# taz.de -- Friedensverhandlungen für die Ukraine: Verkehrte Welt
       
       > Die Verhandlungen für einen Waffenstillstand in der Ukraine scheinen gut
       > gelaufen zu sein. Doch herausgekommen ist relativ wenig.
       
 (IMG) Bild: Frieden schaffen ohne Waffenstillstand, das ist die Logik Moskaus. Was das bedeutet, ist in diesem Bild zu sehen
       
       Zwei Tage großer Bahnhof in Berlin, um die Ukraine einem Ende von Russlands
       Angriffskrieg ein Stück näherzubringen. Dass die [1][Veranstaltung
       produktiv] gewesen sei, wie es so schön im Diplomatensprech heißt, würde
       niemand in Abrede stellen. Nur was ist konkret dabei herausgekommen? Auf
       den ersten Blick kann sich das Ergebnis sehen lassen, wie Kanzler Friedrich
       Merz anmerkte. Unter anderem ist in der gemeinsamen Erklärung der Europäer
       von einer [2][multinationalen Schutztruppe] die Rede, die einen
       Waffenstillstand in der Ukraine absichern soll, auch durch Operationen im
       Land. Die USA sollen immerhin ihren Beitrag als Sicherheitsgarant leisten –
       allerdings ohne eigene Truppen.
       
       Das klingt vielversprechend. Das Dumme ist nur, dass die Punkte des Papiers
       erst noch ausbuchstabiert werden müssen. Da steckt der Teufel im Detail. So
       ist es kein Zufall, dass die Frage des Status der von russischen Truppen
       besetzten ukrainischen Gebiete ausgeklammert wurde. Und da ist kein
       Kompromiss in Sicht. Der Kreml beharrt auf seinen Maximalforderungen, Kyjiw
       verwahrt sich dagegen. Dem Aggressor in dieser wichtigen Frage nachzugeben,
       machte nur Appetit auf mehr. Nächster Halt nach dem Donbass: die Gebiete
       Cherson und Saporischschja – in Gänze.
       
       Und überhaupt – Moskau. Wer bei den jüngsten Verlautbarungen zugehört hat,
       dürfte ein Déjà-vu gehabt haben. Russlands Machthaber würden sich nur von
       Washington über die Ergebnisse der Berliner Gespräche informieren lassen –
       eine Umschreibung dafür, dass die Europäer ohnehin nicht ernst zu nehmen
       sind. Vor einem Jahr lehnte Russlands Außenminister Sergei Lawrow einen
       Waffenstillstand zu Weihnachten ab. Der sei ein Weg ins Nirgendwo, wenn er
       vom Westen dazu genutzt werden könne, die Ukraine wieder aufzurüsten.
       
       Am Dienstag hörte sich das aus dem Mund von Kremlsprecher Dmitri Peskow so
       an: [3][Russland wolle Frieden, aber keinen Waffenstillstand,] um der
       Ukraine eine Atempause zu verschaffen. Verkehrte Welt! Und eine klare
       Ansage: Auf einen Frieden, der diesen Namen verdient, werden wir noch
       warten müssen.
       
       16 Dec 2025
       
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