# taz.de -- Bad Freienwalde: Folgenlose Attacke auf Vielfaltsfest
       
       > Rund 15 Vermummte hatten im Juni ein Vielfaltfest angegriffen. Ein
       > Neonazi wurde verdächtigt. Jetzt sagt die Polizei, sie konnte keine Täter
       > finden.
       
 (IMG) Bild: Das Bündnis „Bad Freienwalde bleibt bunt“ zeigte sich nach dem Angriff entsetzt – und kritisierte die Polizei
       
       Es war ein brutaler Angriff, mitten an einem Sonntag auf dem Marktplatz im
       brandenburgischen Bad Freienwalde. Rund ein Dutzend Vermummter hatte damals
       [1][im Juni das dortige Vielfaltfestival gestürmt], das gerade aufgebaut
       worden war. Sie hatten Umstehende angegriffen und eine Fahne
       niedergerissen, zwei Personen wurden ins Gesicht geschlagen. Am Ende
       flüchteten die Täter, von denen einige Schlaghandschuhe getragen haben
       sollen. Nur ein einziger Verdächtigter konnte mithilfe eines Augenzeugen
       ermittelt werden, [2][ein 21-jähriger Aktivist der Neonazi-Kleinpartei
       „III. Weg“].
       
       Nun aber bleibt der Angriff folgenlos. Eine Sprecherin der
       Staatsanwaltschaft Frankfurt/Oder teilte am Freitag der taz mit, dass die
       Ermittlungen zu dem Angriff eingestellt wurden, da keine Beschuldigten
       ermittelt werden konnten. Auch das Verfahren gegen den 21-Jährigen, dessen
       Wohnung zuvor durchsucht worden war, sei eingestellt.
       
       Ein hinreichender Tatverdacht gegen ihn habe sich nicht ergeben. So habe
       der Beschuldigte die Tat bestritten und behauptet, zur Tatzeit nicht am
       Tatort gewesen zu sein. Auch die Auswertung seines Mobiltelefons, von
       Funkzellen und der Vernehmung von Zeugen hätten keine Erkenntnisse zur Tat
       oder den Tätern hervorgebracht.
       
       Ein Augenzeuge hatte dagegen erklärt, er habe den „III. Weg“-Aktivisten,
       der in der Region lebt, erkannt. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft
       erklärte dazu, dessen Beschreibung habe sich nur auf die Augenpartie und
       die Statur des Maskierten bezogen, was zur Identifizierung nicht
       ausreichend gewesen sie. Sie betonte aber, dass die Ermittlungen wieder
       aufgenommen werden könnten, sofern neue Hinweise vorlägen.
       
       ## Früh war Kritik an der Polizei laut geworden
       
       Der Angriff hatte damals [3][bundesweit Entsetzen] ausgelöst. Brandenburgs
       Innenminister René Wilke (parteilos) sprach [4][gegenüber der taz von einer
       „völlig neuen Qualität“ rechtsextremer Gewalt]. Einen solchen Angriff im
       öffentlichen Raum habe es seit Jahren nicht gegeben. Wilke machte dafür
       junge Rechtsextreme verantwortlich, deren Gewaltbereitschaft „total
       alarmierend“ sei.
       
       Früh gab es indes Kritik an der Polizei, die, so der Vorwurf, das
       Demokratiefest nicht ausreichend geschützt hätte – obwohl es [5][zuvor
       schon Drohungen gegen das Veranstalterbündnis „Bad Freienwalde bleibt
       bunt“] gab und Angriffe auf Christopher Street Days andernorts.
       Innenminister Wilke hatte die Polizei verteidigt: Es habe im Vorfeld keine
       Hinweise auf einen Angriff gegeben, die Polizei sei vor Ort gewesen, aber
       „zurückhaltend postiert“. Im Ergebnis aber konnten die vermummten Angreifer
       unerkannt fliehen.
       
       Tom Kurz von der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Märkisch-Oderland
       zeigte sich überrascht, dass die Ermittlungen eingestellt wurden. „Ich
       frage mich, ob wirklich alle Ermittlungsansätze ausgeschöpft wurden.“ So
       habe es Hinweise auf eine Neonazi-Gruppe gegeben, die am Tattag in der
       Region unterwegs war. Und es seien seines Wissens einige
       Augenzeug*innen von dem Angriff bisher gar nicht von der Polizei
       befragt worden. „Wenn dieser Angriff jetzt ungesühnt bleibt, wäre das ein
       fatales Zeichen“, sagt Kurz. „Das dürfte die Täter und Gleichgesinnte alles
       andere als abschrecken, weitere Taten zu begehen.“
       
       28 Nov 2025
       
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