# taz.de -- UN-Klimakonferenz in Brasilien: Vorreiter Deutschland steigt ab
       
       > Die Kanzler-Rede im Vorfeld der COP ist wenig ermutigend. Seine simple
       > Botschaft lautet: More of the same. Beschleunigen wird er den Klimaschutz
       > kaum.
       
 (IMG) Bild: Dringenden Säuberungsbedarf hat dieser Fluss unweit von der COP30 im brasilianischen Belem
       
       Friedrich Merz’ Rede auf dem Treffen der Staatschef*innen vor Beginn der
       UN-Klimakonferenz in Belém war, anders lässt es sich nicht sagen, peinlich.
       Er sprach auf globaler Bühne davon, „Wettbewerbsfähigkeit mit Klimaschutz
       zu verbinden“ – die Wettbewerbsfähigkeit aller gegen alle? Das Wort steht
       schon auf europäischer Ebene nur für sinkende Löhne und Deregulierung. Auf
       globaler Bühne verliert es jeden Sinn.
       
       Die einzige Technologie, die Merz erwähnte, war die [1][unterirdische
       CO₂-Speicherung], deren langfristiger Nutzen noch völlig unklar ist. Über
       den Ausstieg aus den Fossilen verlor Merz kein Wort. Natürlich nahm er „die
       Wirtschaft“ in Schutz: Sie sei „der Schlüssel, um unser Klima noch besser
       zu schützen“. Das wäre glaubwürdiger, wenn wichtige Teile der Chemie-,
       Stahl und Auto-Industrie nicht gerade ihre jahrzehntelange
       Verzögerungskampagne gegen Klimaschutz hochschrauben würden.
       
       So spricht jemand, der nicht verstehen will, dass zwei der zentralen Themen
       des 21. Jahrhunderts die rasche Stabilisierung des Klimas und die Folgen
       der Erderhitzung sind. [2][Diese Klimakonferenz] wird dabei keinen
       Durchbruch bringen. Seit der Einigung auf das 1,5-Grad-Ziel 2015 in Paris
       ging es um die Details dieser Abmachung, ab diesem Jahr geht es vor allem
       um die Umsetzung, um Partnerschaften und Bündnisse in bestimmten
       Problembereichen wie der [3][CO₂-Bepreisung].
       
       Längst ist der Klimaschutz in der echten Welt außerhalb der Konferenzhallen
       wichtiger – und zum Beispiel beim Erneuerbaren-Ausbau schneller – als der
       Fortschritt der UN-Verhandlungen. Aber auf den Klimagipfeln wird darum
       gerungen, wer Geld für Klima-Anpassung bereitstellen muss. Es geht um Wege
       zu einer gerechten postfossilen Wirtschaft und darum, welchen Beitrag
       Naturschutz zum Klimaschutz leisten kann – immerhin hier hat Merz Geld für
       die brasilianische Initiative eines [4][Tropenwaldfonds] versprochen.
       
       Kurz: Das „Ob“ des Klimaschutzes entscheidet sich in der echten Welt, das
       „Wie“ kann auf den Konferenzen maßgeblich beeinflusst werden. Merz’ Rede
       sendet vor allem ein Signal: Wir machen weiter Klimaschutz oder tun
       wenigstens so, aber beschleunigen werden wir gar nichts. Damit
       verabschiedet sich Deutschland von seiner traditionellen Rolle als
       Vorreiter. Die Selbstverzwergung der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt
       geht munter weiter. In Belém wird sich zeigen, ob die entstehende Lücke
       vakant bleibt oder von China oder einem Bündnis von Staaten des Globalen
       Südens gefüllt werden kann.
       
       9 Nov 2025
       
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 (DIR) Jonas Waack
       
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