# taz.de -- Verhandlungen in Berlin: Europäer bieten Schutztruppe für Ukraine an
> Großer Durchbruch oder Fußnote: In einer Erklärung sagen Kanzler Merz und
> europäische Regierungschefs eine „multinationale Truppe für die Ukraine“
> zu.
(IMG) Bild: Berlin-Gespräche mit Selenskyj und den US-Sondergesandten Steve Witkoff und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner
Der Betrieb war beachtlich. Am Montagabend, nachdem zwei Tage lang in
Berlin zwischen der Ukraine und den USA [1][verhandelt worden war], kamen
acht EU-Staats- und Regierungschef*innen ins Kanzleramt, dazu der
britische Ministerpräsident Keir Starmer. Es sollte ein Zeichen der
Solidarität mit der Ukraine sein. Sie machten aber auch ein Angebot: eine
Schutztruppe zur Absicherung eines möglichen Waffenstillstands.
Eine solche von Europa geführte, aus Beiträgen williger Nationen bestehende
und von den USA unterstützte Truppe würde die ukrainischen Streitkräfte
unterstützen und die Sicherheit des Luftraums und der Meere gewährleisten –
„auch durch Operationen innerhalb der Ukraine“. So heißt es in einer
gemeinsamen Erklärung, die am Abend verabschiedet wurde.
Bislang war Deutschland – anders als Großbritannien und Frankreich –
zurückhaltend mit Blick auf eine solche Truppe gewesen. Die USA hatten
ausgeschlossen, sich zu beteiligen. US-Präsident Donald Trump hatte vor
einigen Monaten aber eine Unterstützung – etwa aus der Luft – für möglich
erklärt. Russland lehnt den Einsatz ausländischer Soldat*innen zur
Überwachung eines Waffenstillstands ab.
Die Schutztruppe ist eine von mehreren Zusagen für den Fall einer
Vereinbarung zur Beendigung des Krieges in der Ukraine. Eine weitere: Die
Bereitstellung „anhaltender und erheblicher Unterstützung für die Ukraine
zum Aufbau ihrer Streitkräfte, die zu Friedenszeiten permanent eine Stärke
von 800.000 Soldatinnen und Soldaten haben sollen“. Also mehr als im
[2][Plan der USA] ursprünglich vorgesehen.
## Europäischer Aufschlag
Neben Bundeskanzler Friedrich Merz haben die Staats- und
Regierungschef*innen aus Frankreich, Großbritannien, Polen, Italien,
Dänemark, Finnland, den Niederlanden, Norwegen und Schweden unterschrieben,
sowie EU-Ratspräsident António Costa und EU-Kommissionspräsidentin Ursula
von der Leyen.
Das Treffen am Montagabend und die gemeinsame Erklärung waren der Abschluss
der zweitägigen Verhandlungen in Berlin zwischen dem ukrainischen
Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf der einen sowie dem Sondergesandten der
US-Regierung, [3][Steve Witkoff], und Trumps Schwiegersohn [4][Jared
Kushner] auf der anderen Seite. Das Ziel aus ukrainischer und europäischer
Sicht: Den US-Punkte-Plan in ihrem Sinne weiterzuentwickeln. Russland war
an den Gesprächen nicht beteiligt. Von dort hieß es bereits vor Beginn der
Verhandlungen, dass von den europäischen Verbündeten der Ukraine „kaum
etwas Gutes“ zu erwarten sei.
Inhaltliche Details sind bisher nicht bekannt. Nach den Verhandlungen aber
äußerten sich die Beteiligten öffentlich auffällig positiv. „Was die USA
hier in Berlin an rechtlichen und an materiellen Garantien auf den Tisch
gelegt haben, ist wirklich beachtlich. Das ist ein ganz wichtiger
Fortschritt“, sagte Merz mit Blick auf Sicherheitsgarantien für die
Ukraine. „Die Ukraine wird dadurch auf Dauer verteidigungsfähig nicht nur
aus eigener Kraft, sondern auch mit Unterstützung der verbündeten Staaten.“
Selenskyj sagte, die USA seien bereit, Sicherheitsgarantien zu geben, die
Artikel 5 der Nato entsprächen. Danach wird ein Angriff auf einen Staat des
Bündnisses wie ein Angriff auf alle behandelt.
Schwierig bleibt offenbar weiter die Frage möglicher Gebietsabtretungen an
Russland, das die Ukraine völkerrechtswidrig angegriffen hat. Selenskyj
sprach von weiterhin „unterschiedlichen Positionen“. Dass die USA die
Ukraine zu Gebietsabtretungen aufgefordert haben, dementierte der
ukrainische Präsident: „Ich bin nicht der Meinung, dass die USA etwas
verlangt haben.“ Zu Russlands Kernforderungen für einen Waffenstillstand
gehört, dass die Ukraine in Donezk auch Gebiete abtritt, die Russland
bislang gar nicht erobert hat, die aber strategisch wichtig sind. Selenskyj
lehnt das ab.
16 Dec 2025
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## AUTOREN
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