# taz.de -- Hamburger Straßenmagazin geht online: „Wir müssen uns neue Lesergruppen erschließen“
> Das Straßenmagazin „Hinz und Kunzt“ erscheint ab sofort auch digital.
> Geschäftsführer Jörn Sturm erklärt, warum das für das Hamburger Blatt
> sinnvoll ist.
(IMG) Bild: Bald auch auf Ihrem Endgerät, aber nicht das Ende des Drucks: Online-Hinz und Kunzt
taz: Herr Sturm, das Straßenmagazin Hinz und Kunzt wird digital. Wie kann
man sich das vorstellen?
Jörn Sturm: So, dass jeder zukünftig unsere Zeitung auch digital auf seinem
Handy lesen kann.
taz: Auch für Geld?
Sturm: Genau. Das ist ja das Entscheidende für uns. Wir wollen ja nicht nur
unsere Inhalte unter die Leute bringen, sondern auch unseren Verkäufern ein
Einkommen sichern. Und deswegen ist unsere Idee, dass wir unsere digitale
Ausgabe ganz analog auf der Straße verkaufen. Also unsere Verkäufer und
Verkäuferinnen verkaufen eine Lizenz als Zugang zu diesen Inhalten. Das ist
auch das Besondere. Wir gehen weiter den analogen Verkaufsweg, damit unsere
Verkäufer weiterhin ihren Anteil haben, die Hälfte vom Erlös. Aber der
Käufer nimmt nicht mehr ein Stück Papier mit, sondern eine Lizenz auf
seinem Handy.
taz: Warum tut Hinz und Kunzt das?
Sturm: Weil Menschen unter 35 kaum noch Zeitungen auf Papier lesen. [1][Und
auch die wollen wir erreichen].
taz: An der Zeitung aus Papier kann der Verkäufer sich festhalten. Kann das
eine digitale Ausgabe ersetzen?
Sturm: Nein, das soll sie auch nicht. [2][Wir sind ja nicht die taz.] Wir
haben weiter den Vertriebsweg der gedruckten Zeitung auf Papier. Die wird
es weiter geben. Aber wir merken eben, [3][dass ganze Generationen unsere
Inhalte nicht mehr lesen und das kann uns nicht befriedigen]. Und deswegen
machen wir jetzt ein digitales Angebot, das aber denselben Vertriebsweg des
Straßenverkaufs hat. Wir sind sehr gespannt, ob das funktioniert, weil: Das
hat weltweit noch niemand bewiesen.
taz: Haben denn alle Verkäufer ein Smartphone?
Sturm: Das brauchen sie nicht. Die Zeitungsverkäufer erhalten von uns einen
Ausweis. Da ist ein QR-Code drauf für den Zahlvorgang und die
Lizenzübermittlung. Das geschieht alles auf dem Handy unserer Leserin.
taz: Und wie kriegen die Verkäufer ihr Geld?
Sturm: Die kriegen ihr Geld. Über die Hälfte hat kein eigenes Konto.
Deswegen landet das Geld bei uns auf dem Konto und der Verkäufer kommt in
unsere Geschäftsstelle und holt es sich ab.
taz: Wie verkauft sich denn Hinz und Kunz überhaupt? Wie hoch ist die
Auflage?
Sturm: Also die Auflage liegt im Jahresschnitt noch bei gut 40.000 im
Monat. Im Dezember werden wir deutlich mehr verkauft, aber viel weniger als
noch vor ein paar Jahren. Auch wir spüren die Printkrise. Wir müssen uns
neue Lesergruppen erschließen. Und da ist der digitale Weg hoffentlich ein
guter Weg.
taz: Wird die Druckauflage geschrumpft?
Sturm: Nein. Solange es eine Nachfrage gibt, drucken wir auch eine Ausgabe.
Ich glaube, es ist in der Tat für die Verkäufer gut, sie in der Hand zu
haben.
taz: Gibt es weitere Vorteile der Digitalisierung?
Sturm: Ja. Das digitale wiegt nichts und die Verkäufer müssen nichts mit
sich herumschleppen. Und digitale Ausgaben können nur von zugelassenen
Verkäufern verkauft werden. So schützen wir unsere Verkäuferinnen vor
Trittbrettfahrern, die unsere Marke nutzen. Auch praktisch: Auch ältere
Ausgaben sind lesbar – und außerhalb von Hamburg sogar über unsere Homepage
zu erwerben.
taz: Gibt es einen Wunsch an die Kunden, wie sie sich verhalten?
Sturm: Offen. Gerne auch zu einem Gespräch bereit. Und dann auch gerne mal
ausprobieren. Weil auch unsere Verkäufer sind jetzt nicht alle digital
affin. Also den QR-Code auf dem Ausweis scannen und eine digitale Ausgabe
kaufen. Das wäre unser Wunsch.
taz: Sie starten mit der Dezemberausgabe. Was ist denn da dass Thema?
Sturm: Digitalisierung. Die hat leider nicht nur gute Seiten. Gerade
Obdachlose erfahren, [4][dass sie ausgeschlossen werden, weil sie ohne
Handy und Termin beim Amt keinen Zutritt bekommen]. Aber es gibt auch
positive Seiten wie unser digitales Angebot.
27 Nov 2025
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## AUTOREN
(DIR) Kaija Kutter
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