# taz.de -- EU-Lieferketten-Richtlinie: Den Kern bewahren
       
       > Die EU will eine geplante Richtlinie lockern. Diese sollte Konzerne
       > verpflichten, sich stärker für Menschenrechte in ihren Lieferketten
       > einzusetzen.
       
 (IMG) Bild: Der Suizid von Beschäftigten in chinesischen iPhone-Fabriken von Foxconn hatte 2010 für Schlagzeilen gesorgt
       
       Der historische Zyklus der Globalisierung geht zu Ende. Darauf deutet die
       Einigung von EU-Rat und -Parlament zur Entkernung der
       [1][EU-Lieferketten-Richtlinie] hin. Der Versuch, den ungeregelten
       Weltmarkt zu zivilisieren, wird damit weitgehend eingestellt.
       
       Es ist zwar nur ein Zwischenschritt – aber das vermutliche Ergebnis ist
       deutlich zu sehen. Nur noch die größten Konzerne müssen künftig auf die
       Menschenrechte der Beschäftigten ihrer weltweiten Zulieferer achten. Und
       den ausländischen Arbeiter:innen wird ein Hebel zur Durchsetzung ihrer
       Rechte vor europäischen Gerichten genommen, indem man die Regelung zur
       zivilrechtlichen Haftung hiesiger Unternehmen streicht.
       
       Die Einführung menschenrechtlicher Normen für global agierende Unternehmen
       war eine Reaktion auf die Auseinandersetzungen um die Auswirkungen der
       neuen Globalisierung, die in den 1980er Jahren begann. Europäische und
       nordamerikanische Firmen profitierten damals vom ungeregelten Weltmarkt –
       mit Folgen [2][wie Suiziden von Beschäftigten in chinesischen
       iPhone-Fabriken] und über tausend Toten [3][beim Zusammenbruch der
       Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch]. Doch nun gerät der einheitliche
       Weltmarkt selbst unter die Räder neuer autoritärer Machtblöcke wie China,
       Russland und den USA unter Donald Trump.
       
       Um in dieser Strömung nicht zu ertrinken, setzt Europa ebenfalls eigene,
       kurzfristige ökonomische Interessen an erste Stelle und schleift seine
       selbstgesetzten Normen. Aber was kommt nach der Globalisierung? Erstmal
       keine „regelbasierte Weltordnung“, die viele europäische
       Politiker:innen gerne hätten. Trotzdem muss die EU, will sie
       überleben, ihren Kern bewahren: Demokratie, Rechtsstaat und die
       universellen Menschenrechte, die mindestens theoretisch für alle Menschen
       gelten. Denn die sind die Basis für höhere Lebensqualität, bessere Produkte
       und größeren Wohlstand, als autoritäre Regime bieten können.
       
       9 Dec 2025
       
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