# taz.de -- Deutschland auf der UN-Klimakonferenz: Abgeordnete durfte wegen „Pali-Tuch“ nicht in Veranstaltung
> Linkenpolitikerin Charlotte Neuhäuser wollte ein Event im deutschen
> Pavillon beim Klimagipfel besuchen, wurde aber wegen ihrer Kufiya
> abgewiesen.
(IMG) Bild: Charlotte Neuhäuser, hier im Bundestag, wurde im deutschen Pavillon wegen ihrer Kufiya abgewiesen
Eigentlich wollte Charlotte Neuhäuser am Montagabend an einem Empfang am
deutschen Pavillon der [1][Weltklimakonferenz COP30] teilnehmen. Die
Bundestagsabgeordnete der Linken ist als Beobachterin in die brasilianische
Amazonasmetropole Belém gereist. Doch dazu kam es nicht – wegen ihrer
Kufiya.
Gegen 19 Uhr, erzählt sie der taz, sei sie gemeinsam mit einem Kollegen zum
deutschen Pavillon gegangen. Sie habe den ganzen Tag eine Kufiya getragen,
in Deutschland auch als Palästinensertuch bekannt. Dort habe sie eine
Mitarbeiterin angesprochen und erklärt, dass „alles zu
[2][Israel/Palästina]“ nicht erlaubt sei. Neuhäusers Begleiter, mit dem die
taz ebenfalls sprach, habe daraufhin nachgefragt, auf welcher Grundlage.
Die Mitarbeiterin habe geantwortet, die Kufiya sei „antijüdisch“.
Neuhäuser, die sich nicht als Abgeordnete vorgestellt hatte, wollte keine
Diskussion beginnen und verließ daraufhin den Ort.
„Ich finde es zutiefst beschämend und undemokratisch, dass man im deutschen
Pavillon keine Kufiya tragen darf“, sagte die 26-Jährige, die im Ausschuss
für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sitzt. Die Kufiya sei
„ein Ausdruck der Solidarität mit der palästinensischen Zivilbevölkerung
und ein Zeichen internationaler Solidarität mit allen Menschen“.
Deutschland, kritisiert Neuhäuser, wolle offenbar „die deutsche Staatsräson
von Berlin bis Belém durchsetzen, auf Kosten der Grundrechte“.
Neuhäuser betont, sie habe die Kufiya den ganzen Tag getragen und nirgendwo
Probleme gehabt – außer am deutschen Stand. Tatsächlich tragen auf der
Konferenz viele Menschen das Tuch, ebenso sind häufig Pins mit
palästinensischen Symbolen zu sehen. In Brasilien, wie in weiten Teilen
Lateinamerikas, ist die Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung
groß. Brasilien hat Palästina als Staat anerkannt.
## Regierungssprecher räumt Fehler ein
Die Mitarbeiterin am Pavillon soll sich auf den „Code of Conduct“ berufen
haben. Einen solchen [3][Kodex] gibt es tatsächlich: Er regelt das
Verhalten bei Veranstaltungen der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC). Eine
Passage, die das Tragen von Kufiyas verbietet, enthält er jedoch nicht.
„Das war ein ärgerlicher Fehler“, sagt Stephan Gabriel Haufe,
Pressesprecher der deutschen COP-Delegation, der taz. „Aber es war nicht
politisch motiviert, es wurde überreagiert.“ Er spricht von einem
„Missverständnis“. Explizit antiisraelische oder antipalästinensische
Äußerungen seien verboten, betont Haufe, aber Menschen mit Kufiyas können
selbstverständlich an den Veranstaltungen im deutschen Pavillon teilnehmen.
Offenbar sei es „beim Briefing der Mitarbeitenden zu einem Fehler
gekommen“. Eine Entschuldigung werde folgen.
11 Nov 2025
## LINKS
(DIR) [1] /Weltklimakonferenz/!t5018328
(DIR) [2] /Schwerpunkt-Nahost-Konflikt/!t5007999
(DIR) [3] https://unfccc.int/about-us/code-of-conduct-for-unfccc-conferences-meetings-and-events
## AUTOREN
(DIR) Niklas Franzen
## TAGS
(DIR) Weltklimakonferenz
(DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
(DIR) Die Linke
(DIR) Social-Auswahl
(DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt
(DIR) Weltklimakonferenz
(DIR) Schwerpunkt Klimawandel
(DIR) wochentaz
(DIR) Gaza-Krieg
(DIR) Hamas
## ARTIKEL ZUM THEMA
(DIR) Rüstungsexporte vor Gericht: Klagen gegen Waffenlieferungen nach Israel erfolglos
Sechs Palästinenser haben gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel
geklagt. Das Berliner Verwaltungsgericht sieht die Klagen als unzulässig
an.
(DIR) COP30 in Brasilien: Aktivist*innen stürmen Klimakonferenz
Das Gelände wurde temporär evakuiert. Am Mittwochmorgen soll es aber wieder
öffnen, sodass die Verhandlungen weitergehen können.
(DIR) Klimarisiko-Index 2024: Vom Klimawandel angeheizte Tropenstürme verwüsteten Inseln
Zwei Karibikinseln liegen auf dem Klimarisiko-Index vorn, der bei der
Klimakonferenz vorgestellt wurde. Die Erderhitzung setzt sie immer größeren
Gefahren aus.
(DIR) Susan Neiman über Moral und Bosheit: „Ich lebe gerne in Neukölln“
Die Moralphilosophin Susan Neiman kritisiert Trump, „Wokeness“ und den
deutschen Umgang mit Antisemitismus. Jetzt schreibt sie ein Buch über das
Böse.
(DIR) Chancen für eine Zwei-Staaten-Lösung: Zwei Völker, ein Schicksal
Auf Einladung von Ha’aretz und Heinrich Böll Stiftung wurden in Berlin
„Bruchlinien und Zukünfte“ im Verhältnis von Israel, Gaza und Deutschland
diskutiert.
(DIR) Debatte um Palästinensertuch Kufiya: Shitstorm gegen Gedenkstätte Buchenwald
Ein internes Papier stellt palästinensische Symbole unter
Antisemitismusverdacht. Der Gedenkstättenleiter verspricht eine
Überarbeitung.