# taz.de -- Verteidigungshaushalt: Mehr als 108 Milliarden Euro für das Militär
> Eine Parlamentsmehrheit stimmt für riesige Investitionen in die
> Bundeswehr. Die Linksfraktion kritisiert, dass die Regierung den
> Bundestag belüge.
(IMG) Bild: Geldsorgen hat er bei der Arbeit keine: Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) am Mittwoch im Bundestag
Der Bundestag hat für Rekordinvestitionen in die Bundeswehr und in die
Rüstungsindustrie gestimmt. In der [1][zweiten Lesung des Bundeshaushalts]
votierte das Parlament am Mittwochabend dafür, dass Deutschlands
Verteidigungsausgaben im kommenden Jahr auf mehr als 108 Milliarden Euro
und damit auf einen erneuten Höchststand seit Gründung der Bundesrepublik
ansteigen. „Der Haushalt 2026 zeigt sehr eindrucksvoll, dass wir es ernst
meinen“, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) in der Debatte
im Plenum.
Damit werden die Verteidigungsausgaben für das kommende Jahr nochmal
deutlich über dem Wert für 2025 liegen, der etwa 86 Milliarden Euro
beträgt. Möglich wurden diese immensen Ausgaben durch die von Union und SPD
eingebrachte [2][Änderung des Grundgesetzes zum Ende der vergangenen
Legislaturperiode.] Damit fallen Verteidigungsausgaben nicht mehr unter die
Regelungen der Schuldenbremse. In seiner Rede bedankte sich Pistorius
nochmal „herzlich für diesen Schritt im Frühjahr“.
Für die Verteidigungsausgaben sollen im kommenden Jahr etwa 83 Milliarden
Euro aus dem Kernhaushalt ausgegeben werden. Weitere 25,5 Milliarden Euro
sollen aus dem 2022 auf den Weg gebrachten und kreditfinanzierten
„Sondervermögen“ für die Bundeswehr stammen. Rechnet man die Ukraine-Hilfen
von 11,5 Milliarden Euro hinzu, steht Deutschland 2026 bei
Verteidigungsausgaben von fast 120 Milliarden Euro.
Das Geld soll vor allem in die militärische Beschaffung der Bundeswehr
fließen: Insgesamt sind dafür fast 48 Milliarden Euro eingeplant. Dabei
geht es vor allem darum, dass die Bundeswehr wieder Munition zum Schießen
bekommt: Fast 15 Milliarden Euro sollen allein dafür ausgegeben werden.
## Linke fordert Rücktritt von Staatssekretär
Die Linksfraktion kritisierte die geplanten Ausgaben als „größtes
Aufrüstungsprogramm der deutschen Geschichte“. Die Reaktionen auf Russlands
aggressives Gebaren seien „alarmistisch und ohne Maß“, sagte ihr
verteidigungspolitischer Sprecher, Ulrich Thoden, im Bundestag. Während die
Regierung sozialpolitischen Kahlschlag betreibe, gäbe es für
Rüstungsprojekte unendlich viel Geld.
Thoden warf der Bundesregierung einen intransparenten Umgang mit dem
Parlament vor, der sogar die Grenze zur Lüge überschreite. „Wir wollten
wissen, welche und wie viele verbündete Nato-Streitkräfte sich in
Deutschland aufhalten“, sagte Thoden. Dies sei eine jährliche
Routine-Abfrage von Seiten der Linksfraktion. Doch diesmal habe der
Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Sebastian Hartmann (SPD), auf
die Anfrage geantwortet, der Bundesregierung lägen dazu keine Erkenntnisse
vor, und diese sollten künftig auch nicht mehr eingeholt werden.
Thoden kritisierte, dass genau diese Zahlen dann jedoch vom Auswärtigen Amt
den Mitgliedern der parlamentarischen Versammlung der OSZE mitgeteilt
wurden. „Damit ist klar, der parlamentarische Staatssekretär Hartmann hat
den Bundestag und auch die Bundestagspräsidentin, vorsätzlich belogen.“
Deshalb müsse er zurücktreten.
Einen intransparenten Umgang mit dem Parlament kritisierten auch die
Grünen. Sebastian Schäfer, haushaltspolitischer Sprecher der Fraktion,
bezeichnete die Verteidigungsausgaben als ein „Milliardenkarussell, das
kaum noch kontrolliert werden kann“. Bei Rüstungsprojekten, über die der
Bundestag im Rahmen von 25-Millionen-Vorlagen entscheiden muss, sprach er
von immer komplexeren Vertragswerken. „Da gibt es ein Problem in der
parlamentarischen Kontrolle.“
Schäfer sprach dabei auch die pannengeplagten, milliardenschweren
Rüstungsprojekte an, darunter das Vorhaben, die Funktechnik der Bundeswehr
zu digitalisieren. „Das Projekt ist mit 11 Milliarden Euro nicht nur extrem
teuer, es schwächt die Einsatzbereitschaft unserer Bundeswehr“, sagte er.
Ähnlich schlecht sähe es bei der Fregatte F126 und dem europäischen
Flugzeugprojekt FCAS aus. „Das sind Milliarden im Bundeshaushalt, doch es
herrscht völlige Unklarheit, wie es damit weitergeht.“
27 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Generaldebatte-im-Bundestag/!6132672
(DIR) [2] /Erfolg-der-Grundgesetzaenderung/!6073196
## AUTOREN
(DIR) Cem-Odos Gueler
## TAGS
(DIR) Boris Pistorius
(DIR) Haushalt
(DIR) Verteidigungsetat
(DIR) Haushalt
(DIR) Bundestag
(DIR) Haushalt
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Erhöhung des Verteidigungsetats: Kurzschlüssiger Aufrüstungskurs
Die europäischen Demokratien werden nicht nur von außen, sondern auch
massiv von innen bedroht. Dagegen helfen immer höhere Militärausgaben
nicht.
(DIR) Generaldebatte im Bundestag: Des Kanzlers neue Töne
In der Generaldebatte im Bundestag schlägt Friedrich Merz neue,
versöhnliche Töne an: Er appelliert an Konsens und Gemeinsinn und bittet um
Geduld.
(DIR) Ein bisschen Haushalt: Alles für den Koalitionsfrieden
Vergleichsweise geräuscharm geht der Bundeshaushalt für 2026 durch den
Bundestag. Die tatsächlichen Konflikte kommen jedoch garantiert.
(DIR) Rüstungsexporte in die Emirate: Waffenlieferungen für hunderte Millionen
Die Bundesrepublik genehmigt Rüstungsexporte an die Emirate, wie eine
Linken-Anfrage zeigt. Das Land soll sich am Sudan-Krieg beteiligen.