# taz.de -- G20-Gipfel in Johannesburg: Südafrika als moralischer Sieger gegen die USA
> Trotz US-Boykott geht der G20-Gipfel in Südafrika erfolgreich über die
> Bühne. „Die Welt macht ihre Arbeit so oder so“, sagt Gastgeber Cyril
> Ramaphosa.
(IMG) Bild: Die Präsidenten Lula aus Brasilien, Ramaphosa aus Südafrika und Lourenco aus Angola beim G20-Gipfel
Der G20-Gipfel der neunzehn größten Industrie- und Schwellenländer plus EU
(Europäische Union) und AU (Afrikanische Union) in Südafrika an diesem
Wochenende markiert einen Wendepunkt in der internationalen Politik. Die
USA übernehmen die G20-Präsidentschaft, womit vier Jahre Führung durch den
„Globalen Süden“ zu Ende gehen, nach [1][Indonesien], [2][Indien],
[3][Brasilien] und in diesem Jahr Südafrika. Aber zugleich boykottierte die
US-Regierung den Gipfel [4][im südafrikanischen Johannesburg] –
US-Präsident Donald Trump nimmt gegen Südafrika eine immer feindseligere
Position ein, warf der Regierung „Völkermord“ an weißen Südafrikanern vor
und nannte den Umstand, dass die G20 in Südafrika tagen, einen „Skandal“.
Südafrika reagierte auf den US-Boykott, indem es zum ersten Mal alle Länder
Afrikas zum [5][G20-Sozialgipfel] einlud, der vor dem Staatengipfel
zivilgesellschaftliche Stimmen zusammenführte. Supra Mahumapelo,
Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im südafrikanischen Parlament,
sprach von einem Meilenstein, und Diplomaten priesen die Stärkung der Rolle
Südafrikas als Führungsnation des afrikanischen Kontinents. Der
Sozialgipfel stellte sich hinter das Recht auf allgemeinen Zugang zu
sauberer und erschwinglicher Energie bis 2030, eine wichtige Zielmarke für
Entwicklungsländer, und rief zu einer „gerechten Transition“ im Umgang mit
dem Klimawandel auf.
Pünktlich zum Gipfel verhängten die USA schließlich ein Einreiseverbot
gegen Südafrikas ehemalige Außenministerin [6][Naledi Pandor]. Sie habe vom
zuständigen US-Konsulat die Nachricht erhalten, dass ihr gültiges US-Visum
aus dem Jahr 2024 widerrufen sei, teilte die heutige Vorsitzende der
Nelson-Mandela-Stiftung mit. Pandor, 2019-24 in der Regierung, hatte im
Dezember 2023 als damalige Außenministerin [7][die Klage Südafrikas gegen
Israel beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag] wegen Verstößen gegen
die UN-Völkermordkonvention in Gaza eingereicht.
Das US-Einreiseverbot sei eine Warnung an alle afrikanischen Stimmen, die
sich gegen westliche Hegemonie stemmen, sagten südafrikanische
Kommentatoren dazu. Man dürfe sich davon nicht beeindrucken lassen: Selbst
Nelson Mandela habe einst in den USA auf der Terrorliste gestanden.
Südafrika müsse sich stärker auf die Solidarität des Globalen Südens
funktionieren und Afrika müsse als geeinte Kraft auftreten, die man nicht
herumkommandieren kann.
## Gerüchte und Dementis zwischen Pretoria und Washington
Das erratische Verhaltens Washington sorgte für Frust bei den
südafrikanischen G20-Gastgebern. Gerüchte, wonach die USA in letzter Minute
doch noch kommen würden, zerschlugen sich kurz vor dem Gipfel. „In der
elften Stunde“ habe Washington den Boykott zurückgezogen und eine Teilnahme
verlangt, als alles schon logistisch vorbereitet war, erklärte Südafrikas
Regierung. Die US-Regierung dementierten dies jedoch als „Frechheit“. Am
Ende gab es dann doch noch eine niederrangige Präsenz der USA als nächster
G20-Gastgeber. Aber die Zeremonie zur Übergabe der Präsidentschaft von
Südafrika an die USA wurde protokollarisch heruntergestuft.
Die USA scheiterten auch mit ihrem Versuch, die Verabschiedung einer
[8][gemeinsamen Gipfelerklärung] zu verhindern. „Südafrika wird eine
Erklärung veröffentlichen“, insistierte Präsident Cyril Ramaphosa und
betonte, der Gipfel könne nicht Geisel des politischen Theaters einer
einzelnen Nation werden.
Die Legitimität der G20-Runde hänge nicht von der Anwesenheit der USA ab,
so Ramaphosa weiter: „Die USA sind Mitglied der G20. Aber die Welt macht
ihre Arbeit so oder so.“ Südafrikanische Beobachter werten das Verhalten
der USA als Einladung vor allem an China, eine noch stärkere Rolle als
alternative Führungsmacht im Globalen Süden zu spielen, während die
moralische Autorität des Westens schwindet.
Dies spiegelt sich auch in der [9][G20-Abschlusserklärung] wieder. Sie
spricht sich für eine höhere Förderung strategischer Rohstoffe in
Entwicklungsländern aus, mit mehr Wertschöpfung vor Ort – dazu gehören
Kupfer, Kobalt und Lithium, die alle in großen Mengen in Afrika gefördert
werden. Sie betont die Notwendigkeit, das internationale Finanzsystem
zugunsten der ärmsten Länder zu refomieren und die „Ungleichheit des
Wohlstands und der Entwicklung sowohl in als auch zwischen den Staaten“
anzugehen. [10][Ungleichheit] war eines der zentralen Gipfelthemen
Südafrikas gewesen.
## Künstliche Intelligenz als Cyber-Angriffstool
Ein gerade für Afrika immer wichtigeres Thema war der Umgang mit
Künstlicher Intelligenz (KI). Auf einem vorbereitenden [11][Treffen des
Wirtschafts-, Sozial- und Kulturrats der Afrikanischen Union] war eine
demokratische Kontrolle von KI-Systemen gefordert worden. Die
G20-Gipfelerklärung bekräftigt die Forderung nach Inklusion und lobt
Südafrikas Bemühen, während seines G20-Vorsitzes die globale Diskussion
über dieses Thema voranzubringen.
Pünktlich zum Gipfel war eine Studie veröffentlicht worden, wonach
Cyberangriffe in Afrika zunehmend KI-gesteuert seien: automatisierte
Verfahren für Identitätsklau, Phishing und Hacking. Laut dem „[12][African
Perspectives on Cybersecurity Report 2025“] ist Äthiopien das am schwersten
von Cyberangriffen betroffene Land, während Nigeria die größte Anzahl
solcher Angriffe vermeldet, mit 4.200 pro Zielorganisation pro Woche – der
weltweite Durchschnitt liegt bei unter 2000.
„KI ist nicht bloß eine weitere Technologie, es ist eine Infrastruktur der
Macht, die unser Arbeiten, Lernen und Regieren prägt“, sagte Sanjay Puri,
Präsident des zivilgesellschaftlichen Netzwerks Knowledge Networks. „Wahre
Sicherheit entsteht, wenn AI-Systems inklusiv, transparent und kollektiv
verwaltet werden. Afrika muss dabei mit am Tisch sitzen.“
Mitarbeit: Dominic Johnson
23 Nov 2025
## LINKS
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(DIR) [6] https://en.wikipedia.org/wiki/Naledi_Pandor
(DIR) [7] /Anklage-wegen-Voelkermord/!5981347
(DIR) [8] https://g20.org/wp-content/uploads/2025/11/V2-22-November-Final-G20-South-Africa-Summit-22-23-November-.pdf
(DIR) [9] https://g20.org/wp-content/uploads/2025/11/V2-22-November-Final-G20-South-Africa-Summit-22-23-November-.pdf
(DIR) [10] /Ungleichheit-waechst/!6131336
(DIR) [11] https://ecosocc.au.int/en/events/2025-10-22/g20-solidarity-action
(DIR) [12] https://www.itedgenews.africa/check-point-2025-report-ai-powered-cyber-attacks-surge-across-africa/
## AUTOREN
(DIR) Savious Kwinika
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