# taz.de -- Geschrumpfter G20-Gipfel: Johannesburg macht sich schick
       
       > Der deutsche Bundeskanzler reist zum G20-Gipfel in Südafrika und zum
       > EU-Afrika-Gipfel in Angola. Das Treffen wird vom Boykott der USA
       > überschattet.
       
 (IMG) Bild: EIn Journalist macht vor dem Medienzentrum des G20-Gipfels ein Selfie
       
       Für Bundeskanzler Friedrich Merz wird es die bisher längste Reise seiner
       Amtszeit – und die erste gen Afrika. Gleich zwei Gipfel stehen in den
       kommenden Tagen auf dem Programm: zunächst [1][das Treffen der G20-Gruppe]
       in Südafrikas Wirtschaftsmetropole Johannesburg am Wochenende, das am
       Samstag beginnt. Am Sonntagabend geht es dann weiter nach Angola zum
       [2][EU-Afrika Gipfel], der für Montag und Dienstag anberaumt ist.
       
       In Afrika selbst sind die beiden Gipfeltreffen, zu welchen zahlreiche
       Staats- und Regierungschefs aus der ganzen Welt eingeladen sind, ein großes
       Thema. Nur noch selten schafft es der von Krieg und Krisen geplagte
       Kontinent in die Schlagzeilen der internationalen Medien – nur noch wenige
       westliche Staatsvertreter kommen gar nach Afrika gereist. Dabei kriselt es
       zwischen Kairo und Kapstadt und von Dakar bis Daressalam derzeit gewaltig.
       Von den grausamen [3][Kriegen in Sudan] und der [4][Demokratischen Republik
       Kongo] ganz abgesehen.
       
       Seit Monaten bereitet sich Johannesburg auf den Gipfel vor: Straßen und
       Plätze der vielerorts heruntergekommenen Stadt wurden schick aufpoliert.
       Doch die mächtigsten Herrscher dieser Welt haben ihren Besuch in
       Johannesburg zum G20-Treffen bereits abgesagt. US-Präsident Donald Trump
       hat auf der Onlineplattform X erklärt, es sei eine „absolute Schande, dass
       der G20-Gipfel in Südafrika stattfindet“. Er wiederholte erneut seine
       [5][Annahme, in Südafrika werde ein "Völkermord" gegen weiße Farmer
       begangen]. Das Land habe damit kein Anrecht, überhaupt Mitglied der
       G20-Gruppe zu sein, donnerte er.
       
       ## Südafrikas Präsident gibt sich gelassen
       
       Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa hat sich offenbar mittlerweile [6][im
       Umgang mit Trump eine gelassene Haltung angewöhnt]. „Boykott-Politik wird
       nicht funktionieren“, erklärte er. Damit würden sich die USA nur selbst
       schaden, denn: „Sie geben die sehr wichtige Rolle auf, die sie als größte
       Volkswirtschaft der Welt spielen sollten“, so Ramaphosa.
       
       Infolgedessen haben nun Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas
       Präsident Xi Jinping ihrerseits ihr Kommen abgesagt. Beide schicken
       stattdessen aber hochrangig besetzte Delegationen, während die US-Regierung
       überhaupt nicht auftauchen will. Weitere Länder wie Argentinien und Mexiko
       haben ebenso abgesagt.
       
       Beim G20-Gipfel kommen jährlich die wichtigsten 19 Industrie- und
       Schwellenländer zusammen, um sich über wichtige Wirtschaftsthemen
       auszutauschen. Die Europäische Union (EU) und die Afrikanische Union (AU)
       sind ebenso Mitglieder. Die Treffen sollen zudem Plattformen zur Diskussion
       über Klimawandel, Frauenrechte, Migration, Bildung und Terrorismus
       darstellen.
       
       ## Merz sucht Partner in Afrika
       
       Letztlich nehmen also nur 30 Staats- und Regierungschefs beim G20 Treffen
       teil. Südafrikas Präsident Ramaphosa will die Gelegenheit dennoch nutzen,
       die Themen Klimawandel und Katastrophenhilfe, die Finanzierung der
       Energiewende, die Senkung der Verschuldung armer Länder und die Bekämpfung
       globaler Ungleichheit zu Prioritäten für das zweitägige Treffen zu machen.
       Bundeskanzler Merz will nach eigenen Angaben die Reise vor allem dazu
       nutzen, um mit den afrikanischen Staaten einen Dialog über Partnerschaften
       zu führen.
       
       In Südafrika selbst haben Frauenrechtsgruppen am Freitag zu einer
       landesweiten Protestaktion aufgerufen, um die Weltgemeinschaft am Rande des
       Gipfels auf die hohe Zahl an Femiziden im Land aufmerksam zu machen. Die
       NGO „Women for Change“ hat dazu aufgerufen, dass alle Frauen und Mädchen am
       Freitag die Arbeit und Schulen boykottieren sollen, sich schwarz anziehen
       und sich Punkt 12 Uhr lokale Zeit an vorher angekündigten Orten landesweit
       zusammenzukommen, um einen Schweigemoment einzulegen. Dies legte vielerorts
       den Verkehr komplett lahm. Aus Sicherheitsgründen hat die Polizei die
       Zufahrtswege zum Gipfeltreffen für die Demonstrantinnen gesperrt.
       
       22 Nov 2025
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Simone Schlindwein
       
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