# taz.de -- Verhandlungen zur Ukraine: Die Planänderung
> Verhandler der USA und Europas, darunter Ukrainer, arbeiten in Genf
> daran, den „Friedensplan“ umzuschreiben. Der amerikanische Außenminister
> spielt den Wert des Dokuments herunter.
(IMG) Bild: Betroffene nach einem russischen Drohnenangriff mit Toten in der ukrainischen Stadt Charkiw am 23. November
Am Montag haben Verhandler der USA und der Ukraine in Genf den zweiten Tag
über einen sogenannten Friedensplan gesprochen. In einer gemeinsamen
Erklärung zeigten sich die USA und die Ukraine zuversichtlich über die
Fortschritte der Verhandlungen. Demnach haben sich beide Länder darauf
geeinigt, dass ein künftiges Abkommen mit Russland die Souveränität der
Ukraine bewahren und einen „nachhaltigen und gerechten Frieden“ liefern
müsse. In den kommenden Tagen soll die Arbeit an dem Plan weitergehen.
Was derzeit in Genf stattfindet, ist im Grunde eine US-ukrainische Revision
jenes 28-Punkte-Dokuments, das am vergangenen Mittwoch geleakt, und dann
von US-Unterhändlern vorgestellt worden war. Der Plan, der vom
US-Sondergesandten Steve Witkoff und seinem russischen Gegenpart
ausgehandelt worden sein soll, wäre Kritikern zufolge einer Kapitulation
der Ukraine gleichgekommen.
So sollte die Ukraine unter anderem die Gebiete Donezk und Luhansk in Gänze
an Russland abtreten, woraufhin sie international als de facto russisch
anerkannt worden wären. Mit der Rede von „Nazi-Aktivitäten“ in der Ukraine
wiederholte der Plan russische Propagandapunkte, zudem sollte dem Land
vorgeschrieben werden, innerhalb von 100 Tagen Neuwahlen abzuhalten.
Wie der [1][US-Journalist Michael Weiss] schreibt, könnte der russische
Verhandler Kirill Dmitriev hinter der Vorabveröffentlichung des Plans
stecken.
## Verhandlungserfolge in Genf
US-Präsident Trump setzte der Ukraine eine Frist, dem Plan bis Donnerstag
zuzustimmen. Erneut warf er dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj
Undankbarkeit vor. US-Außenminister Marco Rubio wiederum spielte die
Bedeutung des Dokuments herunter. Es handele sich dabei zwar um ein
US-Dokument, allerdings nur um einen Vorschlag – über den jetzt verhandelt
werde, wenn nötig auch über den Donnerstag hinaus.
In Genf sprach Rubio von „enormen Fortschritten“, wobei die offenen Punkte
„nicht unüberwindbar“ seien. Was die Themen „Nato“ und „EU“ betrifft,
sicherte Rubio den verbündeten Staaten zu, man werde ihre Meinung dazu
einholen. Bundesaußenminister Johann Wadephul sagte am Morgen im
Deutschlandfunk, alle Nato- und EU-Fragen seien mittlerweile aus dem
ursprünglichen Plan gestrichen worden.
Währenddessen versuchen auch die europäischen Staats- und Regierungschefs,
ihre gemeinsame Haltung zu stärken. Am Montag berieten sie sich am Rande
des EU-Afrika-Gipfels in der angolanischen Hauptstadt Luanda dazu.
Bundeskanzler Friedrich Merz zeigte sich erfreut über die Modifizierungen
des russlandfreundlichen Plans. Gleichzeitig rechnete er nicht mit einem
schnellen Ergebnis. „Frieden in der Ukraine gibt es nicht über Nacht“,
sagte Merz in Luanda. Der nächste Schritt müsse sein, dass Russland mit an
den Tisch komme, damit ein richtiger Verhandlungsprozess beginnen kann.
Es bleibt jedoch unklar, ob Russland auf der Grundlage eines
Kompromissvorschlags überhaupt zu ernsthaften Verhandlungen bereit sein
wird, oder ob Putin, wenn er nicht seine Wunschliste bekommt, den Krieg
lieber weiterführen willl.
## Souverän und unversehrt
Am Montag sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, der russischen Regierung
lägen noch keine Informationen zu den Gesprächen in Genf vor. Auch seien
für diese Woche keine Gespräche russischer und US-amerikanischer
Unterhändler geplant.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte in Luanda, dass die
territoriale Unversehrtheit und die Souveränität der Ukraine respektiert
werden müssten. Nur die Ukraine selbst könne über ihre Armee entscheiden.
Sie kündigte an, dass die Ukraine-Unterstützergruppe sich am Dienstag in
einer Videokonferenz zu Gesprächen treffen will. Zu der sogenannten
[2][Koalition der Willigen] gehören neben Deutschland und Frankreich auch
Nicht-EU-Staaten wie Norwegen oder Großbritannien.
Die ukrainische Delegation kehrte nach Angaben Selenskyjs am Montag aus
Genf zurück nach Kyjiw, wo sie dem Präsidenten am Abend Bericht erstatten
soll. Danach wolle man über die weiteren Schritte entscheiden. Der
ukrainische Parlamentspräsident Ruslan Stefantschuk – selbst Mitglied von
Selenskyjs Regierungspartei – äußerte sich bei einem Besuch in Schweden zu
den Verhandlungen. Die Ukraine würde eine formale Anerkennung besetzter
Gebiete, eine Begrenzung ihrer Verteidigungskräfte und Einschränkungen für
künftige Bündnisse nicht akzeptieren, sagte Stefantschuk.
In der Nacht von Sonntag auf Montag griff Russland die Ukraine erneut mit
Drohnen an. In Wohngegenden der zweitgrößten ukrainischen Stadt Charkiw
wurden laut Behörden vier Menschen getötet. Zwei Kinder und elf weitere
Menschen wurden demnach bei den Angriffen verletzt. Laut dem Leiter der
regionalen Militärverwaltung, Oleh Synjehubow, wurden acht Wohngebäude,
eine Bildungseinrichtung und Stromverbindungen beschädigt.
24 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] https://macspaunday.substack.com/p/he-got-this-from-k
(DIR) [2] /Koalition-der-Willigen/!6108157
## AUTOREN
(DIR) Leon Holly
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