# taz.de -- Rente, Familienunternehmer, AfD-Jugend: Die Brandmauer schützt – solange es nicht brennt
       
       > Familienunternehmer rechnen durch, was sie an woker oder was sie an
       > rechtsoffener Kundschaft verdienen können. Die AfD-Jugend gründet sich
       > wetterfest.
       
 (IMG) Bild: Weißer Tesla Y auf einem Abschleppwagen: Elon Musk denkt seine Autos eher als Modeartikel
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in dieser Woche?
       
       Friedrich Küppersbusch: Netanjahu will begnadigt werden.
       
       taz: Und was wird besser in dieser?
       
       Küppersbusch: Gaza auch.
       
       taz: Rossmann verlässt den rechten [1][Verband der Familienunternehmer].
       Was hilft noch gegen den Zusammenschluss von Rechten und Kapital?
       
       Küppersbusch: Mählich schält sich die Tücke der Brandmauer hervor: Sie
       schützt – solange es nicht brennt. Züngeln die Flammen aus dem steten
       Glimmen, wie also ungefähr: jetzt – war’s schön, dass wir mal drüber
       geredet haben, aber ja leider nicht realistisch. Die „Arbeitsgemeinschaft
       selbständiger Unternehmer“, wie die schrecklich fette Familie bis neulich
       noch hieß, rechnet durch, was sie an woker oder was sie an rechtsoffener
       Kundschaft verdienen kann. Zudem hat die FDP die Planstelle als beflissener
       Quisling des Kapitals geräumt und – das ist nun wirklich Weimar – da möchte
       man sich mit der AfD etwas Passendes heranziehen. Das ist Marktwirtschaft:
       Politik gegen Arbeitnehmer kann man hier überall kaufen. Helfen würde eine
       Positivliste von stabilen Firmen, bei denen man solidarisch einkaufen kann.
       taz, fass!
       
       taz: Der Papst hat den türkischen Präsidenten Erdoğan ermahnt, die
       Menschenrechte zu achten. Welche Wunder können wir erwarten? 
       
       Küppersbusch: Das scheint nicht der resignierte Pfaffe zu sein, der
       sonntags zu den drei Senioren mit Hut in die leere Kirche schallert.
       [2][Leo XIV wählt für seine erste Reise ein schweres Auswärtsspiel], muss
       Erdoğan behutsam am Menschenrecht massieren und einer winzigen katholischen
       Minderheit Mut machen. Klar findet Landsmann Trump diesen Erdoğan auch
       dufte und ist die Geste entsprechend schwer zu lesen. Vielleicht müssen
       sich Gläubige neuerdings selber ihren Teil denken. Das wär ja mal was.
       
       taz: Bei der Debatte ums schwarz-rote Rentenpaket war die Junge Union
       tagelang der Stachel im Fleisch der Partei. Sind die plötzlich links?
       
       Küppersbusch: Nee, zu doof. Erzwungen haben sie, dass die
       „Rentenkommission“ früher kommt, wo die grässlichen Sozis wieder ihre
       untoten Forderungsmumien auf den Tisch knallen: Beamte und Selbstständige
       in die Gesetzliche Rentenversicherung, als nette Folklore auch die
       Abgeordneten, Anhebung von Kappungsgrenzen und allerhand sozialistischer
       Kram. In der Rentenversicherung stecken Leistungen, für die nie einbezahlt
       wurde: DDR-Renten, Mütterrenten, Renten für Bergleute und Spätaussiedler.
       Allein deshalb ist der Laden defizitär und schluckt Steuergeld. Umgekehrt
       wird die Union das Rentenalter hochschrauben und Frührenten mindern wollen.
       Das alles greift erst nach 2031, wenn die Jungunionisten die Regierung
       erben wollen und leider die Wahl verlieren, wegen der schmerzhaften
       Rentenreform.
       
       taz: Wird die AfD mit ihrer neuen [3][Jugendorganisation] noch
       gefährlicher?
       
       Küppersbusch: Unverbietbarer. Die alte Junge Alternative war ein formal
       unabhängiger Verein, der durch einen bloßen Verwaltungsakt des
       Innenministeriums hätte verboten werden können. Kein Wundermittel, bei
       Compact scheiterte Nancy Faser damit. Die AfD zog, einmal gewarnt, die
       Notbremse und stellt die neue Generation Deutschland als Parteigliederung
       auf. Die wird man nur noch durch das umstrittene Parteiverbotsverfahren
       los, das Innenministerium ist nicht mehr zuständig. Das gleiche Personal
       mit den gleichen Inhalten – bald genauso „gesichert extrem“ eingestuft –
       ist also in ein wetterfestes Gefäß verpackt. Und damit gefährlicher. So
       zockt die AfD zwischen den Zeilen: „Parteiverbot – traut Ihr Euch ja eh
       nicht.“ Charmant.
       
       taz: Tesla gegen TÜV: Der [4][Tesla Y ist beim TÜV-Report] 2025 auf dem
       letzten Platz gelandet. Was kann deutsche Penibilität gegen Menschen wie
       Musk ausrichten? 
       
       Küppersbusch: Wenn man eine sehr schwere Batterie auf die Achse schraubt
       und die Bremsen zugleich neuen Strom durch Rekuperation erzeugen, wäre es
       vorausschauend, eben starke Achsen und Bremsen einzubauen. Hier fand der
       TÜV die Mängel. Elon Musk denkt seine Autos eher als Modeartikel,
       traditionelle Hersteller fürchten den Unmut der Kunden. Oder der TÜV hat
       halt Mercedes und VW sehr lieb, kann auch sein.
       
       taz: Latein ist nicht mehr erste Amtssprache im Vatikan. Was könnte der
       Gottesstaat noch tun, um cooler zu werden? 
       
       Küppersbusch: Ich musste noch „Großes Latinum“ machen, bei meinen Kindern
       gab’s kein „groß“ und „klein“ mehr. Und jetzt diskriminiert mich noch der
       Vatikan. Jugendaffin wäre, die Weihnachtsmesse von Susanne Daubner lesen zu
       lassen. Das ist crazy.
       
       taz: Und was macht der RWE? 
       
       Küppersbusch: Auf einem Flyer von offenbar obenrum Hohligans wurden „Frauen
       in den ersten Reihen“ des Fanblocks abgelehnt. Darauf rief „RWE für
       Toleranz“ Frauen dazu auf, nun erst recht ans Gitter zu drängen. Das fanden
       viele prima, bis sich herausstellte: Die Initiative war ein Fake der
       verfeindeten Fans der MSV Duisburg. Ich hoffe, Ihr habt Spaß.
       
       Friedrich Küppersbusch ist Journalist, Produzent und kein
       Familienunternehmer. 
       
       Fragen: Marco Fründt
       
       30 Nov 2025
       
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