       > Das US-Militär greift mutmaßlich IS-Ziele in Syrien an. USA und Syrien
       > stärken ihre diplomatischen Beziehungen, Präsident Trump hebt Sanktionen
       > auf.
       
 (IMG) Bild: Ein US-Militärflugzeug beim Start am Freitag auf dem Weg nach Syrien
       
       Die US-Armee hat am Freitag mehr als 70 Ziele in Syrien bombardiert. Die
       Angriffe galten nicht der syrischen Armee, sondern der Daesh-Miliz – der im
       Westen weitgehend als „Islamischer Staat“ (IS) bekannten
       Terrororganisation. Auch Jordaniens Luftwaffe beteiligte sich eigenen
       Angaben zufolge an den Angriffen. Die Armee erklärte, sie wolle
       „verhindern, dass extremistische Organisationen“ Jordaniens „Sicherheit
       bedrohen“.
       
       Die Luftschläge erfolgten mit Kampfflugzeugen, Hubschraubern und
       Artillerie, wie das US-Regionalkommando Centcom erklärte. Dabei seien
       IS-Kämpfer, Waffenlager und Infrastruktur in den Provinzen Homs, Rakka und
       Deir Essor getroffen worden, sagten syrische Sicherheitskreise der
       Nachrichtenagentur AFP. Bodentruppen seien nicht zu Einsatz gekommen. Ein
       syrischer Sicherheitsbeamter, der anonym bleiben wollte, sagte AFP, der
       Beschuss sei heftig gewesen und habe etwa fünf Stunden gedauert. Die Ziele
       lagen ihm zufolge „fernab von Wohngebieten“.
       
       Laut der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden in der
       ostsyrischen Region Deir Essor [1][fünf Menschen getötet]. Sie sollen
       IS-Mitglieder gewesen sein, darunter der „Anführer einer IS-Zelle“. Der
       Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, erklärte, die Zelle sei für
       Drohneneinsätze in der Region verantwortlich gewesen.
       
       Mutmaßliche Terroristen zur „Selbstverteidigung“ zu töten, ist
       völkerrechtlich höchst umstritten. In Gebieten, die sich nicht im
       Kriegszustand befinden, sind Tötungen ohne ordentliches Gerichtsverfahren
       laut UN-Menschenrechtskonvention ein Verstoß gegen das Recht auf Leben. Die
       USA verweisen in solchen Fällen oft auf das Konzept der Selbstverteidigung,
       festgeschrieben in Artikel 51 der UN-Charta. Dafür muss jedoch nachweisbar
       ein bewaffneter Angriff erfolgt sein oder unmittelbar bevorstehen. Zudem
       gibt es keine international vereinbarte Definition von Terrorismus.
       
       ## Vergeltungsschläge
       
       Laut US-Angaben handele es sich bei den nun erfolgten Angriffen um
       Vergeltungsschläge für eine Attacke auf US-Bürger nahe dem syrischen Ort
       Palmyra vom Samstag vergangener Woche. Ein Mann hatte zwei Soldaten und
       deren zivile Übersetzerin getötet, drei weitere Soldaten seien verletzt
       worden. Die Amerikaner hätten in Palmyra laufende Operationen gegen den IS
       unterstützt, hieß es aus dem Pentagon.
       
       Brisant: Der mutmaßliche Angreifer war ein Mitglied der staatlichen
       syrischen Sicherheitskräfte, wie syrische Sicherheitskreise nach der Tat
       bestätigten. „Der Angreifer gehörte seit über zehn Monaten der Abteilung
       allgemeine Sicherheit des Innenministeriums an“, sagte ein Mitarbeiter der
       Sicherheitskräfte der Nachrichtenagentur AFP. Ein Sprecher des syrischen
       Innenministeriums erklärte, gegen den Mann sei bereits ein
       Ausschluss-Verfahren wegen IS-Sympathien gelaufen. Das Außenministerium
       kündigte an, IS-Mitglieder militärisch zu bekämpfen.
       
       Syriens Übergangspräsident Ahmad al-Scharaa baut auf die USA als
       diplomatischen und wirtschaftlichen Partner. Er buhlt um die Gunst von
       US-Präsident Trump, war im November als erster syrischer Präsident im
       [2][Weißen Haus zu Besuch]. Der IS als gemeinsamer Feind könnte da
       hilfreich sein.
       
       Vor den Angriffen hatte Trump die harten [3][US-Wirtschaftssanktionen]
       gegen Syrien vollständig aufgehoben, nachdem EU und USA zuvor bereits
       zahlreiche Zwangsmaßnahmen ausgesetzt hatten. Internationale Investitionen,
       Handel und Wiederaufbau sollen dadurch erleichtert werden. Die harten
       US-Sanktionen gingen zurück auf den sogenannten Caesar Act, der 2019 mit
       dem Ziel verhängt wurde, die damalige Assad-Regierung wegen ihres brutalen
       Vorgehens im syrischen Bürgerkrieg zu schwächen.
       
       21 Dec 2025
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /US-Angriffe-auf-IS-Ziele-in-Syrien/!6140381
 (DIR) [2] /US-Interessen-in-Syrien/!6128887
 (DIR) [3] /Massnahmen-der-USA-gegen-Assad-Regime/!6097572
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Julia Neumann
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) „Islamischer Staat“ (IS)
 (DIR) Ahmed al-Scharaa
 (DIR) Luftangriffe
 (DIR) USA
 (DIR) Social-Auswahl
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) Schwerpunkt Syrien
 (DIR) Flüchtlingssommer
 (DIR) Schwerpunkt USA unter Trump
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Androhung militärischer Gewalt: Türkei drängt Syrien auf Auflösung kurdischer Milizen
       
       Vertreter Ankaras drohen Damaskus mit militärischen Mitteln, sollten in
       Syrien kurdische Milizen bestehen bleiben und die Grenzregion
       kontrollieren.
       
 (DIR) Wieder Kämpfe in Syrien: Tote und Verletzte bei Zusammenstößen in Aleppo
       
       Kurdische Kräfte und Regierungstruppen beschuldigen sich gegenseitig wegen
       Angriffen in der nordsyrischen Stadt. Die Türkei macht Druck gegen Kurden.
       
 (DIR) US-Angriffe auf IS-Ziele in Syrien: IS-Mitglieder in Syrien getötet
       
       Das US-Militär greift in Syrien Dutzende Ziele der Terrormiliz Islamischer
       Staat an. Hintergrund ist die Tötung dreier Amerikaner vergangene Woche.
       
 (DIR) Rückkehr nach Damaskus: „Ich habe wieder gefühlt, dass ich wirklich lebe“
       
       Aghyad Alnwelati und Ahmad Awad sind nach Syrien zurückgekehrt. Der eine
       hat seine Erinnerungen an Deutschland sorgsam weggepackt, der andere
       pendelt nun zwischen zwei Leben.
       
 (DIR) US-Interessen in Syrien: Deshalb wirbt Donald Trump um Ahmed al-Scharaa
       
       Syriens Interimspräsident besucht Washington. Kurz zuvor stand er noch auf
       US-Terrorlisten. Was bezweckt US-Präsident Trump mit der Annäherung?